Wir neuen Großvaeter
keine Karriere mehr machen, kein Haus mehr bauen und keinen Baum mehr pflanzen. Solche Ziele ersetze ich durch den Wunsch, das Leben mit den Nachkommen zu genieÃen. Zu geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, steigert mein eigenes Wohlbefinden.
Wer sich von uns in den Disziplinen Langmut und GroÃzügigkeit übt, ist auf der sicheren Seite. Mit unseren weitergegebenen Erfahrungen verbindet sich auch der Wunsch, unseren Enkeln ein paar Ãngste zu ersparen. Wenn es so etwas gibt wie ein genetisches Erbe, dann würden unsere Enkel zu liebevollen GroÃeltern werden, wenn ihre Zeit gekommen ist.
Die Publizistin Dana Horáková blickt in ihrem Buch Das Christophorus-Projekt auf Zeiten zurück, in denen GroÃfamilien zusammenlebten und keine Generation ausgegrenzt und abgeschoben wurde. Am Beispiel der Christophorus-Legende illustriert sie die befreiende Gemeinschaft eines Uralten und eines ungemein anziehenden Kindes. Den Jesusknaben über den Fluss tragend, bürdet sich der alte Mann das Gewicht der ganzen Welt auf und entdeckt dabei â was er lange gesucht hat â eine Aufgabe, die ihn endlich mit Freude erfüllt. »Können wir die jungen Alten dazu bewegen, in ähnlicher Weise sich der Enkelgeneration anzunehmen?«, fragt Dana Horáková. Ihre Hoffnung setzt sie dabei auch auf die »Alt-Achtundsechziger«, die in den Ruhestand gegangen sind und einst doch als engagierte Idealisten bewiesen haben, dass sie keine egoistischen Angehörigen der SpaÃgesellschaft sein müssen. Horáková spricht gar »von der Pflicht der Alten, unsere Kinder zu retten«. Ein überzeugender Aufruf zu mehr Engagement.
Liberale GroÃeltern vermitteln mit Begriffen wie Vorbild und Autorität einen freiheitlichen und sittlich überzeugenden Sinn. »Die Pflicht der Alten, unsere Kinder zu retten« eröffnet ihnen zugleich eine Chance, selbst nachhaltig glücklich zu werden.
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In der Evolutionsgeschichte spielte die GroÃmutter bisher die Hauptrolle. Sie war zumeist fromm, erzählte Märchen und opferte sich auf. Der GroÃvater war im Krieg, arbeitete auf dem Acker oder in der Fabrik. Inzwischen steht der GroÃvater der GroÃmutter in der Gunst ihrer Enkel in nichts nach. Er schiebt den Kinderwagen, wickelt das Baby, spielt mit ihm und versucht wiedergutzumachen, was er bei der Erziehung der eigenen Kinder versäumt hat.
Doch so liebevoll und verständig, so hilfsbereit und klug ein GroÃvater auch zu agieren vermag, letztendlich ist die Generation unserer Enkel für sich selbst verantwortlich. Die Zukunft unserer Welt liegt in ihren Händen. »Als GroÃvater würde ich meinen Enkelkindern gerne zwei Dinge mitgeben, dass sie auf ihren eigenen FüÃen stehen und mit ihren eigenen Augen sehen können«, schreibt der israelische Staatsmann Shimon Peres. »Auf eigenen FüÃen zu stehen, um den richtigen Weg zu gehen, und mit eigenen Augen das Helle und nicht nur die Schatten auf unserer Welt zu sehen.«
Um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, braucht es ein gröÃeres Verantwortungsbewusstsein. Ob unsere Buben und Mädchen bereit sind, an einer liebevolleren, freundlicheren und verständnisvolleren Menschheitsfamilie mitzuarbeiten, liegt auch an uns â den GroÃmüttern und GroÃvätern dieser Welt.
Der GroÃvater â das erzählende Wesen
Unser Leben besteht aus einer wachsenden Zahl von Geschichten
Eine Hymne auf unsere Enkelkinder
Solange Kinder klein sind,
gib ihnen Wurzeln,
wenn sie groà sind,
gib ihnen Flügel.
INDISCHES SPRICHWORT
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Ferdinand, Leo und Max sind klug, fantasievoll, mutig, stark, tolerant, zärtlich, humorvoll und inspirierend. Sie folgen ihrem eigenen Stern, ihrer eigenen Musik und haben die Gabe, schwermütige Herzen mit Freude zu erfüllen. Es sind ausgesprochen soziale und kreative kleine Menschen. Es sind meine Enkelkinder. Ihnen sei dieses Buch gewidmet, aber auch ihren Freunden, ihren Eltern und GroÃeltern, ihrer GroÃmutter Rosi und all den wunderbaren Kindern, die auf dieser Erde leben.
In meinem über 70 Jahre währenden Leben habe ich viel erlebt, viel gesehen, viel gehört, tolle Menschen getroffen und mancherlei Enttäuschungen akzeptieren müssen. Es ist ein wunderbares Leben.
Die Zeit, die ich als GroÃvater erlebe, ist die bisher wichtigste, schönste und aufregendste Epoche.
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