Wir Kinder Aus Bullerbü
Aber Lasse will das werden, sagt er. Ich weiß nicht, was ein Drehrumdiebol-zen-Ingenieur ist, aber Lasse sagt, man muss Pappscheiben an Lichtschaltern anbringen können, wenn man so etwas Feines werden will.
Bosse will Indianerhäuptling werden. Das hat er jedenfalls früher gesagt. Neulich hörte ich ihn jedoch sagen, dass er Lokomotivführer werden will. Vielleicht hat er es sich anders überlegt.
Ich weiß nicht recht, was ich werden will. Vielleicht eine Mama. Denn ich mag ganz kleine Kinder so gern. Ich habe sieben Puppen, deren Mama ich bin. Aber es wird nicht lange dauern, bis ich zu groß bin, um mit Puppen zu spielen. Oh, wie langweilig muss es sein, wenn man groß ist!
Meine schönste Puppe heißt Bella. Sie hat blaue Augen und blondes, lockiges Haar. Sie schläft in einem Puppenbett mit rosa Kissen und rosa Laken, die Mama genäht hat. Als ich Bella einmal aus dem Bett nehmen wollte, hatte sie einen Schnurrbart und einen Backenbart. Lasse und Bosse hatten ihr den Bart mit einem Stück Holzkohle gemalt. Ich bin froh, dass ich jetzt nicht mehr mit ihnen in einem Zimmer wohne.
Wenn man in Lasses und Bosses Zimmer aus dem Fenster guckt, kann man genau in Oles Zimmer hineinsehen. Er wohnt auch in einem Giebelzimmer und der Mittelhof und der Südhof liegen schrecklich dicht beieinander. Es sieht aus, als ob die Häuser sich gegenseitig schubsen, sagt Papa. Er meint, die Leute, die sie einmal gebaut haben, hätten etwas mehr Raum dazwischen lassen können. Aber das finden Lasse, Bosse und Ole nicht. Sie finden es gut so, wie
es ist. Zwischen dem Mittelhof und dem Südhof ist ein Zaun. Mitten im Zaun wächst ein großer Baum. Es ist eine Linde, sagt Papa. Die Linde streckt ihre Zweige bis zu Lasses und Bosses Fenster und auch bis zu Oles Fenster. "Wenn Lasse und Bosse und Ole sich besuchen wollen, klettern sie nur durch die Linde. Das geht viel schneller, als wenn sie die Treppe hinunterlaufen, durch die Gartenpforte hinaus, zur nächsten Gartenpforte hinein und die Treppe hinauf.
Einmal hatten unser Papa und Oles Papa beschlossen, die Linde zu fällen, weil es in den Zimmern so dunkel war. Aber da machten Lasse, Bosse und Ole so ein Theater, dass die Linde stehen bleiben durfte. Und so blieb sie stehen. Und da steht sie heute noch.
Mein allerschönster Geburtstag
Ich finde, mein Geburtstag und der "Weihnachtsabend sind die beiden schönsten Tage im ganzen Jahr. Meinen allerschönsten Geburtstag hatte ich, als ich sieben Jahre alt wurde. Das war so:
Ich wachte früh auf. Ich wohnte damals in Lasses und Bosses Zimmer. Lasse und Bosse schliefen noch. Ich habe ein Bett, das knarrt, und ich drehte mich immerzu hin und her. Es sollte ganz laut knarren, damit Lasse und Bosse aufwachten. Ich konnte sie ja nicht rufen, denn wenn man Geburtstag hat, muss man tun, als ob man schläft, bis man das Frühstück ans Bett gebracht bekommt. Und da lagen sie in den Betten und schliefen, anstatt an meinen Geburtstag zu denken. Ich knarrte so laut mit dem Bett, dass Bosse sich schließlich aufrichtete und sich die Haare raufte.
Dann weckte er Lasse und sie schlichen hinaus und die Treppe hinunter. Ich hörte Mama unten in der Küche mit den Kaffeetassen klappern und ich konnte vor lauter Spannung fast nicht still liegen.
Endlich hörte ich Getrampel auf der Treppe. Ich kniff die Augen so fest zu, wie ich nur irgend konnte. Und dann ging die Tür auf und da standen Papa und Mama und Lasse und Bosse und Agda. Agda ist unser Hausmädchen. Mama trug das Tablett. Darauf stand eine Tasse Kakao, eine Vase mit Blumen und eine Torte. Die hatte Agda gebacken. Auf der Torte stand in Buchstaben aus Zuckerguss:
Aber Geschenke waren nicht dabei, sodass ich schon fand, es wäre kein richtiger Geburtstag. Da sagte Papa: »Trink jetzt deinen Kakao.
Dann wollen wir sehen, ob wir ein Geschenk für dich finden können.« Ich begriff, dass es eine Überraschung sein sollte, und ich trank, so schnell ich konnte. Dann band Mama mir ein Handtuch vor die Augen und Papa drehte mich immer im Kreis herum, und dann nahm er mich auf den Arm und trug mich hinaus, ohne dass ich auch nur ein bisschen sehen konnte. Ich hörte, dass Lasse und Bosse nebenherliefen, und ich fühlte es auch, denn manchmal kniffen sie mich in die Zehen und sagten: »Rate mal, wo du bist!«
Papa ging mit mir die Treppe hinunter und ging immer im Kreis herum. Einmal merkte ich, dass wir im Freien waren, und gleich darauf stiegen wir wieder eine Treppe hinauf.
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