Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
richtig.
Während sie sich ihren Gefühlen ergaben, riss Winter mit einer unmerklichen Bewegung das Amulett weg. Sie brauchte es nicht mehr.
Wieder küssten sie sich. Rhys fasste sie mit einer Hand um die Taille. Zart und kraftvoll zugleich stützte er ihren Rücken. Seine Hand fuhr bis zum Nacken hoch. Drückte sie, bis es beinahe schmerzte.
Ihr Blut geriet in Wallung.
Dann trat ein unmenschliches, beunruhigendes Funkeln in den Blick des Vampirs.
Er hielt sie fest, als er erkannte, dass er die Kontrolle zu verlieren drohte. Mit den Lippen berührte er ihre Wangen, bedeckte ihr Kinn mit Küssen. Er nahm ihr Ohrläppchen zwischen die Zähne, knabberte ganz leicht daran.
Winter zuckte zusammen. Schauer rieselten ihr über den ganzen Körper.
Wohlig seufzend neigte sie ihm ihr Gesicht zu.
Rhys ballte die Faust und packte ihre Haare im Nacken.
Widerstrebend musste sie das Gesicht abwenden.
Dann gab es für ihn nichts mehr außer ihrem weißen Hals, ihrer samtweichen Haut, dem leichten Pulsieren des Bluts in ihren Adern.
Ich liebe dich
, dachte er und schlug die Zähne in ihr Fleisch.
Das Blut spritzte in seinen Mund und machte ihn trunken.
W inter fühlte, dass alle Schranken niedergerissen wurden.
Sie wollte Rhys ihr Blut und sich selbst schenken.
Als seine Zähne in ihren Hals eindrangen, entfuhr ihr ein leiser Schmerzenslaut. Sie spürte ihn trinken, saugen.
Sie hörte seine Seufzer, während er sich an ihrem Blut labte, nahm seine entfesselte, wilde Freude wahr.
Eine tödliche Freude.
Rhys seufzte vor Wonne und trank weiter. Er konnte nur noch an den Wohlgeruch der Flüssigkeit denken, die in seinen Mund strömte.
Der DURST ließ allerdings nicht nach, sondern nahm immer mehr zu.
Es gab kein anderes Mittel, ihn zu löschen, als dieses machtvolle Blut zu trinken.
Er wollte es sich einverleiben, spüren, wie es durch seinen eigenen Körper floss.
Er saugte, bis er dem Ersticken nahe war.
Es gab nichts anderes mehr.
Winter fühlte, dass ihre Kräfte langsam schwanden.
Sie war benommen, bekam keine Luft mehr.
Instinktiv begann sie ihn von sich zu stoßen, versuchte vergeblich, ihn von sich wegzudrängen. Sie wurde sich bewusst, dass sie sterben würde.
Und sie konnte ihre Angst nicht mehr bezwingen.
»Rhys«, rief sie mit einem erstickten Stöhnen.
Der Schmerz wurde beinahe unerträglich.
Sie erkannte, dass sie ihm Einhalt gebieten musste, und mit ebensolcher Klarheit wusste sie, dass es schon fast zu spät war.
Rhys war ganz in seinem DURST versunken, die MACHT war zu stark und rief nach immer noch mehr Blut.
Winter nahm ihre letzten Kräfte zusammen und versuchte sich aus seiner Umarmung zu befreien.
Jetzt zitterte sie nur noch aus Angst.
»Hör auf«, flehte sie und versuchte, sich gegen den Teil in ihr aufzulehnen, der sich dem schrecklichen und grausamen Strudel der Gefühle ergeben wollte.
»Hör auf!«
In einem letzten, verzweifelten Versuch begann sie nach ihm zu schlagen.
Doch ihre Schläge waren viel zu schwach, als dass er sie überhaupt bemerkt hätte.
Da schmetterte sie ihm ihre ganze Angst entgegen und konnte für einen Augenblick in seine Wahrnehmung eindringen.
Tränen der Angst und des Schmerzes liefen ihr über das Gesicht.
»Ich bitte dich …«
Sie verlor zu viel Blut.
Rhys erbebte. Er zögerte einen Moment, dann bemühte er sich, wieder aufzutauchen.
Winter versuchte verzweifelt freizukommen, ihre Hände zerkratzten die Erde auf der Suche nach der Halskette.
Sie wollte nicht sterben …
Sie konnte noch nicht sterben.
Endlich gelang es ihr, die Silberkette zu ertasten, sie krümmte die Finger, um sie zu sich herzuziehen. Erst, als der Kristall in ihre Handfläche rollte, konnte Winter sich der tödlichen Umarmung entziehen.
Sie stand auf.
Als sie weglief, schaute Rhys ihr mit einem schmerzerfüllten Blick nach, die Lippen noch feucht von scharlachroten Tropfen.
Das Beben, das seinen Körper ergriff, wurde zu einem Schluchzen.
Taumelnd konnte Winter sich bis zur Schule schleppen und hielt dabei die aufgeknöpfte Bluse an sich gedrückt.
Sie fühlte sich schwach, ihr war schwindlig.
Sie zitterte immer noch, und ihr Hals brannte wie verrückt. Sie hoffte, die offenen Haare würden das Blut verdecken.
Rhys hatte sie beinahe getötet, allein der Gedanke daran war entsetzlich.
Was haben wir bloß getan?
Das Bild seiner blutverschmierten Lippen würde sie für immer verfolgen.
Mit unsicheren Schritten flüchtete sie sich in die Umkleideräume der
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