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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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leise.
    »Nun, jedenfalls freuen wir uns beide, dass du wieder daheim bist. Geht es Croesan gut? Und ist das Neugeborene von Naradin wohlauf?«
    Orisian beugte sich über den Tisch, musterte die aufgereihten Pilze und stieß mit dem Finger gegen eins der Stücke. »Ein Ja auf beide Fragen. Croesan hat einen prächtigen und gesunden Enkel. Sag mir, was hast du mit diesen Pilzen vor, Inurian?«
    Der Na’kyrim machte eine wegwerfende Handbewegung. »Reine Neugier. Einer erleichtert die Geburt von Kälbern, ein anderer hilft gegen Gelenkschmerzen und so fort. Nichts von größerer Bedeutung.«
    »Dann warst du wieder in den Wäldern?«
    »Richtig. An den Hängen des Car Anagais gibt es für Leute, die die Augen offen halten, eine Menge Geheimnisse zu ergründen.«
    »Wann nimmst du mich einmal mit?«, fragte Orisian.
    Inurian zuckte mit den Schultern. »Wir werden sehen«, erwiderte er. »Vielleicht schon bald.« Das sagte er immer.
    Orisian ging zu Idrin hinüber und streichelte ihr glänzendes Brustgefieder. Die Krähe blinzelte und senkte den Kopf, in der Hoffnung, Orisian werde sie im Nacken kraulen.
    »Ich klammere mich an die schwache Hoffnung, irgendwann ein Kräutlein gegen den Ungehorsam von Krähen zu entdecken«, murmelte Inurian.
    »Aber Idrin und gehorsam – das passt einfach nicht zusammen!«
    »Da hast du auch wieder recht.«
    Orisian setzte sich auf die Schreibtischkante.
    »Was ist mit Vater?«, fragte er leise.
    Inurian kehrte mit einem Seufzer auf seinen Platz zurück. »Für seine Krankheit habe ich leider auch noch kein Mittel gefunden. Und wenn es eines gäbe, könnte ich es nicht anwenden, da er niemanden außer deiner Schwester zu sich lässt. Sie ist seit deiner Abreise nach Anduran nicht von seiner Seite gewichen. Er muss seinem Kummer freien Lauf lassen, Orisian, dann wird es ihm bald besser gehen.«
    »Denkst du, dass er am Winterfest teilnimmt?«
    »Ganz bestimmt. Du weißt, dass diese Traurigkeit vorübergeht.«
    »Ja. Allerdings scheint sie jedes Mal etwas länger anzuhalten. Irgendwann, so fürchte ich, wird sie ihn überhaupt nicht mehr loslassen.«
    Inurian ließ seine Blicke auf dem Jungen ruhen. Ein bitterer Zug umspielte seine Mundwinkel.
    »Sollen wir am ersten Wintertag auf die Jagd gehen?«, fragte er.
    Orisians Miene hellte sich bei dem Vorschlag ein wenig auf. »Das wäre schön. Die Beizjagd hat mir in Anduran gefehlt. Onkel Croesan zieht es vor, mit seinen Hundemeuten durch das Unterholz zu brechen. Mir blieb keine andere Wahl, als ihn zu begleiten, obwohl ich eine etwas andere Vorstellung vom Jagen habe.«
    »So ist das nun einmal. Ganz gleich, was ein Than tut, er muss mehr Lärm darum machen als das gewöhnliche Volk.«
    »Gibt es schon irgendwelche Pläne für das Fest der Winterwende?«, wollte Orisian wissen.
    »Oh, da fragst du den Falschen«, entgegnete Inurian. »Du weißt, die Hälfte aller Vorgänge hier auf der Burg bleiben mir verborgen.«
    »Jetzt übertreibst du aber mächtig.«
    »Nun, ich habe mich jedenfalls nicht sonderlich um die Vorbereitungen gekümmert. Natürlich wird es die übliche Völlerei geben. Und dann war da noch die Rede von irgendwelchen Gauklern, die in die Stadt kommen sollen. Eine Akrobatentruppe, glaube ich. Herrenlose.«
    Orisian zog überrascht die Augenbrauen hoch. Die so genannten Herrenlosen, die keinem Than den Treueid geleistet hatten, waren in dieser Gegend nicht unbekannt, aber meist handelte es sich um Einzelgänger – Händler oder Jäger aus dem Hügelland und von den Bergen im Norden. Sie betraten das Herrschaftsgebiet des Lannis-Haig-Stammes nur, um in Glasbridge oder Anduran ihre Waren anzubieten. Er konnte sich nicht entsinnen, je von einer größeren Gruppe dieser fahrenden Leute gehört zu haben.
    »Ich schätze, dass auch auf mich noch einiges an Arbeit zukommt«, fuhr Inurian fort, »da dein Vater wohl wieder Bittsteller empfangen und wie üblich die eine oder andere Gunst gewähren wird.«
    »Davon gehe ich aus.« Orisian verstand wenig von den seltsamen, schwer erklärlichen Gaben, die manche Na’kyrim besaßen – der Gemeinsame Ort war etwas, worüber Inurian nicht sprach –, aber er wusste sehr gut, dass Inurian es nicht mochte, seine Talente zur Schau zu stellen. Genau das aber wäre bei der Gunstgewährung der Fall.
    »Dein Vater mag diese Zeremonie«, erklärte Inurian. »Zumindest war das in der Vergangenheit immer so. Es … heitert ihn vielleicht ein wenig auf.«
    Orisian nickte. »Ich denke, ich sollte

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