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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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sondern es so aufbewahren, dass ich es immer im Auge habe. Und trotzdem niemand anderes darauf kommt, weil es viel zu offensichtlich wäre, an diesem Ort etwas versteckt zu haben.“
    Anke starrte sie an. Das war unheimlich. Nur Sekunden vorher war genau das durch ihren Kopf geschossen. Diese Flasche hier zum Beispiel hatte Elene immer vor Augen gehabt und das umgewickelte Papier ... sie ging zum Fenster und schwenke die Flasche gegen das Licht.
    „Das Papier scheint beschrieben zu sein“, stieß sie hervor. Impulsiv griff sie mit der Hand nach den Blumen und wollte sie herausziehen. In dem Moment war Leonie neben ihr. Anke übergab ihr die Flasche. „Mach du es.“
    Leonie sah sie an, stierte dann auf die Blumen, vorsichtig, als könne sie diese mit ihrem Blick zerbrechen. Dann griff sie unter ihre Köpfe und zog sie heraus. Das Papier blieb in der Flasche.
    „Wir müssen sie zuerschlagen.“

31
     
    Der Regen hatte aufgehört. Über den Weinbergen hing eine Glocke schwülwarmer Luft. Die le tzten Wanderer stiegen in ihre Wagen.
    Hoffentlich sind s ie bald alle weg, dachte Anke, denn Leonie neben ihr zuckte jedes Mal zusammen, wenn die Wagentüren zuschlugen. Anke hatte vorgeschlagen, in den sicheren Wänden der Wohnung zu bleiben, sich ein Glas Wein zu gönnen und dort dem Kommenden ins Auge zu sehen. Leonie jedoch hatte sich energisch geweigert.
    „ Ich möchte zur Bank. Da bin ich allem näher, ihr näher, mir selbst näher“, hatte sie erklärt, „außerdem möchte ich, dass du es mir vorliest, bevor mir im Text die Stimme versagt.“
    Sie hielt sich tapfer, wollte gleichmütig wirken, aber ihre Nerven schienen sich zu verabschieden. Anke merkte es an dem feinen Zittern ihrer Hände, die die zusammengerollten DIN A 5 Seiten umkrampften. Nachdem sie die Flasche zerbrochen hatten und die eingerollten, eng beschriebenen Seiten tatsächlich die Handschrift von Leonies Mutter offenbarten, hatten sie nur einen Blick auf die erste Seite geworfen. Sie war datiert auf den 23. September 1983.
    Bald darauf waren sie langsam zur Bank gegangen. Anke war es vorgekommen, als wollte Leonie nie dort ankommen, um die Wahrheit über ihre Herkunft zu erfahren. Mit ein paar Papiertaschentüchern hatte Anke die Bank trocken gewischt. Nun saßen sie nebeneinander und sahen stumm vor sich hin. Es war offensichtlich, dass sie beide heute keinen Blick für die einmalige Aussicht über den Pfaffenberg hinunter ins Tal hatten. Auf dem Parkplatz hinter ihnen war endlich Ruhe eingekehrt.
    „ Ich habe das Gefühl“, brach Leonie das Schweigen, „als stände die Zeit still. Es gibt sie nicht mehr.«
    »Du siehst aus, als weißt du schon, dass was Schreckliches kommt.“
    „ Na ja, was Gutes wird es wohl nicht sein“, murmelte Leonie und übergab Anke die gerollten Seiten. Sie spürte, wie auch sie zusehends nervös wurde. Mit unergründlichem Gesicht strich sie die Seiten über ihrem Knie glatt. Die Schrift vor ihr war zittrig und unkontrolliert und ließ auf starke Emotionen der Schreiberin schließen. Mit leiser, aber fester Stimme begann Anke zu lesen.
    23. September 1983.
    Jetzt muss ich es aufschreiben, sonst platze ich. Schon sechs Wochen ist es her. Wäre ich doch bloß nie mitgegangen. Ich kann immer noch nicht fassen, was passiert ist. Und jetzt bin ich schwanger, ich heule und kann gar nicht mehr aufhören damit. Wenn ich doch nur jemanden zum Reden hätte, der mich versteht, dem ich vertrauen könnte.
    Vor einer Stunde erst haben wir uns getroffen, um Kriegsrat zu halten. Klaus hat die anderen zusammengetrommelt, nachdem ich ihn heute angerufen und von meiner Schwangerschaft berichtet habe. Eiskalt hatte er gesagt: „Elene, ganz ruhig, wir werden das Kind schon schaukeln.“ Dabei fällt mir ein, vor einer Woche erst hatte er seine Eltern begraben. Die würden nichts mitkriegen, aber meine, die würden mich totschlagen.
    Als wir alle zusammensaßen, sein Vorschlag dann. Ich dachte, ich müsste aufhören zu atmen. Zunächst predigte er dramatisch, er war ja ein famoser Prediger, dass uns dies nun für immer zusammenschweißen würde. Wir mussten, nein, wir taten es alle nach seinen Worten freiwillig, die Hände aufeinanderlegen und bei unserem Leben schwören, dass das, was geschehen war, niemals über unsere Lippen kommen würde. Für Klaus stand alles auf dem Spiel. Und für mich? Ich hatte so Angst vor meinen Eltern. Erst vor einem Monat war ich achtzehn geworden, eigenverantwortlich, und schon saß ich in der

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