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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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gelesen?«
    »Nein, nein.«
    »Wussten Sie, von wem er war?«
    Björk antwortete nicht. Winter wiederholte seine Frage.
    »Ich wusste es«, sagte Björk. »Es stand kein Absender darauf, aber ich wusste es trotzdem.« Er schluchzte. »Sivert fühlte sich niemals frei. Nicht, solange sie noch da war.«
    Frei. Seine Freiheit hatte viel zu lange gewährt, dreißig Jahre zu lange. Winter dachte an Charlottes Gesicht, und wie es ausgesehen hatte, als er es zum ersten Mal sah. Ihr letzter Gesichtsausdruck, der ihm vielleicht etwas zu sagen hatte. Jetzt wusste er, dass auf diesem Gesicht kein Lächeln gewesen war.

Eiszeit
    Schlimmer konnte es nicht mehr kommen. Ich dachte, was auch immer jetzt kommt, es kann nur besser sein. Nicht besser, nein … vielleicht heller? Nein, auch das nicht. Ich vermochte das rechte Wort nicht zu finden. Es gab einfach keines. Es war, als wolle man die verschiedenen Vorstufen der Hölle graduell unterscheiden.
    Die Frau lag im Graben hinter dem Müllcontainer, am südlichen Ende des Parkplatzes. Wir konnten nicht sofort sagen, ob die Tat dort verübt worden war, wo sie lag, oder ob sie hierher gebracht worden war, nachdem man sie ermordet hatte.
    Ihren Kopf fanden wir nicht.
    Es waren auch noch ein paar andere Dinge … mit ihrem Körper gemacht worden.
    Sie trug keine Kleider. Neben der Leiche lag eine Handtasche. Ich kam als Erster dort an. Als ich mich über die Tasche beugte, verspürte ich einen Geruch, den ich nicht einordnen konnte. Kam er mir bekannt vor? Vielleicht. Doch er war nur eine Zehntelsekunde da, dann war er fort und kehrte nicht zurück. Ich sah mich um, konnte aber nichts entdecken, was die Quelle für diesen Geruch sein mochte. Und da hatte ich ihn auch schon vergessen.
    Die Frau war seit zwei bis drei Stunden tot. Unser Gerichtsmediziner war sich sicher, und wir glaubten ihm. Ungefähr dreißig. Vielleicht etwas jünger.
     
    »Was meinen Sie, Berger?«, meinte Kommissar Munter, mein Chef, auf der Rückfahrt.
    Ich versuchte, bei der Eisglätte so vorsichtig wie möglich zu fahren. Es war der achte Januar. Es war Schnee gefallen, der durch die Kälte gefroren war, und die Räumfahrzeuge hatten ihn nicht in den Griff bekommen, was jedoch absolut normal war. In Schweden war man auf Schneefall einfach nicht eingerichtet. Der Schnee hätte ebenso gut über Spanien niederrieseln können. Die Verwunderung wäre die gleiche gewesen: Schnee? Hier?
    »Scheußlich«, antwortete ich.
    »Es wird nicht leicht werden, Reifenspuren zu finden«, meinte Munter. Er saß neben mir, die Mütze tief ins Gesicht gezogen, und sah wieder einmal wie der absolute Widerspruch zu seinem Namen aus. Im Mund hatte er eine nicht angezündete Zigarette, an der er ziehen würde, bis sie durchgefeuchtet war, und dann würde er sie wegwerfen und sich eine neue zwischen die Lippen stecken. Das war seine Methode, mit dem Rauchen aufzuhören. So ging das nun schon seit lange vor Weihnachten. Auf diese Weise verbrauchte er genauso viele Zigaretten wie vorher, aber immerhin rauchte er nicht.
    »Der Schnee ist einfach zu fest gefroren«, fuhr er fort. »Wie eine verdammte Eisbahn.«
    Auf der Gegenfahrbahn war ein gigantischer Sattelschlepper in den Graben gerutscht. Ein Teil der Zugmaschine stand noch auf der Straße, dahinter hatte sich eine kilometerlange Schlange gebildet. Es war Sonntagabend, und die Leute wollten nach dem Hockeyspiel nach Hause, doch jetzt kamen sie nicht weit.
    »Das war jetzt wirklich das Furchtbarste, was ich jemals gesehen habe, und dabei dachte ich doch, ich hätte schon alles gesehen«, meinte Munter. Damit meinte er die ermordete Frau.
    »Das habe ich auch gedacht«, erwiderte ich.
    »Einen Dreck haben Sie gesehen, Berger«, sagte Munter und seine feuchte und kalte Zigarette wippte ihm im Mund. Im Auto roch es nach nassem Tabak. An den Geruch hatte ich mich schon gewöhnt.
    »Ich meine, das war das Schlimmste, was ich je gesehen habe. Bisher.«
    Er brummte etwas Unverständliches. In der Stadt brüllten die Räumfahrzeuge wie verrückt gewordene Kühe und schienen völlig orientierungslos herumzufahren. Seit dem Dreikönigstag hatte es geschneit, und erst gestern hatte es aufgehört. Natürlich war das eine Herausforderung, aber die Räumarbeiten hätten eigentlich schon weiter fortgeschritten sein müssen.
    »Annie Lundberg«, sagte mein Chef und bewegte sich auf seinem Sitz. Sein Profil wurde von den Straßenlaternen angeleuchtet. »Wir haben hier ihren Führerschein, der sauber und

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