Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
aussprechen. Hören wir mal, was sie zu sagen hat …«
Seine Stimme hatte einen beunruhigenden und gleichzeitig betörenden Klang.
Sie war wie schmeichelnde Musik in Winters Ohren und nahm ihre ganze Aufmerksamkeit gefangen.
Dass sie den dritten Vampir zu lang aus den Augen gelassen hatte, begriff sie erst, als es zu spät war.
»Komm, erzähl das auch unserem Chef, Kleines«, flüsterte er mit tonloser Stimme und legte ihr einen Arm um den Hals.
Er versuchte nicht, sie zu ängstigen, sondern würgte sie nur ganz kurz, um ihr klarzumachen, dass sie in der Falle saß.
Rhys versetzte ihm einen Fußtritt in den Rücken.
Der Vampir krümmte sich vor Schmerz und lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Winter. Dabei verlor sie das Gleichgewicht, und beide sanken zu Boden.
In perfekter Synchronizität fielen seine beiden Kumpane über Rhys her, Kriegsmaschinen, die es gewohnt waren, zusammen zu kämpfen.
Der Vampir, der Winter festhielt, stand rasch wieder auf.
»Wir laufen jetzt langsam los«, murmelte er und zwinkerte ihr sogar zu, als wären sie alte Freunde.
Er hob sie auf und wollte sie sich schon über die Schulter werfen, als Winter so unvermittelt zu schreien anfing, dass er für einen kurzen Moment verwirrt war, was Winter ausnutzte, um ihm mit aller Kraft das Knie ins Brustbein zu rammen.
Der Vampir stieß einen Schmerzenslaut aus, ließ sie aber nicht los.
»Halt still, Mädchen!«, zischte er wütend.
Rhys traf einen Gegner mit der Faust auf die Nase.
Blut spritzte.
Winter schlug immer noch um sich wie eine Verrückte. Ihr Angreifer lockerte den Griff, und sie entglitt seinen Händen. Ein weiterer Fußtritt traf ihn.
Winter stützte sich an ihm ab, um mit einem geschickten Sprung aus seiner Reichweite zu kommen. Im gleichen Moment riss Rhys die Vampirin zu Boden.
Er krallte ihr seine Finger ins Gesicht, und sie kreischte vor Schmerzen.
Sie hätten noch länger Widerstand leisten, ihren Gegnern vielleicht ernsthaft wehtun können, doch beiden war klar, dass sie die Vampire nie besiegen würden.
Sie liefen zueinander hin. Die Schulgebäude waren ihnen noch nie so weit weg vorgekommen …
Winter wollte nicht davonlaufen. Madison würde für ihre Flucht bezahlen müssen. Doch Rhys packte ihr Handgelenk und zog sie mit sich.
Sie hielten erst an, als sie das Ufer des Elwy erreichten.
R hys führte sie zu einem umgefallenen Baumstamm, wo sie sich setzten konnte, und ließ ihre Hand los. Er war fuchsteufelswild.
»Hast du es so verdammt eilig mit dem Sterben?«, platzte er heraus und durchbohrte sie mit einem feurigen Blick. »Was zum Teufel ist in dich gefahren?«
Winter wollte seufzen, doch aus ihrem Mund kam etwas, das eher nach einem Schluchzen klang.
Sie hielt sich einen Arm vor das Gesicht, doch der Junge war viel zu wütend, um die Sache auf sich beruhen zu lassen.
»Winter, weißt du eigentlich, in welche Gefahr du dich da begeben hast?«
Sein Tonfall war jetzt etwas weniger aggressiv. Er näherte sich und versuchte mehrmals, ihren Blick einzufangen.
Sie wich ihm jedoch hartnäckig aus.
Sie war untröstlich. Ihr Plan hatte die Situation nur noch verschlimmert.
Bravo, gut gemacht, Winter!
»Ich musste es einfach versuchen«, murmelte sie.
Rhys schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
»Nein! Musstest du nicht!«
Der Zorn packte ihn erneut. Der Gedanke, dass er sie beinahe verloren hätte, machte ihn rasend.
»Du musstest in Sicherheit bleiben … Das war es, was du versuchen solltest!«
Winter warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
»Sie haben Madison gefangen genommen!«, schrie sie. »Was hätte ich tun sollen? Ruhig zu Hause warten, bis sie sich entscheiden, mich zu holen? Meine beste Freundin ist wegen mir in Gefahr, komm mir nicht mit solchen Sprüchen, dass ich einfach so tun soll, als ob nichts wäre. Wenn dies das Leben der Familien und des Ordens ist, nun, dann mache ich da nicht mit!«
Rhys seufzte resigniert.
»Winter, wir alle suchen sie … und du bist viel zu kostbar, als dass es der Rat hinnehmen könnte, dass jemand dich erpresst.«
Winter schüttelte den Kopf.
»Verstehst du denn nicht, Rhys? Niemandem von den Familien oder dem Orden geht es um Madison. Solange sie mich in Sicherheit wähnen, wird niemand sich bemühen, sie zu finden.«
Der Vampir gab auf.
Er umarmte sie fast zu heftig.
»Win, du bist nicht allein: Die Chiplins sind auf deiner Seite, Vaughan ist auf deiner Seite … ich …«
Winter spürte einen Stich in der
Weitere Kostenlose Bücher