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»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

Titel: »Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Poole
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Hey, wieso sollte ich mein Glück denn nicht am Arbeitsplatz finden? Ich hatte genug Filme gesehen, um zu wissen, dass Ärzte gern Krankenschwestern heiraten, Anwälte mit Gerichtsreporterinnen ausgehen und Typen in Führungspositionen sich am Schluss in die Kellnerin aus dem Café an der Ecke verlieben. Wo sonst sollte ich denn Männer kennenlernen? Und im Flugzeug lernt man die Menschen wirklich kennen, das können Sie mir glauben. Wir Flugbegleiter sehen sie, wenn sie sich mal nicht in Schale geworfen haben, und wir kriegen mit, ob sie eine anständige Kinderstube hatten. Genau in den Momenten, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Da es unsere Aufgabe ist, für Sicherheit und Wohlbefinden an Bord zu sorgen, erleben wir sie oft auch von ihrer verletzlichen Seite.
    Wie heißt es doch so schön? Die Art, wie jemand mit seiner Mutter umgeht, sagt viel über einen Menschen aus. Noch aussagekräftiger aber ist die Art, wie jemand das Flugpersonal behandelt. Stellt er Blickkontakt her? Sagt er bitte und danke? Bleibt er auch noch höflich, wenn man ihn versehentlich mit dem Getränkewagen anrempelt? Schiebt er seine Zeitung beiseite, wenn man ein Getränk auf sein Tablett stellen will? Nimmt er die Ohrstöpsel heraus, wenn man ihn anspricht? Geht er respektvoll mit der Person um, die ihn gerade bedient? Wenn die Antwort auf all diese Fragen ja lautet, haben Sie einen Volltreffer gelandet. Ein Mann mit Partner-Potential.
    »Wann immer ein Passagier mit mir flirtet, gehe ich automatisch davon aus, dass er etwas von mir will. Alkohol, Kopfhörer oder etwas anderes«, maulte ein Kollege, nachdem mir ein ausgesprochen süßer Passagier gerade seine Visitenkarte zugesteckt hatte.
    »Aber vielleicht interessieren sie sich ja in Wahrheit für dich«, meinte ich.
    Mein Kollege schob seinen langen blonden Pony aus dem Gesicht und seufzte. »Wäre schön, mal einen künftigen Ex-Mann kennenzulernen, der mir einen Lebensstil bieten kann, den ich nicht längst gewöhnt bin.« Als ich lachte, schnippte er kess mit den Fingern. »Ich mag zwar blond sein, aber unter meiner Uniform bin ich brünett.«
    Ich deutete auf meinen eigenen dunklen Haaransatz. »Alles klar, Schwester.«
    »Ach Schätzchen, ich urteile doch über niemanden anhand seines Äußeren.«
    Ein Glück!
    Aber genau das tun die Leute, auch ich bilde da keine Ausnahme. Aus diesem Grund kam ich auf einem Flug von San Diego nach New York mit einer sehr netten Frau ins Gespräch. Schon allein die Fröhlichkeit, mit der sie »Einen wunderschönen Dienstag!« rief, noch bevor ich Gelegenheit hatte, sie an Bord zu begrüßen, sagte mir, dass sie nett sein musste. Und als mein Blick auf den todschicken rosa Hut auf ihrem Kopf fiel, wusste ich, dass ich eine Menge Spaß mit ihr haben würde. Später kam sie in die Bordküche und bat mich um ein Glas Wasser. Ich sagte zu ihr, wie gut mir ihr Hut gefalle.
    »Ach, Sie sind heute schon die Zweite, die mir ein Kompliment dazu macht. Vorhin am Flughafen stand ich bei Starbucks in der Schlange, als ein sehr netter Mann meinte, wie toll der Hut aussähe. Und dann hat er mir einen Kaffee spendiert.«
    »Einen Kaffee spendiert? Oh, dann waren Sie ihm aber sehr sympathisch«, sagte ich.
    »Meinen Sie? Ach nein. Oder glauben Sie wirklich?«
    »Ja, allerdings. Also wenn es außer schlechtem Essen und unbequemen Sitzen etwas gibt, womit ich mich auskenne, dann sind es Männer. Wildfremde Männer geben Frauen nicht ohne Hintergedanken einen Kaffee aus. Und hübsche Hüte fallen ihnen erst recht nicht auf. Er wollte mit Ihnen ins Gespräch kommen. Hey, ist der Typ zufällig an Bord?«
    Miss Rosa Hut war nicht ganz sicher, deshalb ging sie einmal kurz den Gang entlang und wieder zurück. »Ja, er sitzt auf 22B.«
    »Warten Sie einen Moment, ich fühle ihm mal kurz auf den Zahn.« Ich schnappte eine Plastiktüte, machte mich auf den Weg in den vorderen Teil der Kabine und sammelte unterwegs ein paar Abfälle ein.
    Also, hier ist das Ergebnis meiner circa fünfsekündigen Einschätzung: Er hatte gute Manieren, denn als ich fragte, ob er noch etwas zu trinken wolle, sagte er: »Nein, danke.« Kaum jemand bringt heutzutage noch ein »Bitte« und ein »Danke« heraus. Er stellte Blickkontakt her. Viele Passagiere winken mich nur wortlos weg. Das verriet mir, dass er anderen Menschen mit Achtung begegnete, unabhängig davon, womit sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Als er seiner Sitznachbarin den leeren Plastikbecher abnahm, da ihre Arme zu kurz waren,

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