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Wir haben gar kein Auto...

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Titel: Wir haben gar kein Auto... Kostenlos Bücher Online Lesen
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ragt dieser imponierende Berg vor uns auf. Vor zwei Jahren habe ich Bruno da oben die ersten Schwünge im frisch gefallenen Tiefschnee beigebracht. Jetzt hier vorbeizuradeln erfüllt mich mit Erfurcht. Dieses ganze Gebiet nennt man »Zwischentoren«. Irgendwie bezeichnend, denn kaum ist man an einem Berg vorbei, schiebt sich auch schon der nächste davor, und ein anderer erscheint gleich dahinter, so als ob immer ein Tor nach dem anderen aufginge.
    Â»Wie heißen diese Berge denn alle?«, fragt Bruno.
Da ich eine ziemlich große Banausin bin, treibe ich einSpiel mit ihm, wie es mein Vater früher immer mit mir gemacht hat, wenn ich ihm ein Loch in den Bauch gefragt habe. »Ja, also«, sage ich, »das da links ist der Zwölferkogel und daneben der Elferkogel, dann da drüben der Zehnerkogel neben dem Neunerkogel, und da hinten ist der berühmte Achterkogel.«
    Jetzt hat’s auch Bruno geschnallt, und ich sehe zu, dass ich schnell in die Pedale trete und abdüse, bevor ich im Graben lande.
    Mal fahren wir auf Asphalt und kommen gut vorwärts, dann wieder wartet dieser verdammte Schotter auf uns, und wir sind am Rande unserer Kräfte. Irgendwann, als die Moral auf einem verschlungenen, steil aufwärtsgehenden Kiesweg gänzlich zusammenzubrechen droht und Bruno weit hinter mir ist, beschließe ich, die Nummer eines Unternehmens in Lermoos anzurufen, das einen Shuttleservice zur Spitze des Fernpasses zu organisieren verspricht. Ich habe sie mir sicherheitshalber in München notiert, denn man weiß ja nie, was auf einen zukommt.
    Am anderen Ende meldet sich eine freundliche Frauenstimme, der ich mein Ansinnen vortrage.
    Â»Da haben Sie aber verdammtes Glück, denn in unserem Sechsmannbus sind noch genau zwei Plätze frei. Es haben sich zwar schon zwei Kandidaten dafür beworben, die wollen es sich aber noch bis heute Abend überlegen.«
    Â»Ich bitte Sie, überlassen Sie uns diese Plätze. Wir kommen zu hundert Prozent und nehmen sie garantiert in Anspruch, denn wir haben so viel Gepäck dabei. Außerdem sind wir restlos fertig.« Zu guter Letzt frage ich sie auch noch, ob sie nicht rein zufällig ein Zimmer für uns zum Übernachten habe, und falls auch noch ein Gasthaus in der Nähe sei, sei unser Glück perfekt.
    Ich muss wohl sehr überzeugend gewesen sein, denn ihreAntwort ist ein klares Ja. »Wir haben zwar kein freies Zimmer, aber unsere Nachbarin ist noch nicht ausgebucht. Dafür haben wir ein Wirtshaus. Jetzt radeln Sie einfach mal nach Lermoos rein, und fragen Sie nach dem Reisebüro Zoller, das kennt jeder. Ansonsten machen Sie sich keine Sorgen, es ist alles geregelt.«
    Beschwingt lege ich auf. Sag ich das jetzt meinem anrollenden Bruno, oder gebe ich ihm dieses Zuckerl erst, wenn er gar nicht mehr weiterkann?, überlege ich und beschließe, es vorläufig für mich zu behalten, sozusagen als Trumpf in der Hinterhand und grad weil er mich heute so geärgert hat.
    Die Via Claudia Augusta ist gerade hier eine sehr geschichtsträchtige Straße. Zig Tafeln begleiten den Weg, und es macht große Freude, sich vorzustellen, unter welchen Mühen schon zweitausend Jahre vor uns Menschen diese Strapazen auf sich genommen haben. Nur waren die nicht mit Citybikes unterwegs, sondern mit Eseln, Ochsen und enorm vielen Waren, die sie von Süd nach Nord und umgekehrt befördert haben. So gibt es unter anderem den Prügelweg zwischen Biberwier und Lermoos. Dort befand sich seinerzeit ein Moor, weshalb die Menschen unter unsäglichen Mühen Baumstämme schwimmend aneinandergelegt und diese dann mit Schotter verbunden haben. Da der Weg immer wieder absackte, musste die Prozedur viele Male wiederholt werden. Archäologen haben Ausgrabungen von bis zu einem Meter achtzig Tiefe gemacht, in denen sich diese vielen Schichten befanden. Immerhin sind auf dem Weg hier schon römische Wagen gefahren. Ich bin schwer beeindruckt.
    Auch Bruno fühlt sich auf diesem Weg geprügelt, und als wir gerade ein paar Minuten Rast machen, kommt ein Superprofioberradler des Weges. Kurz die Hosen, stramm die Wadln, ausgemergelt und gegerbt das Gesicht.
»Entschuldigen Sie bitte, aber wissen Sie zufällig, wie viel Kilometer es noch bis Lermoos sind?«, frage ich ihn.
    Â»Ã„ääh, ja also, das kann ich jetzt nicht so genau sagen, aber weit ist es nicht mehr. Gleich da hinten«, verspricht er. »Ich bin

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