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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Tür. Sie hatte offenbar schon Ausschau gehalten, und nun nahm sie mir eine der Taschen ab und trug sie in die Unterkunft, die wir uns in aller Eile eingerichtet hatten.
    Das Gebäude war in besseren Zeiten ein Lager gewesen und zeichnete sich durch nackte, graue Wände, eiserne Stützbalken und verschiedene Nebenräume aus. Kaylin hatte schon eine Weile hier gewohnt, bevor er uns angeboten hatte, zu ihm zu ziehen, daher hatten wir sogar Strom. Da er uns jedoch ermahnt hatte, nicht zu viel zu verwenden, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, heizten wir, indem wir Feuer in einer Tonne machten. Das Lagerhaus war groß, die Decken hoch, und viele Fenster waren geborsten, so dass uns der Qualm nicht besonders störte, und da er sich rasch verflüchtigte, war aus der Ferne kaum etwas sichtbar. Dennoch verschafften uns die Fässer nicht ausreichend Wärme, und es war frostig und ungemütlich.
    Während wir unterwegs gewesen waren, hatte der Rest unserer Truppe – Peyton, Rhiannon, Luna, Chatter und Grieve – Tische zusammengeschoben, und nun kippten wir unsere Beute darauf aus. Grieve kam zu mir und schlang den Arm um mich. Ich hielt den Atem an, doch diesmal aus dem richtigen Grund.
    »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ich spürte …« Er sprach nicht weiter, doch sein Blick glitt zu Lannan. »Alles okay mit dir?«
    Ich nickte, zog aber gedanklich den Kopf ein. »Es hat ein paar Spannungsmomente gegeben, aber alles lief gut.« Während ich Lannans Blick auf mir spürte, beugte ich mich vor, legte meine Lippen auf Grieves, und als er mich an sich zog, gab ich mich seiner Umarmung hin. Grieve war meine große Liebe, und wie stark mein Körper auch auf Lannan reagieren mochte, mein Herz würde immer dem Feenprinzen mit den leuchtenden Sternen in den Augen gehören.
    Eine träge Wärme stieg aus meinem Bauch auf. Ich atmete tief ein und füllte meine Lungen und all meine Sinne mit seinem Duft. Er roch nach Herbstblättern und Regenschauern, nach Gefahr und Geborgenheit zusammen. Sein Herz schlug hart, als ich ihm die Hand auf die Brust legte. Grieve war am Leben, und er liebte mich.
    »Ich will dich«, flüsterte ich, begierig darauf, mich mit ihm davonzustehlen und gemeinsam die Kälte zu vertreiben. Aber wir konnten nicht – nicht jetzt. »Bei dir fühle ich mich sicher.«
    »Später. Versprochen.« Er sprach so leise, dass nur ich es hören konnte, aber seine Berührung drückte mehr aus, als Worte sagen konnten.
    Ich nickte und löste mich behutsam von ihm. Alle sahen uns an, vor allem Lannan mit seinem kalten, schwarzen Blick, aber es war mir egal. Ich räusperte mich und wusste einen Moment nicht, was ich sagen sollte, fing dann jedoch Rhiannons flehenden Blick auf. Ich nickte, denn ich wusste, was sie so dringend hören wollte. Es war Zeit, sich wieder um das im Augenblick Wesentliche zu kümmern.
    »Zuerst eine gute Nachricht. Das Haus der Schleier ist nicht annähernd so zerstört, wie wir es befürchtet hatten.«
    Rhiannon stieß einen kleinen Schrei aus, und ihre Hände flogen unwillkürlich zu ihrem Mund. Chatter – Grieves Freund und ebenfalls Cambyra-Fee – trat zu ihr und legte ihr leicht den Arm um die Taille, und ich sah das schmale Lächeln, mit dem sie ihn bedachte. Es war, wie ich es mir gedacht hatte. Leo war ihr Versuch gewesen, zur Ruhe zu kommen, doch geliebt hatte sie immer schon Chatter.
    »Und es steht wirklich noch?« Atemlos beugte sie sich vor. »Du machst keine Scherze?«
    »Über so etwas würde ich niemals Scherze machen. Ja, es ist definitiv beschädigt. Küche und Erdgeschoss sind ziemlich hinüber, aber wenn wir Arbeit reinstecken, können wir es wieder aufbauen. Allerdings müssen wir solche Pläne verschieben, bis Myst vernichtet ist. Während wir im Haus waren, haben wir übrigens zwei Schattenjäger erledigt.«
    »Ich habe auch eine Überraschung.« Grieve hielt die Hand hoch und verschwand im Nebenzimmer, um einen Moment später mit schwerer Last zurückzukehren. »Während ihr unterwegs wart, habe ich dieses Monstrum von Gebäude durchsucht und diese beiden Heizgeräte gefunden. Die sollten uns ein Stück nach vorn bringen.«
    »Wärme! O wundervolle Wärme!« Luna rieb sich die Hände, als Kaylin die beiden Heizkörper einstöpselte.
    Grieve zog die Stirn in Falten. »Hoffentlich funktionieren sie noch. Die Feuerfässer verbreiten zwar etwas Wärme, nützen uns hier am Tisch aber wenig.«
    Kaylin legte den Schalter um und – bingo! Warme Luft strömte in Richtung Tisch.

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