Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir schaffen es gemeinsam

Wir schaffen es gemeinsam

Titel: Wir schaffen es gemeinsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
oder drei, vier kleine Tische und billige Stühle oder Hocker, und zum Beispiel zwanzig Damen zum Mittagessen annähmen? Wir müßten natürlich im voraus alles genau berechnen, damit wir auch daran verdienen. Und Du weißt ja – große Mengen auf einmal einkaufen, das ist immer günstig. Ich habe die Diätliste abgeschrieben und sie genau studiert. Die Menüs bestehen hauptsächlich aus Rohkostgemüse, also nichts mit Kochen. Manchmal bekommen sie kleine Beefsteaks, ganz kurz auf beiden Seiten gebraten. Und dann Tee und Kaffee. Also kämen wir aus, wenn wir uns eine große Bratpfanne kauften, einen großen Teekessel und eine Kaffeekanne, und das wäre dann alles. Wir müßten zwanzig Tassen, Teller und Kompotteller haben, aber die leiht mir bestimmt Tante Beate – ihr großes Service steht noch auf dem Boden in der Kiste. Mit den beiden Gasflammen, die wir haben, kommen wir aus zum Kochen. Die Arbeit ist selbstverständlich meine Sache, aber da wäre ja dann die Benutzung des Ateliers. Ich habe große Lust, es damit zu versuchen, denn ich glaube wirklich, da steckt ein gutes Geschäft drin. Namentlich jetzt im Spätsommer, wenn das Gemüse billig ist und all die schlankheitswütigen Damen in den Sommerhotels und Pensionaten zu viel gefuttert haben. Weißt Du übrigens noch, wie Du immer den Turnsaal ausgemalt hast, wenn wir unsern Schulball hatten? Das könnten wir jetzt auch tun. Lange Streifen Packpapier an die Wände heften, und dann malst Du appetitanregende Salatköpfe drauf, Tomaten, Gurken und andere nützliche Gewächse. Ich habe mir schon alle Einzelheiten überlegt, z. B. weiß ich, daß man feine Papiertischdecken am Meter kaufen kann, und noch allerlei anderes auch. Man brauchte nur ganz wenig Betriebskapital dazu. Was meinst Du?
    Wenn Du einverstanden bist, daß wir es versuchen, dann wäre es nett, wenn Du postwendend zwei Worte auf einer Karte schriebst, ich würde dann gleich hier anfangen zu werben. Etliche Damen haben immer gesagt, daß sie, sowie sie in die Stadt zurückkommen, irgend etwas tun müssen, um die Sommerpolster loszuwerden. Mach rasch und gib mir Bescheid!
     
    Tausend Grüße – Wipps.
     
    Es kam postwendend Antwort von Yvonne: O. K.! Die Idee ist
    prima!

Wie ich zu einem Startkapital kam
     
     
    Ach Gott, ach Gott, wie an diesem Vormittag am Strand geschnattert wurde!
    „Oh, haben Sie schon gehört, welch glänzende Idee Fräulein Grundt gehabt hat? Ich fange an, sowie ich nach Hause gekommen bin. Wollen Sie nicht auch? Sie ahnen gar nicht, wie hervorragend diese Kur ist. Man nimmt in achtzehn Tagen zwölf Pfund ab. Ja, ich weiß mindestens fünf meiner Bekannten, die hingerissen sein werden. Es wird auch gar nicht teuer. Nicht wahr, Frau Björvik, diese Kur ist glänzend! Was meinen Sie, Frau Jürgensen? Nein, nein, nur einmal am Tag. Das Morgenfrühstück und Abendbrot ißt man zu Hause. Eine Tasse Tee oder Kaffee und eine Apfelsine, deswegen braucht man doch nicht aus dem Haus zu gehen. Nein, aber das Mittagessen, verstehen Sie? Machen Sie mit? Das wäre zu nett. Fräulein Grundt, wann gedenken Sie anzufangen? – Das kommt drauf an? – O nein, meine Liebe, ich lege meine Hand dafür ins Feuer, daß Sie mit Leichtigkeit zwanzig Damen zusammenkriegen. Ich kann Ihnen ohne weiteres zehn beschaffen, wenn wir am 1. September anfangen können! Geben Sie mir mal Ihre Adresse! Haben Sie sich Fräulein Grundts Adresse aufgeschrieben, Frau Tjennerud? Sie können sie von mir haben, hier schauen Sie, Lindenstraße 12.“
    Die Adresse wurde auf die Rückseite von dem letzten Brief des Ehegatten geschrieben, auf die Pappe mit den Haarklemmen, auf das Einwickelpapier von Nunis Schokolade.
    Ich habe schon immer gesagt, und ich wiederhole es: Dieser Nachahmungstrieb ist ein hervorstechender Zug der weiblichen Psyche. Wenn eine Frau Interesse für eine Sache bekommen hat, zieht sie unzählige nach sich. Es wird Mode, und dann ist die Sache geschmissen.
    Ich freute mich geradezu, wieder nach Hause zu kommen und anzufangen. Frühmorgens würde ich auf den Markt gehen und herrliches frisches Gemüse einkaufen und die spärlichen Gerichte so reizvoll und appetitlich anrichten wie nur möglich, und ich würde mit allem mir zu Gebote stehenden Zartgefühl die Damen darin unterstützen, daß sie durchhielten. Insgeheim dankte ich indes dem Schicksal, daß ich es nicht selber war, die eine solche Kur durchmachen mußte. Wenn ich mit 50 Gramm Fleisch und einer Tomate zum Mittagessen auskommen

Weitere Kostenlose Bücher