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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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Sicherungskopien. Weder von den Fotos, die sie geschossen, noch von alldem, was sie im Laufe einer Woche draußen in der Hütte geschrieben hatte. Es war alles weg.
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, fragte der Polizist, der sie gefahren hatte. Er war ebenfalls ausgestiegen und stand neben ihr, den Rücken unter dem Regen gebeugt.
    Line schüttelte den Kopf. Sie würde auch das noch schaffen.
    »Sind Sie sicher?«, fragte der Polizist. »Wenn ja, müsste ich jetzt zurückfahren.«
    Sie war sicher. Ertrug den Gedanken nicht, eine Menge Formulare ausfüllen zu müssen. Sie wollte nur noch nach Hause und bedankte sich bei dem Polizisten für die Hilfe.
    Als sie allein war, stiegen ihr die Tränen in die Augen. Das linderte den Druck auf der Brust und sie ließ ihnen freien Lauf. Es fühlte sich gut an, im Regen zu stehen und zu heulen.
    Sie weinte sich leer, dann begann sie, praktisch zu denken. Im Kofferraum fand sie eine Rolle Klebeband und ein paar Plastiktüten. Sie riss sie auf und klebte damit das kaputte Fenster zu.
    Im Kofferraum hatte sie auch ein paar Kleidungsstücke. Sie zog den nassen Pullover aus und trockene Sachen an, dann startete sie den Motor.
    Das Knattern der Plastiktüten, die das zerbrochene Fenster ersetzten, ging ihr auf die Nerven. Sie war müde und erledigt, als sie vor dem Haus daheim in Stavern hielt. Die gepflasterte Einfahrt war bedeckt mit braunen Blättern, die der Regen an den Boden klebte.
    Als sie die Autotür hinter sich zuschlug, bog ein anderer Wagen in die Einfahrt. Es war ihr Vater. Sie konnte sehen, dass er erschöpft war. Sein Rücken war gebeugt und er hatte gerötete Augen, aber als er sie sah, lächelte er.
    »Bist du gerade gekommen?«, fragte er und wollte umarmt werden.
    Sie legte die Hand auf seine Schulter und drückte die Wange an sein Gesicht.
    »Wie geht’s dir?«, erkundigte er sich.
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Er ging an ihr vorbei zu ihrem Auto. »Was ist passiert?«
    »Einbruch«, erwiderte sie kurz, während ihr Vater sich den Schaden genauer ansah. »Ich bin ausgestiegen und habe Laptop und Kamera auf dem Sitz liegen lassen. Ganz in der Nähe arbeiteten ein paar Osteuropäer.«
    »Wo ist das passiert?«
    »In Oslo, unten an den Kais.«
    »Hast du Anzeige erstattet?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mache ich morgen übers Internet. Ich denke, ich bekomme etwas von der Versicherung wieder.«
    Ihr Vater betrachtete das kaputte Autofenster. Line fragte sich, wie viel er von dem Doppelspiel wusste, das Tommy betrieben hatte. Irgendwann war sein Deal mit den Fahndern in Oslo bestimmt in den Ermittlungen ihres Vaters aufgetaucht.
    »Lass uns reingehen«, sagte er und riss sie aus ihren Gedanken.
    Line ging direkt ins Bad. Sie zog sich aus und ging unter die Dusche. Das Wasser wurde rasch warm. Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück in den Brausestrahl. Lange blieb sie so stehen und ließ den Gedanken freien Lauf. Ihr Vater und sie hatten immer über alles offen reden können. Das musste auch möglich sein, wenn es um Tommy ging.
    Als sie im Bad fertig war, zog sie einen alten Jogginganzug an, der immer noch in ihrem Zimmer lag, und schaltete die Waschmaschine an. Anschließend saßen sie zusammen am Tisch im Wohnzimmer und aßen Eintopf. Ihr Vater hatte Suzanne von dem aufgebrochenen Auto erzählt.
    »Was ist mit dem Buch, an dem du geschrieben hast?«, fragte Suzanne. »Hast du eine Sicherungskopie?«
    Line schüttelte den Kopf. Sie hatte eine ganze Woche intensiv an der Geschichte gearbeitet. Nun war alles weg. Aber das war es nicht, weswegen sie traurig war. Genau genommen bedrückte es sie nicht. Die Geschichte war fertig entworfen und sie war sich ziemlich sicher, dass sie sie rekonstruieren und besser machen konnte. Anders verhielt es sich mit den zwei Jahren, die sie mit Tommy zusammen gewesen war. Im Moment fühlte es sich so an, als wären zwei Jahre ihres Lebens abhandengekommen.
    »Hast du heute mit Tommy gesprochen?«, fragte ihr Vater, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    »Ja, wir sind uns einig geworden, wie wir es machen«, antwortete sie. »Er sieht sich morgen eine Wohnung an. Am Wochenende packt er seine Sachen und zieht zu einem Freund, bis er eine neue Bleibe gefunden hat.«
    Suzanne stand auf, räumte den Tisch ab und ließ Vater und Tochter allein.
    »Ich habe seine Vernehmung gelesen«, sagte ihr Vater und näherte sich dem unausweichlichen Thema.
    »Es ist nicht ganz so, wie du denkst«, antwortete Line leise.
    Ihr Vater lehnte

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