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Winter in Prag: Erinnerungen an meine Kindheit im Krieg (German Edition)

Winter in Prag: Erinnerungen an meine Kindheit im Krieg (German Edition)

Titel: Winter in Prag: Erinnerungen an meine Kindheit im Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine K. Albright
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anzusehen. Eine Zeitlang kam es in Großbritannien zu ähnlichen Szenen, als sich Familien, die im Landesinneren in Sicherheit waren, auf Aussichtspunkten versammelten, um das Duell der Spitfires und Hurricanes mit den Messerschmitts zu beobachten. Jeder Erfolg wurde bejubelt und das Spektakel unter vielem »Oh!« und »Ah!« verfolgt. Es war ein atemberaubendes Schauspiel. Die feindlichen Flugzeuge waren am Anfang winzige Punkte am Horizont und wurden rasch immer größer; binnen weniger Sekunden war zu hören, wie das »Kah-tschunk, Kah-tschink« der Triebwerke zu einem Brummen und dann Dröhnen anschwoll. Die Flugzeuge näherten sich in Reihen, ehe sie sich in Gruppen und einzelne Bögen auflösten, sobald sie angegriffen wurden. Die Bomber duckten sich weg und stürzten sich in die Tiefe, weil ihre Piloten möglichst schnell ihre tödliche Fracht loswerden und umkehren wollten. Die Jäger auf beiden Seiten feuerten wild drauf los, suchten die Deckung
von Wolken oder den Vorteil der Sonne im Rücken. Während die Kombattanten aufeinander losgingen, hoben sich die Rauchfahnen ihrer Gewehre vom blauen oder schwarzen Himmel ab, und am Boden markierten aufblitzende Flammen die Stellen, wo 250-Kilo-Bomben Löcher in die Erde rissen. Dorfbewohner und Bauern waren verblüfft, wenn hier und da ein getroffenes Flugzeug auf ihren Feldern landete oder ein Fallschirmspringer in einem Netz aus Nylonseilen herabschwebte. Es kam durchaus vor, dass argwöhnische Einheimische einen RAF-Piloten misstrauisch umringten, sogar auf ihn schossen, bis er sich eindeutig identifizieren konnte.
    Für diejenigen, die in bevorzugten Angriffszielen oder in deren Nähe arbeiteten (ein Kai, ein Flugplatz, eine Geschützstellung oder eine Munitionsfabrik), war der Anblick alles Andere als faszinierend. Hier hatte der Heulton der Sirene eine besonders unheilvolle Bedeutung, weil wenig später ein Kugelhagel auf dem Boden einschlug, hässliche Zylinder herabfielen und Explosionen folgten, die für viele das Letzte waren, das sie spürten oder hörten.
    Nach einem erfolgreichen Angriff kehrten die deutschen Piloten zu ihren Stützpunkten zurück, um den angerichteten Schaden zu melden. Aber noch bevor der Staub sich gelegt hatte, machten sich britische Bodentruppen bereits an die Arbeit, kümmerten sich um die Verwundeten, räumten Trümmer zur Seite, schalteten Generatoren ein und fuhren Kraftwerke wieder hoch. Männer und Frauen, auch Vermittler in den Schaltzentralen und andere zivile Mitarbeiter, inspizierten sorgfältig Landebahnen und markierten Blindgänger mit roten Fähnchen. Anschließend kamen die Bombenräumkommandos und zuletzt die Bautrupps und mischten Beton an, um die Bombenkrater aufzufüllen. Schneller als der Feind es für möglich hielt, wurden Geschütze wiederum feuerbereit gemacht und behelfsmäßige Landebahnen zumindest so gut geflickt, dass Jagdflugzeuge landen und starten konnten. Hafenanlagen wurden repariert. Beschädigte Flugzeuge und verwundete Piloten kehrten in den Dienst zurück. Eine bombardierte Fabrik lief monatelang ohne Dach weiter, die Maschinen wurden von einer riesigen Abdeckplane gegen die Naturgewalten geschützt. Die endlose Arbeitsbelastung erschöpfte die Mechaniker von der Wartung und Reparatur.
Viele blieben monatelang rund um die Uhr im Einsatz, ohne Pause, dösten ab und zu auf Feldbetten, auf dem Boden oder, bei mildem Wetter, im Gras.
    Bei allem Blut und Schweiß konnten die Briten zufrieden registrieren, dass die Deutschen ihrerseits ebenfalls unter Druck gerieten. Die Angreifer hatten geglaubt, dass ihnen schon nach dem ersten Monat schweren Bombardements der Sieg sicher sei. Doch die gegnerischen Radaranlagen waren nicht zerstört worden, der Nachschub an RAF-Flugzeugen und Piloten schien unerschöpflich, und der Weg zu einer risikolosen Invasion war immer noch blockiert. Die Deutschen behielten eine zahlenmäßige Überlegenheit, aber ihre Verluste an Flugzeugen und Personal waren weit höher als erwartet. Die Stuka-Bomber, die den Luftkampf in Frankreich dominiert hatten, waren zu langsam, um den Maschinengewehren zu entgehen, die an den britischen Jägern montiert waren. Ein Pilot der Luftwaffe, der die Ballons und die Flugabwehrgeschütze als »ziemlich heiß« bezeichnete, beklagte sich gegenüber dem Journalisten William Shirer, dass er und seine Kameraden angenommen hätten, dass London in Flammen stehen würde, aber stattdessen seien sie beeindruckt gewesen, wie viel von der Stadt noch

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