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Wir schaffen es gemeinsam

Wir schaffen es gemeinsam

Titel: Wir schaffen es gemeinsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Peugeot mit Servolenkung. Er will ihn bald umtauschen, er kriegt nämlich einen Mercedes mit Vollautomatik!“
    Nie in meinem Leben habe ich mich so klein gefühlt!
    An unserem Tisch war für acht Personen gedeckt. Ich wurde einer Frau Björvik mit sechsjähriger Tochter Nuni vorgestellt und einer Frau Bang-Clausen mit vierjährigem Sohn Basse.
    Abends badete ich die Kinder und brachte sie zu Bett; Frau Wimmer kam herein, um gute Nacht zu sagen. Sie war gerade sehr beschäftigt, spielte in der Kaminstube Bridge und benutzte eine Pause, während sie „auf dem Tisch lag“, wie sie es nannte.
    Ich ging zum Strand hinunter und ans Wasser. Kein Mensch war draußen – außer mir. Hinter den Fenstern erscholl gedämpfte Tanzmusik. Ich sah ein junges Mädchen im Abendkleid vorüberhuschen, mit weißen Streifen auf dem braunen Rücken von den Trägern des Badeanzugs. Am nächsten Fenster saß ein Paar beim Wein. Durch ein offenes Fenster hörte man die wilde Diskussion der Bridgespieler. „Sie müssen doch begreifen, wenn ich mit der Dame im Trumpf sitze und Sie doppeln…“, hörte ich Frau Wimmers Stimme. Dann beklagte sich jemand über Zug, und Frau Bang-Clausen schloß das Fenster.
    Wie still es war. Auf dem Wasser lag die glitzernde Säule des Mondlichts. Ein paar Zeilen aus einem Gedicht fielen mir ein:
     
    Es ist wie ein Märchen, eine Fabel,
    erzählt von des Sternhimmels Fee.
    Der Silbermond baut einen Stapel
    von glitzernden Münzen im See.
     
    Ich hatte mir immer eingebildet, der Dichter habe das Wort Stapel gebraucht, nur weil es sich auf Fabel reimt, aber in dieser Mondscheinnacht verstand ich, wie treffend das Wort war. Denn das war es ja, was der Mond tat, genau das. Ich suchte mir einen abseits stehenden, verlassenen Strandkorb und setzte mich hinein, nachdem ich ihn etwas von Sand und Tau gesäubert hatte. Und ich mußte mit einiger Verwunderung denken, daß ich mich vor einem halben Jahr um keinen Preis der Welt hätte dazu bringen lassen, mich allein in einen taufeuchten Strandkorb zu setzen, wenn einige Meter von mir entfernt Musik gespielt und getanzt wurde. Da hätte ich mir das Kleid übergeworfen, wäre mit einem Kamm durchs Haar gefahren und hinuntergestürzt.
    Jetzt war mir so wohl und friedvoll zumute. Herrlich, diese Stille und die kühle Luft zu fühlen. Und den „Stapel von Münzen im Meer“ zu betrachten. Ich dachte an Yvonne und an Missi und ihr Junges und an meine Pflanzen und auch an Dr. Steneng. Allerdings nur ein wehig. Ein klein wenig.
    In der Nacht träumte ich von der Zeit, in der ich klein war und die Eltern noch lebten.
    Ich kam aus der Schule, ich hatte einen braunen Ranzen und die Butterbrotdose mit dem aufgemalten Bärchen. Ich ging zum Kaufmann an der Ecke und kaufte zwei große, rote Himbeerbonbons. Sie schmeckten nach künstlichem Süßstoff und färbten die Zunge rot.
    Ich kam nach Hause und sah Mutti am Fenster. Sie machte mir die Tür auf, und plötzlich war es gar nicht Mutti, sondern Yvonne. Ich hatte Angst, nun würde sie schimpfen, weil ich Himbeerbonbons gekauft hatte.
    Ich wachte auf, weil es so heiß im Zimmer war. Ich hatte vergessen, das Fenster aufzumachen, als ich mich schlafen legte. Ich stieg aus dem Bett und öffnete es weit. Bald mußte die Sonne aufgehen. Es war hell, und die See streckte sich weithin und sah aus wie graublaue Seide. Aus weiter Ferne klangen Ruderschläge herüber.
    Ich legte mich wieder hin und träumte im wachen Zustand weiter, dachte an die Jahre bei Onkel Mathias und Tante Beate. Es hatte den Anschein, als habe jetzt die dritte Epoche meines Lebens begonnen. Und ich hatte ein deutliches Gefühl, als sollte diese dritte Epoche in einem bestimmten Sinne die entscheidende werden.

Briefe schreiben
     
     
    Liebe Wibke!
     
    O ja, vielen Dank, uns geht es allen miteinander gut. Missis Junges gedeiht prächtig, ich habe es Mouche getauft. Du kannst hoffentlich genug Französisch, um zu wissen, daß Mouche „Tüpfelchen“ bedeutet? Ich habe beschlossen, es zu klauen, bevor Missis Besitzer nach Hause kommen. Ist Dir’s recht?
    Ich zeichne Jagdreklame, daß es nur so raucht, ich strenge meine ganze Phantasie an, um die Leute davon zu überzeugen, daß eine Jagd völlig mißlingt, wenn man es versäumt, reichliche Mengen von den ausgezeichneten, eingeweckten Fleischklößen und dito Fischklößen der „AG Herma“ mitzunehmen. Habe übrigens eine Büchse von jeder Sorte als Geschenk mitbekommen, so daß ich vier Tage nichts fürs

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