Wir schaffen es gemeinsam
Sie fühlte sich nicht recht wohl und wollte gern einen zuverlässigen Menschen um sich haben. Ob ich am 1. August kommen könne? Ich redete mit Yvonne, „Selbstverständlich machst du das“, sagte Yvonne entschieden. „Ich schwöre dir, Katzen und Blumen werden gut behandelt. Nur das Strümpfestopfen übernehme ich nicht, das kommt gar nicht in Frage, daß du es weißt!“
„Immer mit der Ruhe, ich mache alle Strümpfe fertig, bis ich reise. Gut, dann schreibe ich, daß ich bereit sei.“
Jetzt, da es nun sicher war, freute ich mich wirklich. Mal rauszukommen, noch dazu an die See, und schwimmen zu dürfen, und es sich gutgehen zu lassen! Auch wenn ich die beiden Goldkinder zu beaufsichtigen hatte, würde mir doch immer einmal Zeit zum Baden bleiben. Ich war bester Stimmung, als ich meine Sommersachen einpackte: den Badeanzug und das Badecape, die Strandjacke und die Shorts – und das hübsche Kleid für den Abend. Onkel Mathias war damals völlig verrückt gewesen, man stelle sich vor, mir ein Kleid für fünfhundert Kronen zu schenken! Drei Jahre lang hatte es im Schrank gehangen. Ich kramte die Abendschuhe hervor und das kleine Pelzcape, das aus Tante Beates Fehbolero für mich umgearbeitet worden war – und die Abendhandtasche – alles, was tief verpackt worden war, holte ich jetzt ans Tageslicht. Wie schon ungezählte Male früher, segnete ich Onkel Mathias, daß er mich so reich ausgestattet hatte. Ich hatte seitdem noch nicht einmal ein Taschentuch zu kaufen brauchen.
Ich kam mir wirklich fein und gut angezogen vor, als ich an Bord des Küstendampfers ging, der in Sonne und sommerlicher Wärme auf und davon tuckerte.
Das Strandhotel von Bakkelund war ein hübscher alter Holzbau mit einem dicht zugewachsenen Garten. Das Haus war groß und geräumig, man konnte es ihm geradezu von außen ansehen, daß es große Zimmer hatte. Da gab es einen Speisesaal, einen großen Aufenthaltsraum, Rauchzimmer, Kaminstube und Halle. Die erste Etage war umgebaut – an Stelle der wenigen und großen Schlafräume aus der Zeit, als Bakkelund noch Privathaus gewesen war, gab es jetzt hier lange, schmale Flure mit Nummern an den Türen und auf beiden Seiten zeitgemäße, kleine Zimmer. Bäder waren auch da und alle möglichen anderen Bequemlichkeiten – kurz, ein wunderhübsches Sommerpensionat.
Frau Wimmer war mit beiden Kindern am Steg. Ginchen erkannte mich wieder. Große Begrüßungsszene! Süß sah sie aus mit ihrem dunkelbraun gebrannten Körper. Peterchen war im Overall und hatte das Rad mitgebracht.
Wir gingen langsam durch die Buchenallee zum Hotel.
„Leider war im ersten Stock kein Zimmer mehr frei“, erklärte Frau Wimmer. „Sie müssen also damit vorliebnehmen, daß Sie in der Mansarde wohnen.“
„Aber liebe Frau Wimmer, das ist doch ausgezeichnet…“
„Die Kinder schlafen beide bei mir. Wir richten es dann so ein, daß Sie ein bißchen zeitiger aufstehen, sagen wir gegen sieben, und dann kommen Sie gegen halb acht zu mir herunter und ziehen die Kinder an. Sie trinken dann zusammen um acht Uhr im Speisesaal Kaffee. Ich kann dann noch ein Weilchen liegenbleiben, ich schlafe nachts so schlecht, und da möchte ich morgens ganz gern meine Ruhe haben.“
„Aber natürlich“, ich war mit allem einverstanden. Dann wurde mir ein niedliches kleines Zimmer im Giebel angewiesen. Platz war nicht viel da, aber das hatte ja auch nichts zu sagen. Es stand ein Bett darin, eine Kommode und ein Waschtisch. Hier oben im zweiten Stock gab es kein fließendes Wasser.
Ich machte mich unverzüglich an meine Aufgabe und übernahm die Kinder. Frau Wimmer sollte doch gleich sehen, daß ich für den Aufenthalt und das Geld auch etwas zu tun beabsichtigte. Ich sollte für die vierzehn Tage immerhin dreihundert Kronen als „Taschengeld“ haben.
Als es zum Essen läutete, hatte Peterchen mir bereits anvertraut, daß er Autoschlosser werden wolle und daß er auf dem Fjäll einem wütenden Stier begegnet sei, aber eben jener Stier sei zu Tode erschrocken gewesen über seinen, Peterchens, beispiellosen Mut. Als ich näher in die Einzelheiten einzudringen versuchte, wurden Peterchens Schilderungen mehr schwebend. Dann wurde unser Gespräch durch das Heranrollen eines Autos unterbrochen.
„Sieh mal das schöne Auto, Peterchen“, sagte ich, um ihm zu zeigen, daß ich seine Interessen teilte.
„Der Chevrplet da? Den findest du schön? Das ist ein Modell neunundsechzig; Ich kenne einen Jungen, und sein Vater hat einen
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