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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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gehören.«
    Wisting nickte. »Wir hatten das abgehakt«, bestätigte er. »Aber es war keine Blindspur.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Jostein Hammersnes versuchte, ihm das Foto zurückzugeben, aber Wisting nahm es nicht.
    »Das hatte doch nichts mit der Sache zu tun«, sagte Hammersnes. »Eine Blindspur.«
    »Ihre Schuhe«, sagte Wisting und zeigte mit dem Finger auf das Foto. Seine Fingerkuppe berührte das bogenförmige Logo auf den Schuhen. »Modell Nike Main Draw. Genau solche Freizeitschuhe, wie sie durch das Blut am Tatort getrampelt sind.«
    Jostein Hammersnes öffnete den Mund, sagte aber nichts. Die Hand, die das Foto hielt, begann zu zittern.
    Wistings Blick fiel auf die Gummistiefel, die Hammersnes trug. Er hatte die Hosenbeine hineingesteckt. »Wo sind die Schuhe jetzt?«, fragte er und nahm ihm das Foto aus der Hand.
    Jostein Hammersnes schüttelte den Kopf, ohne zu antworten. Sein Blick war unstet.
    »Ich glaube, Sie haben sie verbrannt, als Sie in den Nachrichten hörten, dass die Polizei die Fußabdrücke des Mörders sichergestellt hatte«, sagte Wisting und erinnerte sich an den schwarzen Rauch, der bei seinem letzten Besuch aus dem Schornstein gequollen war, und an den merkwürdigen Geruch in der Hütte.
    »Ich bin sicher, dass unsere Techniker Gummipartikel oder andere Überreste finden werden«, fuhr er fort. »Aber wir haben bereits alle Beweise, die wir brauchen. Alle Hütten hier draußen, in die eingebrochen worden ist, wurden gründlich untersucht. Die Spurensicherung hat alle Fußböden beinahe komplett mit Fußabdruckfolien ausgelegt. Sie haben in Ihrer Hütte dieselben Fußabdrücke gefunden wie in der Blutlache, dachten aber, der Täter wäre einer der Einbrecher, die an beiden Orten gewesen waren.«
    Jostein Hammersnes räusperte sich, sagte aber nichts. Er stand vornübergebeugt, mit eingeknickten Knien und rhyth misch schwankendem Oberkörper. Seine Pupillen hatten sich zusammengezogen und sein Blick wanderte hektisch in alle Richtungen. Die Hand, die den bunten Glastropfen umklammerte, wurde weiß.
    Wisting versuchte, Augenkontakt mit ihm herzustellen, aber Hammersnes’ Blick irrte hin und her wie bei einem Marder in der Schlinge. Das Schweigen zwischen ihnen war wie etwas Physisches, kurz davor zu platzen.
    Für Sekunden war es, als würde Hammersnes’ Blick sich auf etwas hinter Wistings Rücken richten, ehe er weiterhuschte.
    Wisting drehte sich um und schaute in dieselbe Richtung, ehe er wieder Jostein Hammersnes ansah.
    Der Mann stand stumm auf der Terrasse, schluckte. Er blickte unwillkürlich auf den Boden, wo die beiden Reisetaschen standen. Die eine war rot, mit dem Logo einer Bank an der Seite. Die andere war eine schwarze Nylontasche.
    Wisting steuert auf Letztere zu und ging in die Hocke. Er packte die Lasche des Reißverschlusses mit einer Hand, hielt mit der anderen die Tasche fest und öffnete sie.
    Obenauf lag ein blaues Handtuch. Wisting nahm es heraus. Dabei riss er zwei Tausendkronenscheine mit, die in das nasse Gras segelten.
    In der Tasche befanden sich bündelweise Geldscheine. Zwischen den Bündeln ragte ein Pistolenlauf hervor.
    Hinter sich hörte Wisting irgendetwas zersplittern. Er drehte sich um und sah überall auf dem Rasen verstreut bunte Glasscherben liegen.

75
    Wisting steckte die Hände in die Taschen und spürte den kühlen Wind im Gesicht. Schwere, graue Wellen rollten an den Strand.
    Line kam aus der Hütte hinter ihm und stellte ihr Gepäck auf der obersten Treppenstufe ab.
    »Übernimmst du die Fensterläden?«, fragte sie. »Ich will nur noch schnell den Boden wischen, dann bin ich fertig.«
    Wisting drehte sich zu ihr um, lächelte und nickte. Dann ging er zur Hauswand, griff nach dem Fensterladen und setzte ihn vor das große Wohnzimmerfenster.
    Sein Handy klingelte. Das Display verriet ihm, wer dran war. Thomas R ø nningen, der Moderator.
    »Ja?«, sagte Wisting nur, nachdem er die Anruftaste gedrückt hatte.
    Der bekannte Moderator meldete sich mit vollem Namen. »Gratuliere«, sagte er. »Ich kann nicht behaupten, dass ich überrascht über die Aufklärung des Falles bin, aber mich beeindruckt die unglaubliche Ermittlungsarbeit, die Sie geleistet haben. Sie und Ihr Team haben allen Grund, stolz zu sein.«
    Wisting klemmte das Telefon zwischen Schulter und Kinn und bedankte sich, während er den zweiten Fensterladen an seinen Platz setzte. Line winkte ihm aus der Stube zu.
    »Ich nehme an, dass Sie es waren, der sie vernommen und das

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