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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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mit einem Ruck aus der Grube heraus.
    Mit einem unterdrückten Stöhnen schlug David bäuchlings auf dem gefrorenen Boden auf. Er spürte ein Knie zwischen seinen Schulterblättern, während Hände seinen Kopf zu umfassen versuchten. Doch bevor sie ausreichend Halt fanden, um ihm mit einem Ruck das Genick zu brechen, nahm Davids Schattenwolf Gestalt an und schnappte nach dem Angreifer. Nachdem der losgelassen hatte, verschmolz der Schatten wieder mit David und legte sich wie eine schützende Hülle um ihn.
    Trotz der schmerzenden Muskeln stemmte David sich mit einer kräftigen Bewegung auf die Beine und wirbelte herum. Hagen grinste ihn herausfordernd an und setzte dabei einige Schritte zurück, wobei sein Schatten die Form eines Wolfes annahm und zwischen den beiden Männern stehen blieb wie ein Bollwerk. In seinem Rücken konnte David den schnell gehenden Atem von Leug hören. Allerdings stand der Mann zu weit weg, um ihn mit einem raschen Griff zu packen und in die Grube zu werfen. Er war gefangen zwischen zwei Gegnern, und das Einzige, was ihm blieb, war der Angriff.
    David deutete eine Vorwärtsbewegung an, woraufhin Hagens Schattenwolf knurrte und das Nackenfell aufstellte. Fasziniert beobachtete David, dass er den Umriss des Wolfes trotz der Dunkelheit klar erkennen konnte, fast noch deutlicher als den sich dahinter verbergenden Hagen. So entging ihm auch ungeachtet der Drohgebärde nicht, wie der Wolf leicht zurückwich. Hagens Dämon mochte nach all den Opfern, mit denen sein Herr ihn gemästet hatte, noch so mächtig sein, aber sein Instinkt verriet ihm, dass er in diesem Kampf unterliegen würde.
    »Irgendwie macht dein pelziger Freund hier den Eindruck, als würde er lieber das Weite suchen, als es auf ein Kräftemessen ankommen zu lassen. Da habt ihr beide ja tatsächlich mal etwas gemeinsam«, sagte David, während er einen weiteren Schritt auf den immer lauter knurrenden Schattenwolf zu tat, bis er sehen konnte, wie die Schneeflocken durch dessen Leib hindurchwehten.
    In diesem Augenblick erklang erneut ein Wolfsgeheul, das von Saschas Kommen kündete. Nur, dass es dieses Mal erschreckend nahe war. Unwillkürlich blickte David in die Richtung, in der auch die Arena lag. Die Arena, in der er Meta zurückgelassen hatte.
    Plötzlich wurde er von hinten angesprungen. Der Aufprall fühlte sich an, als hätte ihn ein Kran mit seiner Last gestreift. Trotzdem gelang es David, sich über die Seite abzurollen. Bevor Leug ihn packen konnte, tauchte er unter dem Schlag des Angreifers weg und rammte seinen Kopf in Leugs Magen. Und abermals holte David aus und gab seinem Angreifer einen Faustschlag gegen die Schläfe mit.
    Nun sprang ihn Hagens Schattenwolf an und grub die Fänge in seinen Oberarm.Vor Schmerz und Überraschung brüllend, taumelte David zurück und stürzte fast erneut in die Grube. Mühelos drangen die Zähne des Wolfes durch Stoff und Fleisch. Allerdings war der Biss bei weitem nicht stark genug, um ernsthaften Schaden zuzufügen, dafür befand sich der Schattenwolf schon zu sehr in Auflösung. Dass er trotzdem angegriffen hatte, war einzig Hagens Willen zu verdanken. Als David den Wolf im Nacken zu fassen versuchte, griff er ins Leere. Der Schatten war bereits zu seinem Hüter zurückgeeilt, der auf David zuhielt.
    Obwohl die Bisswunde wütend pochte, sein Arm taub wurde und der Rest seines Körpers vor Überanstrengung und Schmerzen ächzte, konzentrierte sich David auf Hagen, wohl wissend, dass Leug nur auf die Möglichkeit lauerte, ihn erneut anzugreifen.
    Sein Wolf wollte dem Angreifer entgegenstürmen, doch David hielt ihn zurück, nutzte seine Macht nur dafür, sich zu schützen. Und als Hagen mit seiner ganzen Kraft auf ihn stürzte, um ihn unter seinem massigen Körper zu begraben, ließ David sich mitreißen. Gemeinsam rollten sie über den gefrorenen Grund, Stein und Geäst in ihrem Weg, keilten sich ineinander bei dem Bemühen, den anderen niederzuringen.
    Obgleich es seine Hände waren, die Kleidung, Fleisch und Haare zu fassen bekamen, die sich zur Faust ballten und zuschlugen, sobald sich ihnen die Chance bot, fühlte er sich kaum wie ein kämpfender Mann. Seine Bewegungen waren zu schnell, zu instinktiv. Außerdem gelang es ihm einfach nicht, auf Distanz zu gehen, um Hagen gezielt zu attackieren. Dennoch fühlte sich diese wilde Art des Kampfes richtig an. Mehr als je zuvor verschmolz er mit dem Wolf, verließ sich auf dessen Kraft und Gespür, bis er Hagen endlich mit dem Rücken

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