Wir haben gar kein Auto...
gewöhnt ist. Letztlich lieben wir beides, das Chaos wie die Ordnung â nur könnte man nicht manchmal den Deutschen ein bisserl italienischer werden lassen und den Italiener teutonischer?
Hurra, wir sind dran!, heiÃt es endlich, und wir drängen uns mit dreiÃig anderen ins Gemäuer. Die Signora, die unsdurch die Gemächer führt, ist eine Serbin mit einem unglaublichen Akzent, der die italienische Sprache simuliert, und so verzichtet Bruno auf ihr Kauderwelsch und nimmt sich einen
cicerone,
eine Art Walkman mit Kopfhörern, den man sich um den Hals hängt. So bin ich frei und muss nicht irgendwelchen Quatsch erklären, an den ich sowieso nicht glaube. Niemals hat der gute Ludwig in dem Bettchen geschlafen, das einem da präsentiert wird. Und auch das Botschamperl, das danebensteht, stammt zweifelsohne aus irgendeinem Fundus. Sie wissen nicht, was ein Botschamperl ist? Na, das ist auf gut Bayrisch der Nachttopf.
Nach einer halben Stunde haben wir auch schon alles gesehen und werden mit der Masse wieder ins Freie gestülpt.
Warm ist es, um nicht zu sagen, ganz schön heiÃ, und Zeit zum Losradeln allemal. Wir machen uns an den Abstieg und finden tatsächlich unsere beiden Räder brav und unversehrt an Ort und Stelle vor. Bruno ist baff, völlig unmöglich, das Gleiche in Rom zu tun. Na ja, in deutschen GroÃstädten würde ich dieses Risiko auch nicht eingehen.
Ich zücke meine Karte, packe die beiden Pausenbrote aus, hole die Getränkeflaschen mit dem energiespendenden Drink aus der Halterung, und dann sitzen wir reichlich unromantisch auf dem Bordstein am Busbahnhof und schauen mampfenderweise die Tagesroute an.
Um von unserem kleinen Ausflug wieder auf die Via zu kommen, gibt es zwei Möglichkeiten. Mir erscheint die Variante rechts am malerischen Alpsee entlang als die ruhigere und gleichzeitig romantischere. Kann ich da doch Bruno verklickern, dass der Kini den Weg auch oft gegangen ist, nach dem Motto: Hier stolperte Ludwig II.
»Geht es da bergauf?«, fragt mein offenbar bereits müder Begleiter.
Tja, die Frage ist: Soll ich ihn jetzt anschwindeln oderihm den Mumm für die nächsten Stunden nehmen? Ich fange das Ganze mal vorsichtig an und erkläre ihm, dass wir jetzt richtig im Alpenvorland sind und sich in den nächsten Tagen die Aufs und Abs logischerweise abwechseln würden.
»Dafür werden wir aber auch in eine traumhaft schöne Landschaft eintauchen, die uns für all die Mühen entschädigen wird«, sage ich. »AuÃerdem hast du das vorher gewusst, ich hab dir mehrmals deutlich vor Augen gehalten, dass die Tour kein Spaziergang ist, Kruzitürken.«
Bruno steigt schweigend aufs Rad, und wir fahren los.
In der Tat wird es bald so
sakrisch
steil, dass wir absteigen und die Räder schieben müssen. Immer wenn die Wege mit Schotter bestreut sind, haben wir mit unseren viel zu schmalen Reifen und dem Gepäck keine Chance, richtig bergauf zu fahren. Bergab hingegen besteht die Kunst dann eher darin, nicht auszurutschen. Ehrlich gesagt bin ich
reichlich
sauer, dass man uns so falsch beraten hat. Viele Mountainbiker, die uns begegnen, haben Satteltaschen und schnurren nur so an uns vorbei, da nehme ich doch gerne ein paar hundert Gramm Radleigengewicht mehr in Kauf.
Aber noch ist alles harmlos, und wir sind von diesem zauberhaften Weg begeistert. Nach einer Weile wird der Wald lichter, und wir kommen auf einem kleinen Plateau an. Ein Mann steht vor einem groÃen Grenzstein und bürstet ihn vom Moos frei. Ich schau ihm eine Weile zu, denn ich muss eh mal wieder auf Bruno warten, und frage neugierig: »Was ist das denn für ein Stein?«
»Also links am Stein ist Bayern und rechts am Stein Ãsterreich. Jetzt putz ich erst mal Bayern sauber, und dann schaun mir amal, ob der österreichische Kollege Zeit hat zum Selberputzen«, sagt er.
Der will mich wohl veräppeln, schieÃt es mir durch den Kopf. Mein Bruno ist inzwischen angekommen und packtseine Kamera aus, um den fleiÃigen Mann bei der Arbeit zu filmen. Dieser stellt sich in Positur und kratzt wie ein Weltmeister ganz aus Versehen auch Ãsterreich sauber.
Willkommen in Ãsterreich, mein tapferer Schatz. Jetzt bekommst du einen dicken Kuss!
Gesagt, getan, und wir radeln in ein neues Land. Phantastisch ist das Panorama, lau die Luft und würzig das Aroma von den Wiesen und Wäldern, durch welche wir fahren. Bergab
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