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Wir Kinder von Bergen-Belsen

Wir Kinder von Bergen-Belsen

Titel: Wir Kinder von Bergen-Belsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hetty E. Verolme
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Junge.« Dann gab ich ihn seiner Großmutter.
    Eine Sekunde lang sah es aus, als würde er sich wehren, doch dann gab er nach und ließ sich von seiner glücklichen Großmutter auf den Arm nehmen.
    Die meisten Kinder waren schon gegangen, entweder mit einem Mitglied des Widerstands oder mit einem Verwandten. Maurice kam zu mir und sagte, er und Phoebe würden mit einer Tante nach Hause gehen.
    »Auf Wiedersehen, Hetty«, sagte er. »Ich werde bald zu meinem Onkel nach England fahren.«
    Ich nickte. Maurice hatte mir das schon viele Male erzählt. Wir wussten beide, dass sich in diesem Moment unsere Wege trennten. Ich legte meine Hand in seine und streckte mich, um ihm einen Kuss zu geben.
    »Auf Wiedersehen, Maurice«, sagte ich. »Schreib irgendwann mal, ja?«
    Maurice nickte. Unsere Augen trafen sich, er drehte sich um und ging mit Phoebe und seiner Tante weg. Eine Stunde später standen nur noch Iesie, Max, Jackie und ich da. Alle anderen Kinder hatten ein vorläufiges Ziel gefunden. Miep, die verantwortliche Frau, fragte Iesie, ob es einen Platz gebe, wo er hingehen könne.
    »Ja«, sagte Iesie. »Ich habe die Adresse meines Onkels in Amsterdam-Süd.«
    »Gut«, sagte Miep. »Meine Freundin wird dich mit dem Fahrrad hinbringen. Hetty, weißt du jemanden, zu dem du gehen kannst?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich muss zur Familie Pomstra. Sie wohnen auf dem President Steynplantsoen.«
    Max und Jackie unterbrachen mich, um zu sagen, dass Miep sie mit nach Hause nehmen wolle, aber ohne mich würden sie nicht gehen.
    »Schon gut«, versicherte Miep ihnen. »Ich nehme Hetty auch mit. Hört sich das besser an?«
    Max und Jackie nickten erleichtert. Miep nahm unsere Papiere und steckte sie in ihre Tasche. Iesie fuhr mit Mieps Freundin weg. Wir verabschiedeten uns hastig. Wie immer war Iesie sehr überschwänglich, er küsste mich auf beide Wangen und sagte: »Pass auf dich auf, ja?«
    Ich nickte, getroffen von der Erkenntnis, dass unsere enge Gruppe sich mit unserer Ankunft in Amsterdam aufgelöst hatte. Iesie stieg auf den Gepäckträger des Fahrrads und winkte uns noch zu, bis er unten an der Straße verschwand.
    Miep war nun bereit. Wir luden den Armeesack, den Schwester Luba zurückgelassen hatte, hinten auf das Fahrrad, dazu meinen Kissenbezug mit meinem wenigen Besitz, und liefen zu Mieps Wohnung. Es war fast sieben, als wir ankamen. Miep wohnte an der Amstel, neben dem Zirkus-Theater Carre. Erschöpft stiegen wir die Treppe zum ersten Stock hinauf und betraten eine düster aussehende Wohnung.
    Mieps Freundin kam bald nach uns an. Sie hatte Iesie sicher bei seinem Onkel abgeliefert. Wir saßen im Vorderzimmer mit Blick auf die Amstel. Miep und ihre Freundin waren in der Wohnung verschwunden, und als sie wiederkamen, erhielten wir eine Scheibe Brot und ein Glas Wasser. Miep entschuldigte sich, dass sie uns keinen Tee anbieten könne, aber es gebe noch immer eine große Nahrungsmittelknappheit in Amsterdam.
    »Aber wir haben Tee für dich«, sagte ich, »im Armeesack.«
    Wir füllten Mieps kleinen Topf mit Zucker und eine Tasse mit Tee. Nach einer Weile kam Mieps Freundin mit dampfendem, süßem Tee aus der Küche zurück.
    Wir waren sehr müde, es war ein langer Tag gewesen. Ich erzählte Miep immer wieder, dass ich zur Familie Pomstra müsse. Nun, da ich ihnen so nahe war, konnte ich es kaum erwarten, sie zu sehen.
    Miep sagte, es gebe zurzeit eine Ausgangssperre, so wie während der deutschen Besatzung. Niemand dürfe sich zwischen acht Uhr abends und sechs Uhr morgens auf der Straße aufhalten. Miep, die ein aktives Mitglied der Untergrundbewegung war, hatte allerdings die Erlaubnis, auch während der Ausgangssperre hinauszugehen. Sie sagte zu ihrer Freundin, sie werde mit mir mit dem Fahrrad zu den Pomstras fahren.
    So fuhren Miep und ich kurz nach Beginn der Ausgangssperre durch die verlassenen Straßen Amsterdams. Miep hatte ein Kissen auf ihren Gepäckträger gelegt, um das Holpern der Straße zu mildern. Das Fahrrad hatte hölzerne Reifen und die Fahrt war abenteuerlich. Als wir durch die Sarphatistraat zum Weesperp-lein fuhren, ruckelte es nicht mehr so schlimm, denn hier war die Straße asphaltiert. Doch als wir in die Wiboutstraat einbogen, wurde es wieder sehr holprig und schmerzhaft. Dort mussten wir auch bei einem niederländischen bewaffneten Sicherheitsbeamten anhalten. Als er Mieps Ausweis sah, der vorn auf ihr Kleid gesteckt war, und sich erkundigt hatte, warum wir noch auf der Straße waren, erlaubte er

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