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Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

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Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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oder Meeresfrüchte begeistern und wollte insbesondere nicht den Rest seines Lebens fortwährend anderen Leuten im Weg stehen. Folglich konnte er der bereits beeindruckenden Liste von gewissen Dingen, an denen es ihm im Gegensatz zu seiner Schwester fehlte, noch Undankbarkeit sowie seinen Mangel an elterlichem Respekt und geschwisterlicher Zuneigung hinzufügen.
    Nach langem Ringen trafen Mr. und Mrs. Fisher endlich die Entscheidung, daß Malcolms einzige Chance, vielleicht doch noch etwas zu werden, darin bestand, auf eigenen Füßen zu stehen. Deshalb erlaubten sie ihm, allein in England zurückzubleiben. Bevor seine Eltern abreisten, hatten sie allerdings weder Kosten noch Mühen gescheut, um ihm einen langweiligen Job und eine gleichermaßen entsetzliche Wohnung in einem Dorf am Ende der Welt zu besorgen. So kam es, daß Malcolm seine Heimatstadt Derby notgedrungen verlassen mußte – einen Ort, der ihn eigentlich nie sonderlich interessiert hatte – und sich (ähnlich wie König Artus) in den Südwesten Englands aufmachte. Mit seinem guten Anzug, den ordentlich gebügelten Hemden, der Kulturtasche und dem Abiturzeugnis in zwei Schulfächern im Gepäck begab er sich in die Grafschaft Somerset. Dort wurde er von den geduldig leidenden Bekannten seiner Eltern, deren unermüdliche Anstrengungen ihm erst sein neues Leben ermöglicht hatten, mit einem Grad an Begeisterung empfangen, der normalerweise dem ersten Regentropfen bei einem Wimbledon-Finale vorbehalten ist. Malcolm freundete sich mit seiner Rolle als Angestellter im Büro eines Auktionators wie ein Seevogel mit ausgelaufenem Erdöl an, empfand den ortsansässigen Dialekt fast so unergründlich wie die Einheimischen umgekehrt seinen eigenen leichten Akzent, und wie der verbannte Graf von Kent im König Lear paßte er seine städtischen Gewohnheiten notgedrungen dem Landleben an.
    Die Tatsache, daß er die neue Umgebung verabscheute und fürchtete, war allerdings ohne Bedeutung, zumal man ihm schon vor ewigen Zeiten beigebracht hatte, daß seine Gedanken oder Gefühle zu einem x-beliebigen Thema niemanden auf der Welt interessierten. Diese Lektion hatte er sich derart zu Herzen genommen, daß er die ihm zugesandten Wahlunterlagen an die zuständige Behörde zurückgeschickt hatte, da er fest davon ausgegangen war, sie seien für jemand anderen bestimmt gewesen. Trotzdem war er recht zuversichtlich, sich der neuen Umgebung demnächst anpassen zu können, denn schon als kleiner Junge war ihm immer wieder eingetrichtert worden, daß er in die Kleidungsstücke mit ihrer zumeist aberwitzigen Übergröße irgendwann hineinwachsen würde. Bildlich gesprochen, reichten ihm die Ärmel seines neuen Lebens allerdings noch immer bis zu den Fingernägeln, obwohl mittlerweile zwei Jahre seit seiner Ankunft in Somerset vergangen waren; vermutlich mangelte es ihm am Willen, in etwas hineinzuwachsen. Unnötig zu erwähnen, daß seine Lage am treffendsten durch eine Bemerkung seiner Schwester Bridget zusammengefaßt worden war; genauer gesagt durch einen Witz, den sie mit sieben Jahren immer wieder gern zum besten gegeben hatte. ›Was ist der Unterschied zwischen Marmelade (der Katze der Familie Fisher) und Malcolm?‹ pflegte sie damals die Erwachsenen zu fragen, die sich bewundernd um sie geschart hatten. Wenn keine befriedigende Antwort kam, antwortete die reizende Bridget mit einem Lächeln: ›Daddy darf Marmelade nicht anbrüllen.‹
    Deshalb schien es ziemlich merkwürdig (oder instinktlos, wie seine Schwester sagen würde), warum ausgerechnet Malcolm vom Dachs zum neuen Herrscher der Welt ausgewählt worden sein sollte. Bridget, ja – schließlich war sie unschlagbar, wenn es darum ging, Dinge zu organisieren, und ein Garant dafür, daß nichts schiefgehen konnte. Aber Malcolm – ›das ist ja bloß Klein-Malcolm‹, wie er vorzugsweise von seiner Familie begrüßt wurde – eine solche Aufgabe zu übertragen, war gewiß ein Fehler.
    Aber was soll’s, zumal ich mir bestimmt alles nur eingebildet habe? dachte er, während er sich den Ring wieder auf den Finger steckte.
    Ohne sich ums Aufstehen zu scheren, hauchte er den Ring an und rieb sich damit über die Stirn. Im Nu materialisierten sich in der Luft unzählige Gegenstände aus Gold und fielen scheppernd aufs Bett. Er war derart überrascht, daß er keine klaren Gedanken fassen konnte und ihm dazu nur einfiel, wortwörtlich nun so etwas zu besitzen, was man landläufig unter einer Goldgrube verstand. Tassen,

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