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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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gekidnappt .«
    »Ach so, klar. Und wie haben Sie das gemacht?«
    »Wir haben sie abgenommen und in den Korb am Rollator gelegt.«
    »Ja, natürlich, ich verstehe. Und dann haben Sie die Bilder hinausgefahren. Haben Sie noch weitere Verbrechen anzuzeigen?«
    Märtha dachte nach. Sollte sie die Geschichte von den Wertfächern auch noch erzählen? Trotz allem war ja nicht viel dabei herausgekommen, und für die Höhe der Strafe wäre das kaum relevant. Aber tief in ihrem Inneren war sie stolz darauf. Wer verübte schon ein Verbrechen im weißen Bademantel im Grand Hotel?
    »Eigentlich war es ja nicht das erste Mal«, sagte sie. »Bevor wir die Bilder geklaut haben, haben wir auch die Wertsachen aus dem Schließfach im Grand Hotel gestohlen.«
    »Aha, auch das. Da haben Sie sich ja einiges ausgedacht. Und wie haben Sie das gemacht?«
    »Wir haben die Stromleitungen, die die Wertschränke versorgen, kurzgeschlossen, und dann haben wir alle mit Bilsenkraut und Cannabis high gemacht.«
    »Ja, natürlich, verstehe«, sagte der Polizist, der noch immer keinen einzigen Buchstaben in seinen PC getippt hatte. »Und dann?«
    »Dann haben wir die Beute geteilt.«
    »Ja, das ist klar, bei Ihnen zu Hause, vermute ich?«
    »Nein, eigentlich wohnen wir im Seniorenheim Diamant, aber wir sind abgehauen. Ins Grand Hotel. Dort haben wir die Beute aufgeteilt.«
    »Was Sie nicht sagen. Sie sind also abgehauen?«
    »Ja. Wir haben dort nur noch schlechtes Essen bekommen, und eingesperrt wurden wir auch. Da sind wir mit dem Taxi davongefahren.«
    »Ja, ja«, sagte der Beamte und fuhr sich über die Stirn. »Als Sie eingeschlossen wurden, haben Sie ein Taxi genommen …«
    »Ja, und zwar zum Grand Hotel. Und dort haben wir uns den Bilderraub ausgedacht. Leider lief nicht alles wie geplant«, fuhr Märtha fort. Es war ihr peinlich zuzugeben, wie skurril nun alles erschien. »Als wir das Lösegeld für die Bilder abholen wollten, hatten wir starken Seegang, und das Geld war weg. Also, ich meine, auf dem Autodeck.«
    »Was Sie nicht sagen«, antwortete der Polizeibeamte und versuchte, ernst zu bleiben. »Das Geld verschwand auf dem Autodeck. War das unten an der Rezeption?«
    Märtha hörte gar nicht richtig zu, sie war zu sehr in Gedanken versunken.
    »Aber vielleicht war das Schicksal, wissen Sie. Man hat nicht immer alles im Griff. Dass wir das Lösegeld verloren haben, meinetwegen, aber was mir auf der Seele liegt, sind die Bilder. Sie sind verschwunden.«
    »Welche Bilder?«
    »Die, die wir gestohlen haben. Wir haben sie an die Wand gehängt, als wir losgefahren sind, um das Lösegeld zu kassieren, und als wir zurückkamen, waren sie fort.« Märtha sah ganz unglücklich aus. Der Polizist seufzte.
    »Und was waren das für Bilder?«
    »Ein Monet und ein Renoir. Lesen Sie denn keine Zeitung?«
    »Doch natürlich, ich wollte nur sichergehen, dass wir von denselben Bildern sprechen«, entschuldigte sich der Beamte.
    »Was mich mehr als alles andere beunruhigt«, fuhr Märtha fort, »ist, dass wohl keiner weiß, wie wertvoll die Bilder sind.«
    »Dass ein Renoir und ein Monet kostbar sind, weiß doch jeder Mensch.«
    »Das Problem ist, dass wir auf das Monetgemälde Segelboote gemalt haben.«
    »Was haben Sie gemacht? Sie haben Segelboote darauf gemalt?«
    »Ja, und das Bild von Renoir hat einen Hut und einen größeren Schnurrbart bekommen.«
    »Soso. Was einem nicht alles so einfällt«, sagte der Polizist und stellte den Computer aus.
    »Aber ich bin noch nicht fertig«, protestierte Märtha. »Wer soll denn nun wissen, wie wertvoll die Bilder sind? Wir wollten sie dem Museum ja zurückgeben, wenn wir das Lösegeld erhalten haben. Sie müssen uns helfen, die Bilder zu suchen. Sie sind ein Stück europäisches Kulturerbe.«
    »Also: die Gemälde, die Sie gekidnappt haben, sind verschwunden, genau wie das Lösegeld? Da hatten Sie ja nicht gerade ein glückliches Händchen«, sagte der Polizist. »Und wissen Sie was: Wenn Sie möchten, kann ich dafür sorgen, dass Sie jemand zurück in Ihr Altersheim fährt.«
    »Aber wir sind doch Verbrecher«, sagte Märtha beleidigt.
    »Ja, das verstehe ich, aber nicht immer landet man dafür auch im Kitchen. Ich rufe Ihnen jetzt einen Wagen.«
    In dem Moment begriff Märtha, dass er ihr kein einziges Wort abnahm. Der einzige Beweis für ihre Beteiligung an dem Raub war das Geld im Fallrohr – aber das wollten sie ja behalten für die Zeit nach dem Gefängnisaufenthalt. Sie zögerte einen Moment, doch dann

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