Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
stand Polly Philipps am Fenster und schrie sich die Seele aus dem Leib, wodurch sie die Aufmerksamkeit der Vampire auf sich zog.
Unter dem Vorwand, auf Trevor zu warten, der noch im Sporttraining war, ging Gareth im Schulhof auf und ab.
Du läufst wie die Katze um den heißen Brei herum
, schimpfte er innerlich mit sich, als er zum x-ten Mal am Sitz des Nox-Klubs vorbeiging.
Dass er jetzt schon mit sich selbst stritt, gab ihm den Rest. Eigentlich drängte es ihn gar nicht so sehr, mit Farland zu sprechen, doch der Moment war ideal.
Um die Zeit würde Vaughan nicht vorbeikommen und könnte sich nicht einmischen. Gareth wusste nur allzu gut, dass er nicht in seiner Gunst stand …
Kein Wunder!
, dachte er ironisch.
Die Abneigung beruhte im Übrigen auf absoluter Gegenseitigkeit: Der neue Geschichtslehrer hatte die Beziehungen unter seinen Schülern ganz klar durchschaut, und Gareth wollte ihm das Vergnügen gönnen, einmal mehr die klägliche Figur des zurückgewiesenen Verehrers abzugeben.
Verdammt! Zum Teufel mit dir, Win!
Wenn er sich bloß nicht solche Sorgen machen würde, dann hätte er nie an diese Tür geklopft.
Seine Fingerknöchel pochten auf die glatte Holzfläche.
Jetzt war es zu spät für einen Rückzieher.
Er seufzte und wartete auf ein Geräusch, auf ein Licht, das eingeschaltet wurde …
»Chiplin?!«, wunderte sich Nerys Maddox, als sie die Tür öffnete.
Gareth erkannte sie nur, weil sie das einzige Mädchen der Gruppe war. Sie dagegen sah ihn bestens, auch in der Dunkelheit.
»Hallo«, erwiderte er mit gespielter Ungezwungenheit, »ich wollte zu Farland.«
»Hat er wieder etwas angestellt?«, erkundigte sie sich mäßig interessiert.
Der Junge schüttelte den Kopf.
»Er nicht.«
Endlich machte Nerys die Tür ganz auf und knipste ein Licht an, das beide für einen Augenblick blendete.
Sie trug einen schlichten, dunkelblauen Trainingsanzug, sah aber trotzdem perfekt aus. Das war Teil der Anziehungskraft der Nox, sagte Gareth sich und runzelte die Stirn.
»Komm rein, ich rufe ihn.«
Sie ging mit elastischen Schritten zur Treppe, und er musste wohl oder übel eintreten.
»Cameron! Du hast Besuch!«, rief die Vampirin mit nur ganz leicht erhobener Stimme.
Angeberische Blutsauger!
, dachte Gareth wenig freundschaftlich. Eleri war nie so wohlerzogen, wenn einer seiner Freunde ihn besuchen kam.
Farland kam ohne Eile die Treppe herunter.
»Er möchte dich sehen, Cam«, verkündete Nerys und entfernte sich rasch.
Der Nox wirkte nicht sehr erstaunt.
»Gehen wir raus«, schlug er vor, denn er konnte sich vorstellen, worüber Gareth sprechen wollte.
Gareth ging ihm voraus in die kühle Abendluft und zündete sich eine Zigarette an.
»Hast du etwas von Llewelyn gehört?«, fragte er und stieß mit jedem Wort Rauch aus.
»Ich hatte gehofft, du hättest etwas von der jungen Starr gehört«, erwiderte der Nox und stellte sich so, dass er dem Rauch ausweichen konnte.
Es war surreal. Gareth mochte die Vampire nicht, und Farland mochte er am allerwenigsten. Zumindest, bis Llewelyn ihm Winter weggeschnappt hatte …
»Sie sind zusammen weggegangen«, sagte er beiläufig.
Farland verlor sich in der Betrachtung der Baumkronen.
»Wie kommst du darauf?«, fragte er beinahe geistesabwesend.
Gareth hatte den Eindruck, er versuche abzuschätzen, wie viel er wusste, ob er ihm vertrauen konnte.
Er seufzte, doch er konnte es ihm nicht übel nehmen. Sie konnten sich gegenseitig nicht ausstehen.
Ein beredtes Schweigen folgte. Dann nickte der Vampir.
»Okay, einverstanden. Du kennst die junge Starr und ich kenne Rhys. Wir müssen uns zusammentun.«
Die Situation war jetzt nicht mehr nur surreal, sondern wurde langsam richtig peinlich.
»Hat Vaughan auch keine Informationen?«, fragte Gareth vorsichtig.
»Und die Familien?«
Auf diese Weise würden sie keinen Schritt weiterkommen.
»Mir geht es nur darum, Winter zu finden«, erklärte er nach einem Augenblick, »ich will hier keinen Wettstreit veranstalten.«
Er zog beinahe zornig an seiner Zigarette und die Glut färbte sich rot.
Er wusste gar nicht mehr, warum er eigentlich mit dem Nox hatte sprechen wollen. Es war reine Zeitverschwendung, und Winter war inzwischen wer weiß wo. Immer vorausgesetzt, man konnte Rhys Llewelyn überhaupt vertrauen.
»Wenn ich etwas herausbekomme, werde ich es dir sagen. Wäre gut, wenn du dasselbe tätest«, sagte er und wandte sich zum Gehen.
Farland seufzte.
»Kannst dich drauf verlassen«, hörte er
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