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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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blieben.
    »Vorsicht mit dem Ding da«, sagte er und deutete mit dem Blick auf den Glastropfen.
    »Woher hast du den?«, fragte Hammer.
    Er wollte ihn ins Licht halten, um ihn zu betrachten, aber im selben Moment glitt er ihm aus seinen plumpen Fingern. Er fiel, aber Hammer presste blitzschnell die Beine zusammen und der Tropfen landete weich in seinem Schoß. Er griff danach und gab ihn Wisting, der die Hand danach ausstreckte.
    »Den habe ich aus Litauen mitgebracht«, erklärte er und brachte ihn vor Hammer in Sicherheit. »Er gehört Jostein Hammersnes«, fuhr er fort. »Darius Plater und seine Kumpane haben ihn aus seiner Hütte mitgehen lassen.«
    »Hammersnes?« Nils Hammer gähnte und legte die Füße auf den Schreibtisch. »Der Typ, der bei Esso ein Würstchenmenü gegessen hat?«
    Wisting lächelte und nickte. »Ich fahre gleich raus und bringe ihm den zurück.«
    »Da freut er sich bestimmt«, sagte Hammer, schien aber nicht zu wissen, was das für Hammersnes bedeutete. »Bist du vor zwölf zurück? Wir wollten den ganzen Fall noch einmal im Team durchgehen.«
    Wisting nickte. Er freute sich auf eine solche Besprechung. Immer noch irrten eine Menge Gedanken durch seinen Kopf, ohne richtig Halt zu finden.
    Hammer nahm die Füße vom Schreibtisch, erhob sich und ging zur Tür.
    Wisting blieb sitzen, ein Gedanke begann sich zu formen, der ihn nicht wieder losließ. Er hörte nicht, was sein Kollege sagte, sondern begann, in dem Stapel Unterlagen zu blättern. Er war überzeugt, dass es eine Antwort gab, die dort die ganze Zeit gelegen hatte.

74
    Eine Viertelstunde später hatte er Gewissheit. Aus einem vagen Gedanken war feste Überzeugung geworden. Er fand Nils Hammer nicht in seinem Büro, traf aber im Flur auf Benjamin Fjeld.
    »Komm mit«, sagte Wisting.
    »Wohin?«
    Wisting drückte ihm einen Stapel Papiere in die Hand. »Komm einfach mit«, wiederholte er. »Ich erzähl’s dir im Auto.«
    »Soll ich irgendwas mitnehmen?«
    »Hast du Handschellen?«
    Benjamin Fjeld legte die Hand auf die Hüfte und nickte.
    »Gut«, sagte Wisting und ging voraus zu seinem Wagen auf dem Hof.
    Wieder fuhr er durch die hügelige Küstenlandschaft, die Schauplatz der Ereignisse in der letzten Woche gewesen war. Als sie ankamen, hatte er den jungen Ermittler über die Details informiert.
    Sie gingen den Pfad zu dem Hüttengelände hinunter. Die Nacht war kalt gewesen. An den schattigen Stellen lag eine dünne Eisschicht auf den Pfützen und das Gras war weiß von Reif.
    Jostein Hammersnes stand in der Tür, als sie kamen. Auf dem Platz vor der Hütte standen zwei fertig gepackte Reisetaschen. Er drehte sich um und wirkte überrascht über den Besuch.
    »Wollen Sie weg?«, fragte Wisting mit einem Kopfnicken Richtung Gepäck.
    »Ja«, erwiderte Hammersnes und hustete trocken. »Es wird zu kalt hier draußen, jetzt wo der Frost kommt.«
    Sie blieben draußen stehen. Wisting nickte nur als Antwort.
    Hammersnes wirkte unsicher. »Die Hütten hier draußen sind nicht für kalte Tage gebaut«, fuhr er fort, als wollte er Zeit gewinnen, indem er übers Wetter sprach.
    »Ich habe hier etwas, das Ihnen gehört«, sagte Wisting und kramte den Glastropfen aus seiner geräumigen Jackentasche.
    Jostein Hammersnes riss die Augen auf, aber sein leicht ängstlicher Gesichtsausdruck blieb. Keine Spur von Begeisterung oder Freude, wie Wisting erwartet hatte.
    »Na so was«, sagte er und nahm den Tropfen entgegen. »Wie sind Sie denn an den gekommen?«
    »Ich war in Litauen«, erklärte Wisting. »Die Einbrecher haben gestanden, aber alles andere, was sie gestohlen haben, ist wohl weg.«
    Der Mann vor ihm wog den Glastropfen in der Hand. »Danke«, sagte er.
    »Ich habe noch mehr für Sie«, fuhr Wisting fort, ehe sein Gegenüber weitersprechen konnte.
    Er zog ein Foto aus der anderen Jackentasche und hielt es ihm hin. Es war von der Tankstelle, wo Jostein Hammersnes ein Würstchenmenü gekauft hatte, bevor er zu seiner Hütte hinausfuhr. Die Überwachungskamera war ungefähr in der Mitte des Ladens angebracht und zeigte Hammersnes in voller Größe vor dem Tresen, wie er gerade Kassenbon und Wechselgeld entgegennahm.
    Jostein Hammersnes griff nach dem Foto und schaute es sich an. Auf seinem blassen Gesicht erschien ein verwunderter Ausdruck.
    »Darüber haben wir doch schon gesprochen«, sagte er. »Das sei eine Blindspur, meinten Sie. Ich hatte den Kassenzettel auf dem Pfad verloren und Sie dachten für einen Moment, er würde dem Täter

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