Wir Kinder Aus Bullerbü
in der Nacht flohen die Ratten aus der Tonne. So ist es mit der Rattenfarm nichts geworden.
»Was wolltest du übrigens mit der Rattenfarm?«, fragte Britta. »Ratten legen doch keine Eier.« »Deswegen hätte es doch lustig sein können, eine Rattenfarm zu haben«, sagte Lasse, der wütend war, weil die Ratten davongelaufen waren.
Britta und Inga haben keinen Hund und keine Kaninchen und auch keine anderen Tiere, die ihnen ganz allein gehören. Aber sie haben einen Großvater. Er ist der netteste Großvater, den es auf der ganzen Welt gibt, davon bin ich überzeugt. Wir Kinder von Bullerbü nennen ihn alle Großvater, obwohl er nicht der Großvater von uns allen ist, sondern nur von Britta und Inga. Er wohnt in einem Zimmer unterm Dach auf dem Nordhof.
Es ist so ein gemütliches Zimmer und so ein gemütlicher Großvater. Und wir Kinder gehen alle dorthin, wenn wir nichts anderes vorhaben.
Großvater sitzt in einem Schaukelstuhl und er hat einen langen weißen Bart, genau wie der Weihnachtsmann. Seine Augen sind so schlecht, dass er fast nichts sehen kann. Er kann weder Bücher noch Zeitungen lesen, aber das macht nichts, denn er weiß alles, was in den Büchern steht. Er erzählt uns Geschichten aus der Bibel und auch, wie es früher auf der Welt war, als Großvater ein kleiner Junge war. Inga, Britta und ich lesen ihm die Zeitung vor, wer gestorben ist und wer fünfzig Jahre alt wird und alle Unglücksfälle und Anzeigen und alles. Wenn in der Zeitung steht, dass irgendwo der Blitz eingeschlagen hat, kann Großvater von mindestens zwanzig anderen Stellen erzählen, wo früher der Blitz eingeschlagen hat. Wenn da steht, dass irgendjemand von einem Stier aufgespießt wurde, erzählt Großvater uns von all den Leuten, die er gekannt hat, die von wütenden Stieren angegriffen wurden. Auf diese Weise dauert es ziemlich lange, bis wir die ganze Zeitung gelesen haben.
Manchmal lesen ihm auch die Jungen vor, aber er mag es lieber, wenn Britta, Inga und ich es tun, denn die Jungen lesen flüchtig und überspringen eine Menge Anzeigen und so.
Großvater hat einen Werkzeugkasten in seinem Schrank. Den leiht er den Jungen und hilft ihnen, Boote und alle möglichen Sachen zu schnitzen, obwohl er so wenig sehen kann. Wenn die Jungen Zinnsoldaten gießen wollen, gehen sie zu Großvater und erwärmen das Blei in seinem Kachelofen.
Im Schrank hat Großvater immer einen Kasten mit Äp feln stehen natürlich nicht immer, aber jedenfalls in der Jahreszeit, in der es Äpfel gibt. Jedes Mal wenn wir ihn besuchen, bekommen wir einen Apfel. Wir kaufen auch Kandiszucker für ihn in Storbü. Den verwahrt er in einer Tüte im Eckschrank in seinem Zimmer. Wir bekommen Äpfel und Kandis von ihm. Großvater hat Pelargonien auf der Fensterbank, und er pflegt sie gut, obwohl er fast blind ist. Er redet stunden-lang mit ihnen. An den Wänden in Großvaters Zimmer hängen einige schöne Bilder. Zwei gefallen mir besonders gut. Das eine stellt Jonas im Bauch des Walfisches dar, das andere eine Schlange, die aus einem Käfig ausgebrochen ist und eben einen Mann erwürgen will. Das ist vielleicht nicht so hübsch, aber es ist aufregend und unheimlich. Bei schönem Wetter geht Großvater manchmal spazieren. Er hat einen Stock, mit dem er sich vorwärts tastet. Im Sommer sitzt er meistens unter der großen Ulme, die mitten auf der Wiese vor dem Nordhof steht. Dort sitzt er
und lässt sich von der Sonne bescheinen, und ab und zu sagt er plötzlich: »Achjajajaja!« Wir haben ihn gefragt, warum er »ach jajaja« sagt, und da antwortete er, er sage das, weil er an die Zeit denke, als er jung war. Das ist sicher sehr lange her, glaube ich. Aber stellt euch vor, dass es so einen netten Großvater gibt! Ich hab ihn so gern. Ich möchte lieber ihn haben als einen Hund.
Die Jungen können kein Geheimnis haben
Als wir mit dem Rübenverziehen fertig waren, dauerte es nicht lange, da musste das Heu eingefahren werden.
»Dies Jahr will ich nicht, dass die Kinder angelaufen kommen und das Heu kaputttrampeln«, sagte Papa. Das sagt er jedes Jahr, aber niemand glaubt, dass er es ernst meint. "Wir fuhren alle Tage auf dem Heuwagen mit und tobten auf dem Heuboden herum.
Lasse wollte, wir sollten ein Wettspringen machen, wer am höchsten springen könnte. Das heißt natürlich: von oben herunter, nicht von unten hinauf. Wir kletterten bis unter das Dach und sprangen ins Heu hinunter. Oh, wie das im Bauch kitzelte! Lasse hatte gesagt, der Gewinner solle
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