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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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Schritt und Tritt verfolgten. Die Männer setzten sich in Bewegung und kamen auf sie zu. Er erkannte Waffen: Schlagstöcke und Knüppel.
    »Ich kümmere mich um sie«, knurrte Rothe. In seiner Stimme schwang fast so etwas wie Vorfreude mit.
    »Nein«, widersprach Orisian. »Keine Kämpfe, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Wir weichen ihnen aus und sehen zu, dass wir auf das Schiff kommen.« Ein Gedanke spukte ihm ständig durch den Kopf: Er hätte Ess’yr zurückrufen sollen, als sie sich von ihm abwandte. Aber daran konnte er jetzt nichts mehr ändern.
    »Hier entlang«, sagte er und führte sie in eine Seitengasse. »Findest du den Weg zu Hammarns Haus, Yvane?«
    »Ich denke schon.« Sie schob sich an ihm vorbei an die Spitze des kleinen Trupps.
    Die Gasse verengte sich. Sie trotteten im Gänsemarsch an den Rückseiten kleiner Hütten und Schuppen vorbei. Es gab keine Hinterausgänge, und die wenigen Fenster hatten fest verschlossene Läden. Wasser strömte von den Dächern auf sie herunter. Der Boden war matschig und mit Holzstücken, leeren Fässern und Scherben übersät.
    »Da vorn ist eine Straße!«, rief Yvane. »Von dort aus ist es einfach.«
    Sie rannten durch Pfützen und zähen Schlamm. Rothe rutschte aus und fiel auf die Knie. Orisian zog ihn hoch.
    »Ach, du liebe Güte«, murmelte Yvane.
    Tomas stand keine zehn Schritte vor ihnen, in Begleitung von Ame und drei weiteren Männern seiner Wache. Der Oberste Wächter trug einen dicken Wollumhang und hielt ein Langschwert umklammert.
    »Genau die Leute, die wir suchen«, schnarrte Tomas.
    »Ich sehe, Ihr habt das Schwert von der Wand geholt«, begrüßte ihn Orisian. »Und weshalb?«
    Rothe trat vor. Orisian legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm, ohne Tomas aus den Augen zu lassen.
    »Weil es sein könnte, dass man mich zum Narren halten wollte – deshalb«, knurrte Tomas.
    »Wir werden nicht gern zum Narren gehalten«, setzte Ame hinzu. »Und schon gar nicht von Leuten, die sich für etwas Besseres halten als wir.« Er musterte Orisian mit tückischen, kampflustigen Blicken. Orisian kam schmerzhaft zu Bewusstsein, dass er unbewaffnet war. Gewalt hing in der Luft und konnte sich jeden Augenblick entladen. Der junge Than und Tomas standen einander gegenüber.
    »Wir haben erfahren, dass die Krieger vom Schwarzen Pfad zwei entlaufene Gefangene suchen, einen Jungen und ein Mädchen«, erklärte der Oberste Wächter. Seine Blicke wanderten zwischen Orisian und Anyara hin und her. »Sind angeblich in Begleitung von zwei Füchsen und einem Krieger. Keine gewöhnlichen Leute, sondern enge Verwandte des Thans. Wer sie ergreift, kriegt eine Belohnung, wie es heißt. Und wer ihnen hilft, kann sich auf die Rache der Glaubenskämpfer gefasst machen.«
    »Ihr habt gesagt, niemand werde uns Schwierigkeiten machen, wenn wir keinen Grund dafür liefern«, entgegnete Orisian. Er spuckte Regenwasser aus. Allmählich bekam er das Gefühl, dass sich die Luft in Wasser verwandelte.
    »Und?«, fauchte Tomas. »Gibt es etwas keinen Grund? Ich habe eine Stadt vor Schaden zu bewahren. Wir wollen nichts mit den Streitereien der Adelshäuser zu tun haben, aber Ihr zieht uns da mit hinein. Und das, ohne mir zu sagen, wer Ihr in Wahrheit seid.«
    »Das war keine böse Absicht«, erwiderte Orisian so ruhig wie möglich. »Lasst uns unseres Weges ziehen, und Ihr bekommt keine Schwierigkeiten.«
    »Glaubt Ihr?«, höhnte Tomas. »Da bin ich anderer Ansicht.«
    »Mach dich nicht wichtiger, als du bist, Tomas«, fuhr ihn Yvane an. Der Oberste Wächter schoss ihr einen Blick von so abgrundtiefer Verachtung zu, dass selbst die Na’kyrim zurückwich. Orisian stöhnte innerlich. Die Hoffnung auf einen friedlichen Ausgang dieser Begegnung schwand immer mehr.
    »Wir werden ja sehen«, knurrte Tomas. »Ihr kommt jetzt alle mit zum Turm, und dort überlegen wir, wie wir das Problem am besten lösen.«
    »Nein«, entgegnete Orisian entschieden. »Das ist nicht möglich.«
    Er sah, wie Ame die Zähne zu einem Raubtierknurren entblößte. Er sah, wie Tomas die Augen zusammenkniff.
    Da trug der Sturm von der Landseite der Stadt her ein lautes, drängendes Geklirr zu ihnen herüber. Es klang, als würden Topfdeckel zusammengeschlagen oder ein Schild gehämmert. Es klang wie ein Alarm.
    »Tomas! Tomas!« Eine schwache, ferne Stimme, fast vom strömenden Regen verschluckt. »Sie sind da! Reiter! Schleiereulen!«
    Orisian sah das Entsetzen, das über die Züge des Obersten Wächters

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