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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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sie nicht nur rein bauchmäßig des Öfteren daran gedacht hatte, er könnte als Vater infrage kommen. Aber dass er sich aus all dem, was sie gerade gelesen hatten, auch noch als Vergewaltiger und potenziellen Mörder entpuppte, übertraf sogar ihre Vorstellungskraft.
    Eine lange Zeit des Schweigens folgte. Leonie saß neben ihr mit bestürztem Gesicht und schien wie Anke selbst, das soeben Vorgelesene zu verdauen. In ihrem Kopf standen die Fragen Schlange. Aber nach einer kurzen Zeit drehten sie sich nur noch um eines: Priester Lennart war ein Vergewaltiger, und Leonies leiblicher Vater. Das kleinere Übel, wenn es damals herausgekommen wäre, jedoch wesentlich schwerwiegender, wie er zu der Vaterschaft gekommen war. Das war eine Straftat, ein Verbrechen. Und es hätte niemals ans Tageslicht kommen sollen. So oder so hätte er sich mit Bekannt werden der Wahrheit selbst das Wasser abgegraben. Er war lieber zum Mörder geworden, um seine Karriere und sein Ansehen zu retten. Anke wurde es heiß bei der Erkenntnis. Ob Leonie die gleiche hatte? Sie saß noch immer stocksteif da. Ankes Gedanken wurden durch Leonies tiefes Aufstöhnen unterbrochen. Langsam wandte Leonie ihr das Gesicht zu. In ihren Augen schien es Nacht zu sein. Impulsiv ergriff Anke Leonies Hand.
    „ Sehe ich das richtig?“, begann Leonie leise. „Onkel Lennart ist nicht nur mein Vater, sondern er hat meine Mutter auch noch ...“. Sie stockte, schien das Wort nicht aussprechen zu können. „Und ist wahrscheinlich sogar ein Mörder?“ Ihr Kopf sank auf Ankes Schulter. Eine Weile verbrachten sie still in dieser Haltung. Anke zuckte regelrecht in ihren Gedanken zusammen, als Leonie plötzlich inbrünstig zu sprechen anfing. „Onkel Lennart, Kirche, Heuchelei, Betrug, unehrenhaft, Onkel Lennart“, die Worte wirbelten aus ihr heraus. Anke spürte, wie Leonie neben ihr zu zittern begann. Langsam schien sich die schreckliche Wahrheit in ihrem Kopf darzustellen. Sie schluchzte auf.
    „ Rede nur, wen es dich erleichtert“, ermutigte sie Leonie. Sie schluchzte nochmals heftig auf. Im Gegensatz zu vorhin begann sie nun, leise zu sprechen. „Meine Gefühle jetzt, sie erinnern mich an jene, als ich die Heiratsanzeige über Dirks Hochzeit gelesen habe. Genau wie in dem Moment ist es jetzt. Völlig lautlos, ohne Getöse wankt einfach die Erde, alles bricht zusammen. Verstehst du, was ich meine?“
    Anke drückte zum Zeichen des Verständnisses Leonies Kopf für einen Moment an ihre Brust, als diese sie zweifelnd ansah. „Es tut so weh“, schluchzte Leonie, „aber ich bin auch furchtbar wütend und enttäuscht.“ Unvermittelt sprang sie auf, kreuzte die Hände vor den Bauch und beugte sich vor. Anke fuhr ebenfalls hoch, um ihr zu helfen, weil sie glaubte, Leonie würde sich übergeben. Doch sie richtete sich spontan wieder auf. Falls ihr schlecht gewesen war, so schien es verflogen zu sein. Sie hob leicht den Kopf und schien auf etwas zu lauschen. Als sie wieder auf der Bank platz nahm, ließ ihr Gesichtsausdruck, erkannte Anke, nichts Gutes ahnen.

32
     
    Pastor Lennart war schon fast am Parkplatz vorbei, als er Leonie und diese Journalistin links von ihm auf der Bank neben dem Parkplatz entdeckt. Er war ein wenig überrascht, dachte aber nicht weiter darüber nach, bremste, setzte zurück und brachte den Wagen nahe der Bank zum Stehen. Erstaunt darüber, dass Leonie sich nicht nach ihm umsah, stieg er aus und ging um die Bank herum.
    „Hallo, Leonie“ begrüßte er sie.
    Nachdem er Anke kurz zugenickt hatte, wandte er sich wieder Leonie zu. „Ich war in der Nähe und wollte nochmals nach dir sehen. Auch mal hören, ob mit Thomas alles in Ordnung ist.“
    Dass er keine Antwort bekam und Leonie auch jetzt noch keine Anstalten machte, nicht aufsprang, um Hallo zu sagen, brachte für den Bruchteil einiger Sekunden seine Selbstsicherheit ins Wanken. Was war los mit ihr ?, fragte er sich. Er wechselte den Blick zwischen den beiden Frauen. Sie starrten ihn an wie einen schwarzen Dämon, der plötzlich vor ihnen aus dem Erdboden hervorgeschossen war. Leonie wirkte ungewöhnlich blass. Und diese Journalistin faltete seelenruhig irgendein Papier zusammen und schob es in ihre Hosentasche. Verwundert registrierte er, wie Leonie darauf hin leise durchatmete. Anschließend lachte sie verkrampft auf.
    „ Was ist los, Leonie? Willst du mich nicht begrüßen?“, fragte er mit gespielter Entrüstung. Er kam bis auf zwei Schritte an sie heran und unterstrich seine

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