Wir schaffen es gemeinsam
in der Badewanne Schiff gespielt. Du ahnst nicht, was für eine Arbeit ich hinterher damit hatte!) Peterchen brüllte wie ein angestochenes Ferkel, aber sonderbarerweise haben weder er noch Ginchen gepetzt – ich glaube sogar, Peterchen hat jetzt noch mehr Respekt vor mir. Jedenfalls war er so niedlich, als er sich mit der einen Hand seinen Hintern rieb, mit der andern die Augen und zwischendurch halb beleidigt und halb bewundernd zu mir rüberschaute, daß ich ihn hätte knudeln mögen, was ich im Augenblick indessen doch unterließ. Frau Wimmer schläft vormittags, macht nachmittags sehr gemäßigten Schrittes einen Spaziergang und spielt abends Bridge. Ich sehe sie also äußerst wenig, abgesehen von den Mahlzeiten. Und dann erstatten die Gören Bericht über das, was wir den Vormittag getrieben haben, und alles ist eitel Glück und Sonnenschein. Abends verlangen die Kinder, daß ich mit ihnen bete, und weißt Du, ich glaube – ja, jetzt drücke ich mich bestimmt sentimental aus, Du mußt diese Sätze lieber überspringen, falls Du nicht gerade Deinen sentimentalen Tag hast –, aber ich glaube also, dies bedingungslose Vertrauen und dieser felsenfeste Glaube, den ich aus den vier blanken Kinderaugen und den kleinen Stimmen entnehme, wenn sie zuversichtlich um Radfahrpumpen, Gummitiere, neue Wadenstrümpfe und Schokolade bitten – der könnte tatsächlich einen besseren Menschen aus mir machen. Hier kannst Du nun wieder anfangen zu lesen, denn von jetzt ab bin ich nicht mehr sentimental. Im Gegenteil, ich bin geschäftsmäßig und möchte Dir einen Plan unterbreiten, den ich entworfen habe.
Der Plan betrifft natürlich meine künftige Arbeit. Du weißt, was ich bis jetzt getan habe, war alles ausgesprochen saisonbedingt, wie der Mann sagte, der davon lebte, daß er Glasscherben für Sonnenfinsternisse schwärzte. Aber jetzt sehe ich eine Möglichkeit, mir Einkünfte zu verschaffen, die nicht an die Jahreszeit gebunden sind, da sie etwas als Voraussetzung haben, das so unwandelbar ist wie der Lauf der Erde um die Sonne: die weibliche Eitelkeit. Es begann damit, daß meine Tischgenossinnen, die Damen Björvik und Bang-Clausen, mit viel Ernst und Eifer, wie ihn ein wirklich interessantes Thema bedingt, Erfahrungen über Schlankheitskuren austauschten. Sie haben beide an den hervorstechendsten Stellen eine gewisse Alterszulage bekommen und leiden jetzt an Schlankomanie. (Das Wort ist eigenes Fabrikat.) Sie reden mit viel Erfahrung über Apfelsinenkuren und Buttermilchkuren und Apfelkuren, Frau B.-C. hatte sogar fertiggebracht, mal eine Woche lang von Wasser und Karlsbader-Salz zu leben. Dann gesellte sich eine dritte Dame zu uns, eine mit Pölsterchen zwischen den beiden Teilen des Bikinis. Sie holte einen Zeitungsausschnitt aus der Badetasche: einen Abmagerungs-Speisezettel aus einer dänischen Zeitung, mit dem vielversprechenden Titel: „Zwölf Pfund leichter in achtzehn Tagen.“ Ich durfte es auch studieren und ich muß sagen, es kam mir ziemlich zufällig und komisch zusammengesetzt vor, aber wenn die Frauen daran glauben, dann meinetwegen! Zum Frühstück eine Apfelsine und eine Tasse Kaffee, abends ein hartgekochtes Ei und ungesüßter Tee. Aber die Mittagsmenüs waren sonderbar, loo Gramm Filet, drei Oliven, einen halben Becher MagerJoghurt – oder 125 Gramm gekochter Fisch, ein halber Apfel, vier Gurkenscheiben. Wie ging es nun weiter – ja, 50 Gramm Schnitzel, eine Scheibe Dosenananas – und so weiter und so fort.
„Ja…“, sagte Frau Björvik. „Ich möchte es schon versuchen, aber es ist wahnsinnig schwer, die Kur durchzuführen! Wenn ich drei Oliven brauche, wohin dann mit dem ganzen Rest im Glas? Bei uns ißt kein Mensch Oliven. Und wenn ich Rinderfilet esse, kann ich Mann und Kindern keine Erbsensuppe vorsetzen. Außerdem, ich habe nicht den Mut dazu, beim Schlachter um fünfzig Gramm Schnitzel zu bitten. Und was mit der übriggebliebenen Dosenananas? Der ganzen Familie Ananas als Nachtisch geben, das erlaubt meine Haushaltskasse nicht!“
„Ich habe die Kur in Kopenhagen gemacht“, erzählte die mit den Pölsterchen. „Da gab es ein Restaurant wo man nur das Essen für den dritten Tag oder den Lunch für den achten Tag zu bestellen brauchte, und sofort waren sie im Bilde. Wenn es bloß bei uns in Oslo ein solches Lokal gäbe, das würde vielleicht Geschäfte machen!“ Yvonne, ahnst Du schon, worauf ich hinauswill? Wir haben massenhaft Platz. Wenn wir uns einen langen Tisch beschafften
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