Winterfest
öffnete. Gleich darauf kam über Funk die Meldung: »Klar.«
Einer der Polizisten aus dem anderen Streifenwagen ließ einen Hund heraus, während Wisting zu seinem Auto ging, um nachzusehen.
Seine nasse Jacke lag auf dem Beifahrersitz. Er öffnete die Tür und nahm sie heraus. Darunter lag der Asservatenbeutel mit dem Mobiltelefon, das hinter der Hütte gefunden worden war. Er nahm es an sich. Der Akku hatte immer noch Saft. Neue Nachrichten oder Anrufe waren jedoch nicht eingegangen.
Einer der Polizisten leuchtete mit der Taschenlampe das Wageninnere ab. »Was machen wir mit dem Auto?«, fragte er.
Wisting warf einen Blick hinein. Der Zündschlüssel steckte. Der helle Bezug des Fahrersitzes war völlig verdreckt. »Wir müssen ihn abschleppen und von der Spurensicherung untersuchen lassen. Kümmerst du dich darum?«
Der andere nickte, während der Lichtstrahl durch das Wa geninnere glitt. »Hast du ihn verwundet?«, fragte er und zeigte mit der Taschenlampe auf die dunklen Flecken im Polster des Fahrersitzes.
Wisting schüttelte den Kopf und umrundete das Auto. »Nicht nennenswert«, antwortete er.
»Sieht aus wie Blut«, meinte der andere.
Wisting rekonstruierte in Gedanken den Ablauf der Ereig nisse. Der Mann war gestürzt, aber das war nur vorgetäuscht. Er hatte dunkle Kleidung und Handschuhe getragen. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass er verletzt war. Lediglich während des kurzen Kampfes hatte Wisting flüchtig das Gesicht des Mannes gesehen, und nur dessen Blick war ihm im Gedächtnis geblieben.
Der Mann hatte zu Tode erschrocken gewirkt.
Panisch.
»Möchte mal wissen, warum er hierhergefahren ist«, sagte der Polizist und riss Wisting aus seinen Gedanken. »Er muss von jemandem abgeholt worden sein.«
Der Hubschrauber über ihnen stieg höher und setzte seine Suche fort. Wisting nickte, schlug den Jackenkragen hoch und ging zu dem Streifenwagen zurück. Diese Spur war im Begriff abzukühlen.
7
Auf dem Rückweg zur Polizeistation rief Wisting die abgespeicherte Telefonnummer von Thomas R ø nningen auf und versuchte es noch einmal. R ø nningens Stimme auf der Mailbox klang ebenso lebhaft und frisch, wie Wisting sie aus dem Fernsehen kannte.
Diesmal wartete er den Piepton ab. Er hinterließ eine kurze Nachricht und nannte seine Handynummer, während er den Wagen in die Garage fuhr.
Torunn Borg war bereits da, sie saß in ihrem Büro. Nur die Schreibtischlampe brannte und tauchte die Papiere auf ihrem Tisch in einen gelben Schimmer. Eine Hand lag mitten im Licht, die andere stützte ihren Kopf. Eine lange dunkle Haarlocke hing über ihre rechte Schulter herab.
Als sie Wisting sah, richtete sie sich auf.
»Schön, dich zu sehen«, sagte er.
»Ich habe Benjamin Fjeld gebeten, ebenfalls zu kommen«, antwortete sie und schob die Haarsträhne mit einer raschen Bewegung hinters Ohr.
Wisting nickte. Eine gute Idee. Benjamin Fjeld war bei der Schutzpolizei, hospitierte aber seit fast einem halben Jahr als Ermittler und machte einen guten Eindruck. Er war engagiert, intelligent und ein richtiges Arbeitstier. Er hatte ein Auge für Details und war wie kaum ein anderer in der Lage, Zusammenhänge und Verbindungen zu erkennen. Er war wissbegierig und hatte ein ganz eigenes Talent, in anderen Bahnen zu denken, aber er brauchte Erfahrung aus einem großen Fall. Einem Fall wie diesem. Außerdem hatte Wisting eine kleine Schwäche für den Sechsundzwanzigjährigen, weil er ihn daran erinnerte, wie er selbst einmal gewesen war. Zielstrebig und idealistisch.
Wisting setzte sich auf den Besucherstuhl.
»Was haben wir bisher?«, fragte Torunn Borg.
»Nicht viel«, erwiderte er.
Nils Hammer kam herein, lehnte sich an einen Aktenschrank und nippte an seinem Kaffee.
»Sieht aus, als hätte es mit drei Einbrüchen in Ferienhütten angefangen«, begann Wisting.
»Sechs«, unterbrach Hammer ihn. »Die Hundestaffel hat die Spuren dort draußen verfolgt und drei weitere Hütten entdeckt. Die Türen wurden mit Brecheisen oder Ähnlichem aufgebrochen.«
»Mehr Arbeit für die Spurensicherung«, nickte Wisting.
»Da draußen ist jetzt eine ganze Mannschaft«, sagte Hammer. »Sie sollen von einer Hütte zur nächsten gehen.«
»Ich habe den Mann, der die Leiche gefunden hat, und den zweiten Nachbarn überprüft.« Torunn Borg griff nach den Notizen, die vor ihr lagen. »Ove Bakkerud besitzt eine Steuerkanzlei in Oslo. Die Hütte draußen gehört ihm seit über zwanzig Jahren. Verheiratet, zwei erwachsene
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