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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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„Herr Münch“, ihre Stimme klang sachlich. „Verhaften? Weswegen? Sie können nichts beweisen, außerdem verweise ich auf das BGH-Urteil vom 21.2.1978. Darin heißt es, ich zitiere: ›Auch wenn man nicht so weit geht, die Parapsychologie für wissenschaftsfeindlich zu halten, so gilt jedenfalls im Bereich des Strafverfahrens noch immer die Regel, dass die hier in Rede stehenden Kräfte nicht beweisbar sind, sondern lediglich dem Glauben oder Aberglauben, der Vorstellung oder dem Wahne angehören und daher, als nicht in der wissenschaftlichen Erfahrung des Lebens begründet, vom Richter nicht als Quelle realer Wirkungen anerkannt werden können‹
    Anke legte eine Kunstpause ein, ehe sie noch hinzufügte: „Aktenzeichen 1StR 624/77.“
    Münch starrte erst sie ratlos an, anschließend seinen Kollegen. Der jedoch schien geistesabwesend die Umtriebigkeit der Kollegen von Feuerwehr und THW zu beobachten. Mehrere Pressefotografen schossen unzählige Aufnahmen von allem, was sich bewegte. Leonie konnte nicht verhindern, dass sie mit abgelichtet wurde. Nun gut, dachte sie, sie würde angeben, zufällig anwesend gewesen zu sein. Anke würde das sicher für sie erledigen. Leonie hatte trotz ihres erheblichen Schwächeanfalls aufmerksam zugehört, was Anke gerade hatte verlauten lassen. Zwar nicht alles verstanden, aber die Kernaussage begriffen. Jetzt hob Leonie den Kopf und sah von Münch zu Anke. Die stand in abwehrender Haltung mit über der Brust verschränkten Armen da, als würde sie frieren. Triumphierend blickte sie ihr Gegenüber an. Münch schüttelte fortwährend den Kopf.

34
     
    Sie saßen an der Bar in Terminal C am Köln-Bonner Flughafen und schlürften einen Cappuccino. Leonie hatte es sich nicht nehmen lassen, Anke zum Flughafen zu bringen.
    Eine Woche war seit Leonies Abrechnung mit Lennart vergangen. Noch immer spekulierten die Medien über den mysteriösen Tod des Diözesanadministraten von Trier und der für diese Region ungewöhnlichen Erdbewegung im Weinberg. Man schien sich aber auf einen außergewöhnlichen Erdrutsch einigen zu wollen. Besonders dankbar war sie Anke, weil sie, zwar zähneknirschend, auf eigenen Ruhm verzichtete und von einer Ausschlachtung des Themas in der Presse ihrerseits vollkommen abgesehen hatte. Leonie wusste inzwischen, wie schwer ihrer neuen Freundin das fiel. Aber Anke hatte Verständnis bewiesen und ging mit Leonie konform, dass es das Beste für sie und ihre Zukunft war, die wahre Begebenheit zu verschweigen. Münch, dachte Leonie, würde den Mörder von Herbert und Helga nicht finden. Der Kommissar würde eines Tages seine Sachen packen, wieder zurück nach Koblenz gehen und die Akte zu den ungeklärten Fällen legen. Und so sollte es sein. Das verstand auch Anke. Die sah sie plötzlich merkwürdig ernst an.
    „ Leonie, die Welt liegt jetzt vor dir wie eine geöffnete Auster. Ich hoffe, du erkennst das.“
    Leonie sah in ihr verhalten grinsendes Gesicht, gespannt, was sie noch sagen würde.
    „Und da ist Thomas, du liebst ihn doch?“
    Leonie kniff die Lippen zusammen und schüttelte langsam den Kopf. „Ich weiß es nicht, aber ich mag ihn sehr. Liebe ist meines Empfindens nach etwas anderes.“ Sie holte Luft und wartete, ehe sie weiter redete, bis die Lautsprecherdurchsage eines Fluges nach Palma de Mallorca vorbei war. „Geliebt habe ich Dirk. Da war Feuer und Leidenschaft. Bei Thomas, da ist ...“, sie suchte nach den passenden Worten. „ da ist eher so etwas wie Ruhe und Geborgenheit, Wohlfühlen, Frieden, eben etwas ganz anderes. Ich assoziiere das eher mit Freundschaft und Vertrauen.“ Sie sagte das ziemlich emotionslos und trotzdem spürte sie tief innen eine merkliche Rührung, jetzt, da sie von Thomas sprach. Sie war ihm in den letzten Tagen aus dem Weg gegangen, nachdem er ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte. Bei dem Gedanken an diesen Moment zog sich ihre Brust zusammen. Mit einem Strauß roter Rosen hatte er abends nach Terrassenschluss vor ihrer Wohnungstür gestanden. Sie war überrascht und überrumpelt gewesen. Längst in ihren Bademantel gehüllt, hatte sie ihn verstört hereingebeten. Einen stillen Augenblick lang hatten sie sich beide befangen im Zimmer gegenübergestanden. In dem Moment hatte sie daran denken müssen, wie unkompliziert der Umgang zwischen ihnen vor Vaters Tod gewesen war. Schließlich hatte sich Thomas verlegen geräuspert. „Leonie, ich bin noch nicht geschieden, aber werde es in drei Wochen sein. Willst du dann

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