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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Scheiße. Mir war hundeelend, aber ich willigte ein, Herbert Rosskamp zu heiraten. Er gibt sich offiziell als Vater aus und bekommt dafür einen Großteil des Pfaffenberges von Klaus. Oh, Gott, mir zitterten die Knie. Eine Ehe mit Herbert, aber ich und das Kind würden versorgt sein. Zudem bekommen wir jetzt alle Geld für unser Schweigen. Ich lege in den nächsten Tagen meinen Anteil für das Kind auf einem Sparbuch an und werde es an einem sichereren Ort verstecken. Herbert beteuerte, dass er seinen Eltern schon verklickern würde, dass der geschenkte Pfaffenberg tatsächlich nur ein Hochzeitsgeschenk sei und der Großzügigkeit Klaus’ entsprungen.
    Aber jetzt, da ich dabei bin, es aufzuschreiben, muss ich noch mal zurück zum Abend in den Weinbergen. Vor allem für mich, damit ich es verarbeiten kann, wenn das überhaupt jemals geht, denn ich habe, was geschehen ist, noch nicht einmal aussprechen können.
    August 1983 . Am Nachmittag waren wir alle bei der Eröffnung des Weinfestes auf dem Parkplatz Winzerverein. Die drei Jungs hatten vom Winzerverein eine Flasche Spätburgunder lockergemacht. Wir haben viel gelacht, viele Leute getroffen. Später sind wir rüber gegangen zum Rosskamp-Weinstand. Herbert und Johannes waren dort eingeteilt zum Weinausschenken. Nach einigen Gläschen sind Helga, Klaus und ich weiter zum Festzelt ans Ahrufer. Wir hatten eine Superstimmung. (Muss trotz des Elends lächeln, wo ich jetzt daran denke). Wo war ich? Ach ja, Superstimmung, zumal Klaus auch noch Geburtstag hat te. Er spendierte Drinks auf seinen 25sten, und stieß immer wieder mit uns auf sein zukünftiges Bischofsamt an, obwohl er erst vor wenigen Wochen die Priesterweihe erhalten hatte. Er witzelte gern mit dem Bischofsamt, aber ich weiß, dass es ihm schon damals ernst damit war. Ich mochte den smarten Klaus und bedauerte manchmal, dass er sich für den Kirchendienst und die ewige Enthaltsamkeit entschieden hatte. Gegen neun sind wir wieder zurück zum Rosskamp-Weinstand, um Herbert und Johannes abzuholen. Wir hatten vor, oben in den Weinbergen bei unserer Bank unter den Eichen am Waldrand des Parkplatzes ›Bunte Kuh‹ noch Klaus’ Geburtstag zu feiern. Herbert packte am Weinstand einige Flaschen in seinen Rucksack. Oben drapierte Helga Kerzen in Einmachgläsern. Sie liebte Kerzenlicht, und als die Dämmerung hereinbrach, entstand eine anheimelnde Atmosphäre. (Ich muss wieder heulen, alles war doch eigentlich so schön gewesen.) Wir tranken Wein, zogen uns einige Joints rein und redeten über Gott und die Welt, wie schon so oft. Irgendwie kamen wir auf das Zölibat, die Kirche, und wieso Klaus sich ausgerechnet diesen Job ausgesucht hatte. Wir lästerten über die armen Geistlichen, ihr Glied würde vor lauter Keuschheit im Laufe der Jahre schrumpfen und am Ende nicht mehr vorhanden sein, diskutierten über Sex. Die Jungs machte es an. Sie wetteten 50,00 DM darauf, dass ... Aber Helga und ich waren nicht zu feige, unsere T-Shirt hochzuziehen und uns einmal vor ihnen mit nackten Brüsten im Kreis zu drehen. (Mein Gott, mir wird jetzt ganz heiß. Ich glaube, das war der Moment, in dem die Stimmung umschlug.)
    „ Fass sie doch mal an Klaus, du Gottesmann!“, amüsierten sich Herbert und Johannes. Da dachte ich noch, sie hätten es aus Spaß gesagt, denn sie wussten doch, dass Klaus das gar nicht darf. Aber der torkelte auf mich zu und tat es tatsächlich. Ich klatschte ihm reflexartig eine ins Gesicht. Eine Sekunde herrschte unsicheres Schweigen, dann bellte Herbert: „Lass dir das nicht gefallen, gib’s ihr.“ (Oh, mein Herz klopft, ich sehe wieder Herberts geiles Gesicht vor mir.) Plötzlich war er hinter mir, fasste meine Hände hinter meinem Rücken. Ich sah Klaus’ ausgestreckte Arme wie in Zeitlupe auf mich zukommen und nach meinem T-Shirt greifen. Er zerrte mich auf den Boden. (Ich muss mich einen Moment fangen. Mir stockt das Herz, jetzt, wo ich es wieder vor mir sehe. Meine Hand zittert, aber ich will mich dazu zwingen, wenn ich es schon nicht aussprechen kann, es wenigsten hinzuschreiben: Am 13. August 1983, gegen Mitternacht, vergewaltigte mich der Priester und Doktorand der Theologie Klaus Lennart.
    Elene Malbach
    Anke ließ die Blätter sinken. Der Pfaffe, jagte es durch ihren Kopf. Hatte sie es nicht die ganze Zeit über gespürt? Doch einfach nicht wahrhaben wollen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, fragte sie sich jetzt wieder und wieder. Aber wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass

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