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Wir Kinder von Bergen-Belsen

Wir Kinder von Bergen-Belsen

Titel: Wir Kinder von Bergen-Belsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hetty E. Verolme
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Sidney. Er wartete nicht einmal meine Hochzeit ab, die am 17. Mai 1951 stattfand.
    Sechs Monate später befand sich auch Jack auf einem Schiff nach Australien, um zu Max zu fahren.
    Meine Tochter Julia Louise Maja (»Maja« stammte von den Anfangsbuchstaben von Max und Jackie) wurde am 10. Februar 1952 geboren. Dann traf das Unglück meinen wundervollen jungen Ehemann, er erkrankte und wurde nicht mehr gesund.
    Vier Monate nach Julias Geburt beschlossen meine Eltern, nach Australien auszuwandern, denn die politische Situation um Berlin machte ihnen Angst, und sie glaubten, ein neuer Krieg stehe bevor. Ich blieb mit meinem schwerkranken Mann zurück.
    Es dauerte zwei Jahre, bis die australische Regierung mir widerwillig erlaubte, das Land zu betreten. Inzwischen war ich schon eine allein stehende Mutter und musste eine Erklärung unterzeichnen, dass ich niemals irgendeine staatliche Unterstützung verlangen würde. Als ich später im Jahr 1972 den Preis als erfolgreichste Einwanderin bekam, fragte ich danach, warum gerade ich ihn bekommen hätte. Man antwortete mir, dass ich für jemanden stünde, der erreicht, was er sich vornimmt. Und dies, obwohl ich damals mit einem kleinen Mädchen nach Australien gekommen sei und keine Hilfe in Anspruch genommen hätte.
    Fünfzig Jahre nach unserer Befreiung kamen »die Kinder«, wie wir uns nannten, noch einmal aus allen Teilen der Welt zusammen, um die Frau zu treffen, die uns in Bergen-Belsen mit ihrer Tapferkeit das Leben gerettet hatte. Luba Frederick, 76 Jahre alt, bekam von Königin Beatrix in Amsterdam die höchste Auszeichnung der Niederlande für humanitäre Dienste an der Menschheit verliehen.
    Einunddreißig »Kinder« kamen, und die Tränen flossen frei, als wir uns nach so vielen Jahren umarmten.
    Obwohl wir alle fünfzig Jahre älter waren und unsere individuellen Lebenserfahrungen gemacht hatten, erkannten wir uns schnell und umarmten einander, und es dauerte keine halbe Stunde, da waren wir wieder die enge Gruppe, die wir in Bergen-Belsen gewesen waren.
    Am 15. April 1995, dem Befreiungstag von Bergen-Belsen, wurde Schwester Luba im Rathaus von Amsterdam vom Bürgermeister im Namen der Königin ausgezeichnet. Als er ihr den silbernen Orden anheftete, standen all ihre Kinder und viele Gäste auf und klatschten.
    Der Bürgermeister sagte: »Diese Anerkennung ist längst überfällig«, und er dankte Schwester Luba im Namen des niederländischen Volkes für ihre Tapferkeit.
    Wir verbrachten ein paar wunderbare, aufregende Tage miteinander in Amsterdam, bis der Moment kam, an dem wir uns noch einmal voneinander verabschieden mussten.
    Die Erinnerung an dieses Wiedertreffen wird bis zu meinem letzten Tag in meinem Herzen bleiben.
    Auch in Bergen-Belsen fand eine Feier zum fünfzigsten Tag der Befreiung statt. Frühere Häftlinge kamen aus allen Teilen der Welt, um denen ihren Respekt zu zollen, die hier so sehr gelitten hatten und die der grausamen Behandlung durch die Nazis erlegen waren.
    Ich hatte nicht vorgehabt, jemals wieder hinzugehen, aber als (mein kleiner) Robbie mich bat, ihn zu begleiten, weil er im Rollstuhl saß - er hatte als Spätfolge von Bergen-Belsen ein Bein verloren -, konnte ich es ihm nicht abschlagen. Außerdem wollte Maurice Lenis Grab suchen, und ich hoffte, ihm dabei helfen zu können.
    So befand ich mich dann im Bus, auf dem Weg zu einem Ort, der mir manchmal noch immer Albträume verursachte. Im Bus waren Frauen und Männer, die aus den USA oder Kanada gekommen waren, ich war die Einzige aus Australien.
    Als der Bus anhielt und jemand sagte: »Wir sind da. Wir sind in Bergen-Belsen«, herrschte absolute Stille. Schweigen lastete auf uns, der Augenblick der Wahrheit schien gekommen. Noch einmal würde sich das Tor von Bergen-Belsen öffnen. Aber dann wurde dem Fahrer gesagt, die Fahrtrichtung zu ändern, und ich erkannte, dass wir in dem britischen Camp ankamen, in dem man uns damals nach der Befreiung untergebracht hatte. Nach fünfzig Jahren sahen die Gebäude noch genauso aus, nur dass jetzt niemand zu sehen war. Alles war sauber und leer.
    Nach ein paar Minuten verließen wir das Camp und kamen zu dem kleinen Friedhof, auf dem, wie ich mich erinnerte, Leni begraben war, zusammen mit siebzehntausend Menschen, die nach der Befreiung an Unterernährung und Typhus gestorben waren. Darunter waren auch siebzig Ärzte und Krankenschwestern, die sich mit Typhus angesteckt hatten, als sie den Opfern halfen.
    Als ich aus dem Bus ausstieg,

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