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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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sie keinen Laut aus irgendeiner der anderen Wohnungen vernommen. Die hochroten Teppiche schluckten auch das Geräusch ihrer eigenen Schritte, sodass man den Eindruck gewann, hier sei überhaupt niemand.
    Die Geschäfte im Dorf waren bis auf den Lebensmittelladen geschlossen. Cass kaufte ein paar Bonbons für Ben. Die Grauhaarige an der Kasse verzog keine Miene; sie nahm Cass’ Geld schweigend entgegen, gab schweigend heraus und nickte nur, als Cass sich verabschiedete.
    Draußen wechselte Cass einen Blick mit Ben; dann brachen sie beide in Gelächter aus, und sie war der unfreundlichen Frau kurzzeitig dankbar. Ben bot ihr von den Bonbons an, und sie nahm einen.
    Sie gingen weiter zum Park, der zum Fluss hin abfiel. Der Rasen war sehr kurz gewachsen und mit kahlen Stellen durchsetzt. Drunten am Fluss gab es einen kleinen Spielplatz mit Schaukeln, einem Karussell und einer Rutsche. Unter den Büschen, die den Blick auf das rauschende Wasser verbargen, hatten sich leere Chipsbeutel und Schokoriegelhüllen angesammelt, als suchten sie Schutz vor Regen.
    Cass und Ben lieferten sich einen Wettlauf zu den Schaukeln, dann saßen sie dort nebeneinander.
    »Tach auch«, sagte eine Männerstimme hinter ihnen.
    Als Cass sich umdrehte, sah sie einen alten Mann den Fußweg vom Fluss heraufkommen. Ein schwarzer Hund mit grauer Schnauze folgte ihm durch die Lücke in den Büschen. Am Schädel das Alten klebten noch ein paar letzte graue Haarsträhnen. Er zog wegen der Kälte die Schultern hoch, hatte die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Seine Backen waren rot geädert.
    Ben sprang von der Schaukel, lief zu ihm und bückte sich, um den Hund zu streicheln. Während Cass sich vornahm, mitihrem Sohn mal ein ernstes Wort über das richtige Verhalten gegenüber Fremden zu reden, lächelte sie dem Alten zu.
    »Sie sin’ aus der Mühle«, sagte der Mann.
    Neuigkeiten verbreiteten sich schnell. Wusste das ganze Dorf von ihnen?
    »Bert Tanner«, stellte er sich vor, »aus der Mietwohnung.« Das sagte er, als setze er voraus, dass sie wusste, wo die Mietwohnung lag.
    »Ich bin Cass.« Sie schüttelte ihm die Hand. »Und das hier ist Ben.« Sie drehten sich um und beobachteten, wie Ben den Hund streichelte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Der Hund war ein kräftiger, stämmiger Mischling mit schon ergrauter Schnauze. Ben rümpfte die Nase, als der Köter ihm ins Gesicht hechelte.
    »Is’ schon alt«, sagte der Mann, »genau wie ich. War schon als Junge hier.«
    Cass wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. »Wie nett.«
    Ben sprang auf und lief in die Büsche. Dort streckte er eine Hand aus und wühlte zwischen dem angewehten Müll herum.
    »Nein, Ben, nicht im Schmutz   …«, begann sie, als er sich umdrehte und einen verblassten grünen Tennisball hochhielt. Der Ball sah ziemlich zerbissen aus. Er hielt ihn dem Hund vor die Schnauze.
    »Captain jagt kein’ Ball mehr, mein Junge.«
    Als Ben ihn trotzdem warf, landete der Ball auf einer schrägen Rasenfläche und rollte ein Stück weit zurück. Der Hund sah dorthin, schnüffelte, sah kurz zu Ben hinüber und watschelte langsam und schwanzwedelnd die kleine Steigung hinauf. Dort angekommen schnappte er sich den Ball und drehte sich nach Ben um, als wolle er fragen: Kommst du?
    »Donnerwetter«, sagte Bert. »Du kannst’s mit Hunden, mein Junge.«
    Er wandte sich an Cass und deutete auf den Fluss. »Netter Spaziergang«, sagte er. »Nur ’n bisschen lang. Das Gehen tut mirgut. Auch wenn ich nicht mehr viel aus Darnshaw rauskomm’.« Er begann ihr zu erklären, wo die Schule und die Geschäfte waren, und Cass ließ ihn reden. Er brauchte nicht zu erfahren, dass Sally ihr schon alles gezeigt hatte. Sie gingen miteinander ins Dorf zurück. »Da drüben is’ das Postamt. Ich wohn’ gleich drüber, wenn Sie mal was brauch’n. Bloß sagen.«
    Sie lächelte gerührt. »Das ist sehr nett von Ihnen. Danke, Bert.«
    »Und da ob’n is’ die Kirche.«
    Er sagte »Kiche«   – ohne das r. Cass folgte seinem Blick und erstarrte.
    Die ziemlich hoch auf dem Hügel stehende Kirche reckte ihren Turm in den blassgrauen Himmel. Von hier aus schien sie wie ein unheimliches Wesen über ihnen aufzuragen. Aber das war es nicht, was Cass erzittern ließ.
    »Sie sin’ wohl keine Kirchgängerin«, sagte Bert.
    Sie sah ihn an. Er hatte sehr blasse Augen, wässrig unter hängenden Lidern.
    »Daran liegt’s nicht«, sagte sie. »In meiner Kindheit sind wir immer hingegangen. Sie ist irgendwie der

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