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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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geplagt, drehte David den schweren Mann auf den Rücken. Er blickte in seine starren Augen, in denen sich schwarze Strähnen verfangen hatten. Selbst im Tod trug er noch einen Ausdruck von Siegessicherheit auf den Zügen. Während David beobachtete, wie Schneeflocken sich auf die leicht offen stehenden Lippen setzten, kehrte sein Wolf zu ihm zurück und winselte leise.
    »Ist gut«, sagte David und streckte die Hand nach ihm aus, damit sie wieder eins werden konnten. Nachdem der Wolf zu ihm zurückgekehrt war, begriff er schlagartig, wovor sich der  Dämon fürchtete: Über Hagens Leichnam manifestierte sich der Schatten wie ein dicht gewebtes Tuch. Ein letztes Mal verließ der Wolf seinen Hüter. Nein, dachte David und versuchte, rückwärts davonzukriechen. Kein weiterer Wandel, nicht jetzt, das stehe ich nicht durch.
     

Kapitel 38
Bluthandel
    Eigentlich wollte Meta die Augen nicht öffnen. Ob dort draußen Licht oder Schatten herrschte - sie konnte es nicht sagen. Sie fühlte sich schwerelos, als hielten sie seidene Bahnen mitten in einem leeren Raum. Doch die Bahnen, die sie trugen, wurden enger und enger, schnitten ihr ins Fleisch, so dass sie es trotz ihrer Erschöpftheit kaum noch aushielt. Als sie mit bleiernen Gliedern begann, sich zu regen, setzte ein seltsames Hallen ein, dumpf und fern. Sie wollte nicht wissen, was es war - trotzdem kam es immer näher.
    »Will nicht«, flüsterte Meta und erschrak, als ihre eigene Stimme in den Ohren dröhnte.
    Das Hallen verwandelte sich in ein Lachen, zuerst tief, dann stetig heller.Ein Frauenlachen.Verwirrt öffnete Meta die Augen, und was sie sah, war blasse Haut und feuerrotes Haar. Die Frau, die vorgetäuscht hatte, sie anzugreifen, damit sie die Wölfe einließ, hielt sie in den Armen und drückte sie fest an sich, während Metas schwerer Kopf auf ihrer Schulter ruhte. Sie duftete nach frisch gefallenem Laub und schwerem Erdreich, wie der Park, der sich um die Arena erstreckte.Augenblicklich kehrte das Leben in Metas Körper zurück und verscheuchte die Taubheit.Vorsichtig löste sie sich aus der Umarmung und sah die Frau fragend an. Die lächelte sie an.
    »Ich bin Maggie«, sagte sie und strich Meta über das Haar, als wäre sie ein kleines Mädchen, das belohnt werden musste.  »Was du eben getan hast, war großartig. Ich kann es immer noch nicht fassen.«
    »Was genau habe ich denn getan?«, fragte Meta mit einer Zunge, die sich anfühlte, als hätte sie ihr Volumen verdoppelt und würde nun die gesamte Mundhöhle ausfüllen.
    Einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte Maggie sie noch einmal in ihre Arme schließen, doch ein fernes Wolfsheulen ließ sie zusammenfahren. Maggie biss sich auf die Unterlippe, dann richtete sie sich auf und zog Meta gleich mit auf die Beine, obwohl die schwach protestierte.
    »Du hast Davids Rudel nicht nur beruhigt, sondern auch wieder vereint«, erklärte Maggie, während sie Meta den Arm um die Hüfte legte, damit diese auf dem Weg zu den Rängen nicht über ihre eigenen Beine stolperte.
    »Davids Rudel?« Meta war noch viel zu benommen, um die Geschehnisse vor und nach ihrer Bewusstlosigkeit zu begreifen. Es konnte nicht mehr als ein paar Minuten her sein, dass David Hagen nachgestürzt war, aber für Meta fühlte es sich unendlich viel länger an.
    Maggie, die Metas Irritation als Angst um David deutete, zog sie näher an ihre Seite. »Es wird Davids Rudel sein, sobald er zurückkommt. Und er wird zurückkommen, das verspreche ich dir.«
    Im undurchdringlichen Dunkel auf den Rängen erkannte Meta Menschen. Sie standen dicht beisammen und tauschten leise Worte miteinander aus, die nicht mehr als zärtliche Laute zu sein schienen. Auf dem Boden glaubte sie zwei seltsam verrenkte Gestalten zu erkennen, von denen keine Regung mehr ausging. Einige Rudelmitglieder standen gekrümmt da oder hielten sich Stofffetzen an blutende Wunden.Auch wenn Meta sich nicht sicher sein konnte, so mutmaßte sie, dass das Rudel deutlich geschrumpft war. Einige waren geflohen, wurde ihr schlagartig klar.
    Als sie zusammen mit Maggie vor die Ränge trat, richteten sich die Blicke von Davids Rudelmitgliedern ausschließlich auf sie. Meta erkannte eine Zuneigung bei ihnen, die ihr die Ohrränder rot färbte. Sie hatte diesen Menschen, nein, diesem Rudel etwas geschenkt und sie damit an sich gebunden, ohne dass sie es gewollt hatte. Doch bevor Meta diesem Gedanken nachgehen konnte, berührte sie etwas an den Waden: Der zerzaust aussehende

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