Wir neuen Großvaeter
in ihrem sozialen Umfeld weniger gut getroffen haben und vater-, aber auch groÃvaterlos und oft auch in Armut aufwachsen.
Weil das Bildungssystem sie benachteiligt, haben sie kaum Chancen aufzusteigen. Meine Enkel fühlen sich behütet, ihre Eltern und GroÃeltern lieben und beschützen sie. Seit vielen Jahren wird von Bildungsforschern diese mangelnde Chancengleichheit beklagt. Wo die Politik versagt, sollte daher die Familie einspringen. Viele Erwachsene sind jedoch mit der Vermittlung von Werten überfordert, sei es, dass sie als Einwanderer Probleme mit der Sprache haben, sei es, dass sie als Berufstätige nicht dazu in der Lage sind, sich intensiv um ihre Schutzbefohlenen zu kümmern.
In Frankfurt gibt es Paten, die ein fremdes Kind auf seinem Lebensweg begleiten: Sie helfen bei den Schulaufgaben, besuchen Museen und Theater, gehen gemeinsam in die Bibliothek,
damit sie sich besser im Labyrinth der Wörter zurechtfinden. Selbstverständlich verrichten die Paten ihr Werk unentgeltlich. Ein solches Engagement ist beglückend â für beide Seiten. Was gibt es Schöneres, als einem jungen Menschen behilflich zu sein, seine Zukunft sinnvoll und selbstbewusst zu gestalten?
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Nicht überall existieren Projekte wie das Mehrgenerationenhaus »La Casa« in Oberhausen, ein moderner Neubau mit rotgelben Fensterläden, zwanzig Wohnungen und einem Innenhof. Gleich daneben befindet sich eine Kindertagesstätte. Neun alleinstehende Senioren und Erwachsene leben in dem Haus, auÃerdem fünf Rentnerpaare und sechs Familien mit insgesamt acht Kindern. Jeder hilft jedem, wenn Not am Mann ist. Und Leih-GroÃväter gibt es jede Menge. Vor Feiertagen singen die KiTa-Kinder im Generationenhaus oder führen kleine Theaterstücke auf. Rita, eine ehemalige Schneiderin, bastelt im Kindergarten mit den Kleinen Stoffhasen, und der alte »Herr Bernhard« hat sich längst einen Namen als Vorleser gemacht.
In fast jeder Stadt â und auch auf dem Land â gibt es GroÃelterndienste wie beispielsweise den in Erfurt, der vitale ältere Menschen zwischen 50 bis 70 Jahren an Familien und Alleinerziehende zur Betreuung der Kinder auÃerhalb von Kindergarten oder Schule vermittelt. Sie springen auch ein, wenn die Kinder mal krank sind und die Eltern arbeiten müssen.
GroÃmütter und GroÃväter sind neben den Eltern und Geschwistern die wichtigsten Begleiter auf dem Lebensweg unserer Kinder. Auch wenn sie groà und erwachsen sind, wird in ihren Herzen stets ein Platz für sie sein.
Als ich die Arbeit zu diesem Buch beendete, hatte mein Enkel Leo das erste Schuljahr fast hinter sich. Religion ist sein Lieblingsfach, obwohl er als künftiger Naturwissenschaftler manche Geschichte aus dem Alten Testament gerne hinterfragt. Da er aber Geschichten über alles liebt, lässt er die Erschaffung der Welt in sieben Tagen schon mal durchgehen. Max hat das Hockeyspiel für sich entdeckt und ist mindestens einmal in der Woche auf dem Platz. SchlieÃlich will er Weltmeister werden. Er ist im Herbst 2011 in die Schule gekommen, obwohl er ein »Kann-Kind« ist, das gerade mal sechs Jahre alt geworden ist. Als sein GroÃvater hätte ich ihm gewünscht, dass er noch ein Jahr seine Freiheit genieÃen könnte. Ein Jahr ohne Schule ist kein verlorenes, sondern ein geschenktes Jahr.
Und Ferdinand? Der wechselt im Herbst von der Krabbelstube »Kleine Fische« in den Kindergarten. Im Ãbrigen vermute ich, dass er über kurz oder lang einen »Pippi-Langstrumpf-Fan-Klub« gründen wird. Er ist total vernarrt in das rothaarige Mädchen mit den roten und grünen Strümpfen. »Weil sie immer macht, was sie will«, sagt Ferdinand.
GroÃvater Rainers Geschichten â
von ihm selbst erlebt
Neunerlei am Heiligen Abend
Wie wir in Frauschiele Weihnachten feierten
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Leo und Max fragen mich oft, was ich alles erlebt habe, als ich so alt war wie sie. Ich brauche nicht lange nachzudenken, denn wir haben ja alles gespeichert, was uns im Leben widerfahren ist. Wenn wir unser Unterbewusstsein mit der Festplatte eines Computers vergleichen, dann gibt es dort eine Vielzahl von Dateien, die wiederum in Unter-Dateien aufgeteilt sind. Es braucht nur ein Passwort, das uns die verschlossenen Gefilde unserer Erinnerung öffnet. Ein solcher Code kann die Frage der Enkel sein oder auch ein paar vergilbte Fotos im Album.
Im Alter zwischen
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