»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«
behalten. Manche Gerichte haben sie den Exgatten tatsächlich zugesprochen, allerdings lassen sich die meisten Airlines nicht darauf ein, unabhängig davon, was das Gericht verfügt hat. Eine Flugbegleiterin soll sogar ihren Mann angerufen und gebeten haben, zu ihr in ein anderes Land zu fliegen, da sie krank geworden sei. Statt einer kranken Frau erwartete ihn bei der Ankunft jedoch die Nachricht, dass sie die Scheidung eingereicht hatte. Kaum wollte er kehrtmachen, um nach Hause zurückzureisen, entzog sie ihm das Recht, kostenlos auf ihren Namen zu fliegen. Der arme Kerl konnte nicht nach Südamerika zurückkehren, um für sein Eigentum – oder den Anspruch auf Gratisbeförderung – zu kämpfen, weil er sich das Ticket zum regulären Preis nicht leisten konnte.
Als klarwurde, dass ich das, wonach ich suchte, nicht im Cockpit oder in einer Bar finden würde, verlagerte ich meine Suche nach dem Richtigen aufs Internet, unter dem Nickname »Skydoll«, Zusatz: »Destination unbekannt«. Innerhalb kürzester Zeit quoll mein Postfach von Verehrern beinahe über. Allerdings merkte ich recht schnell, dass ich mit meinem Profil – besser gesagt, mit meinem Job – nicht nur Mr Wrong, sondern eher Mr In-tausend-Jahren-Nicht angelockt hatte. So etwas passiert Piloten oder männlichen Flugbegleitern offenbar nicht, oder es macht ihnen nichts aus, denn sie posieren auf mindestens einem ihrer Profilfotos in voller Montur. Ein Pilot war sogar so erfolgreich, dass er am Ende eine Krankenschwester heiratete und gemeinsam mit ihr in einem landesweiten Online-Dating-Werbespot mitspielte. Weibliche Flugbegleiter hingegen gehen nicht ganz so bereitwillig mit ihrem Job hausieren, weil viel zu viele Typen beim Anblick von Uniformen auf schmutzige Ideen kommen. Sie glauben mir nicht? Dann geben Sie doch mal bei eBay das Wort Flugbegleiterin ein. Dort finden Sie eine breite Auswahl an Paraphernalia wie Unterwäsche und Schuhe – »von echten Flugbegleiterinnen getragen«.
An eine echte Uniform heranzukommen, ist gar nicht so einfach. Wir dürfen sie weder verschenken noch einer wohltätigen Organisation spenden, ohne vorher die Insignien unserer Fluggesellschaft entfernt zu haben. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass keiner in unserem Namen irgendwelche Dummheiten anstellt, beispielsweise einen Terroranschlag verübt. Wird eine Uniform gestohlen oder geht verloren, muss bei der Polizei Anzeige erstattet werden. Genau das tat ich auch, als ich eines Nachts in meinem Hotel in Miami hörte, wie meine Zimmertür leise zugezogen wurde, und feststellte, dass der Kleiderschrank sperrangelweit offen stand und meine Uniform-Weste samt dem dazugehörigen Gürtel fehlte. Ich weiß nicht genau, was mir mehr zusetzte: die Tatsache, dass jemand in mein Zimmer eingebrochen war, während ich schlief, oder dass jemand unbedingt meine Klamotten anziehen wollte.
Eine komplette gebrauchte Uniform von Japan Airlines, bestehend aus Bluse, Jacke, Rock, Pumps, Schürze, Namensschild und Strümpfen, kann bis zu 280 000 Yen (rund 3500 Dollar) einbringen, Kleidungsstücke mit sichtlichen Gebrauchsspuren erzielen sogar noch mehr. Japan Airlines warnt seine Flugbegleiterinnen ausdrücklich davor, ihre Uniformen online an Fetischisten zu verkaufen, und verlangt nach dem Ausscheiden aus dem Dienst deren Rückgabe. Sie versehen die Dienstkleidung sogar mit Registrierungsnummern. Gerüchten zufolge geht All Nippon Airways noch einen Schritt weiter: Sie verfolgen jeden Schritt ihrer Mitarbeiter mit Hilfe von in die Kleidung eingenähten Mikrochips, seit sich herausstellte, dass Uniformen in Sexclubs gelandet waren, wo manche Leute ein Vermögen dafür hinblättern, ihrem Fetisch zu frönen. Abgesehen von Krankenschwestern gibt es wohl keinen Beruf, der so pornographisch besetzt ist wie unserer. Kein Wunder, dass die Männer auf die wildesten Ideen kommen!
Als mir bewusst geworden war, wie viele Männer sich online nur wegen meines Jobs für mich interessierten, hatte ich keine Skrupel mehr, mir ebenfalls ein paar heiße Jobs zum Ausgehen zu suchen. Schlüsselbegriffe wie »Dr.«, »Anwalt« und »Arzt« bescherten mir ein paar überaus aufregende Dates mit interessanten Männern. Besonders gut verstand ich mich mit SexyErDoc, der so oft von meiner tollen Krankenversicherung schwärmte, dass ich mich irgendwann fragte, ob sie ihm vielleicht wichtiger war als ich. Und dann passierte es. Das Unvermeidliche. Bei unserem dritten Date wollte er, dass ich
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