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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Asher
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Mensch!«
    »Scroll mal nach unten«, sage ich und blicke ihm über die Schulter.
    Emma Nelson Jones Wisst ihr, warum ich ein Trostessen brauche? JJJ ist seit drei Nächten nicht nach Hause gekommen. Dabei sollte sein Trip nur einen Tag lang dauern. Ich bin verzweifelt.
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    Josh sieht mich an. »Wer ist JJJ?«
    »Mein Ehemann. Jordan James Junior. Der Typ mit dem Fisch. Ich schreibe zwar nirgends, warum er nicht nach Hause gekommen ist, doch scheine ich ziemlich misstrauisch zu sein. Als ich das gelesen habe, ist mir richtig schlecht geworden.«
    Josh reibt sich mit den Fingerspitzen die Stirn. »Vielleicht ist er wieder auf einer Angeltour.«
    »Lies mal weiter«, sage ich und strecke meinen Arm an Josh vorbei zu der Maus aus.
    Emma Nelson Jones
    Bin jetzt schon sechs Monate arbeitslos. Sie sagen, dass es mit der allgemeinen Konjunktur zu tun hat, aber so langsam glaube ich, es liegt an mir. 31 ist zu jung für eine gescheiterte Karriere.
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    »Einunddreißig«, sagt Josh. »Dann soll das wohl in fünfzehn Jahren sein.«
    Ich zeige auf den nächsten Satz.
    Emma Nelson Jones
    Kann mir nicht mal einen richtigen Therapeuten leisten.
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    Josh dreht sich zu mir um. »Ich kann nicht glauben, dass sie diese Sachen schreibt.«
    »Nicht sie , sondern ich !«
    »Warum sollte denn irgendjemand im Internet solche Dinge über sich selbst schreiben? Das ist doch total verrückt!«
    »Du sagst es«, entgegne ich. »In fünfzehn Jahren bin ich psychisch krank, und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum mein Ehemann nicht mehr mit mir zusammen sein will.«
    Josh lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. Wenn er das tut, sieht er aus wie sein Bruder. Ich habe David seit letztem Jahr nicht mehr gesehen, aber es war schön, ihn als Nachbar zu haben. Die Jungs sahen immer so etwas wie einen großen Bruder in ihm und die Mädels waren alle in ihn verknallt.
    »Hör zu, Emma, ich glaube …«, beginnt Josh, hält jedoch inne.
    »Jetzt sag schon.«
    Josh zeigt auf den Bildschirm. »Wir können nicht mit Sicherheit sagen, wer Emma Nelson Jones ist oder wonach wir eigentlich suchen. Und selbst wenn die Seite echt ist, liest du ziemlich viel zwischen den Zeilen.«
    Die Haustür fällt ins Schloss. Josh und ich zucken unwillkürlich zusammen.
    »Emma?«, ruft meine Mom. »Martin meint, er hätte vorhin die Tür abgeschlossen, aber …«
    »Alles okay!«, rufe ich zurück. »Josh ist hier!«
    »Kannst du uns gleich helfen, unsere E-Mail-Adressen einzurichten?«, fragt sie.
    »Wir brauchen nur noch ganz kurz. Josh hilft mir gerade … bei etwas für die Schule.«
    »Das ist gut«, entgegnet meine Mom. Ich höre ihre Schritte die Treppe heraufkommen. »Aber macht nicht mehr allzu lange. Morgen ist Schule.«
    Das hier darf sie keinesfalls sehen! Ich strecke meine Hand aus und klicke auf das X in der oberen rechten Ecke des Monitors. Die Computerstimme ruft uns ein munteres »Auf Wiedersehen!« zu.
    Meine Mom winkt im Vorbeigehen und verschwindet in ihrem Schlafzimmer.
    Josh greift sich den Scooby-Doo-Schlüsselanhänger. Auf der Schwelle bleibt er stehen und dreht sich zu mir um.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Ich finde, du solltest dir das nicht alleine ansehen«, sagte er. »Entweder ist es ein gemeiner Scherz oder …«
    Ich spüre, wie mir erneut Tränen in die Augen steigen.
    »Lass uns verabreden, dass wir das nur gemeinsam machen«, sagt er.
    »Du kommst also wieder zu mir?«, frage ich. »Und es macht dir nichts aus?«
    Josh betrachtet den Schlüsselanhänger in seiner Hand und drückt zweimal auf die Hundenase, die kurz aufleuchtet.
    »Nein, das ist schon okay.«
    »Wie wär’s mit morgen? Nach dem Leichtathletikwettkampf.«
    »In Ordnung«, antwortet Josh. »Vielleicht kommen Tyson und ich sogar vorbei und sehen ein bisschen zu.«
    Ich lächle zum ersten Mal an diesem Abend. Letztes Jahr hat Josh bei jedem meiner Heimwettkämpfe zugesehen, um mich anzufeuern. Das verstärkt mein Bedürfnis, ihm anzuvertrauen, was ich noch auf der Webseite gesehen habe, bevor er zu mir gekommen ist. Aber ich kann mich nicht überwinden. Stattdessen starre ich auf meinen neuen weißen Teppich. Wenn ich ihm erzähle, was ich gesehen habe, würde das unsere wechselseitige Unsicherheit nur verstärken. Und zumindest einen einzigen Abend lang will ich das Gefühl haben, dass wieder alles ganz

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