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Wir schaffen es gemeinsam

Wir schaffen es gemeinsam

Titel: Wir schaffen es gemeinsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Strümpfe…“
    „Ah danke, das ist schön. Sie haben sich doch hoffentlich nicht überanstrengt… ich finde, Sie haben sie diesmal äußerst fix gemacht.“
    „Ja, das mußte ich… in vierzehn Tagen fahre ich nämlich nach Paris.“
    „Was? So bald schon? Da sind Sie ja tüchtig gewesen im Wünschen!“
    „Ach ja. Und im Geldzusammenkratzen. Ich bleibe aber nur sechs Wochen. Und ich freue mich wahnsinnig.“
    „Ja, das glaube ich gern. Aber das müssen wir feiern! Wir wollen doch mal sehen, ob etwas im Saufschrank ist…“
    Der „Saufschrank“ war ein höchst bescheidener kleiner Echschrank. Er enthielt, so viel ich sehen konnte, nicht viel mehr als eine Flasche Sherry. Aber Sherry ist ja auch gut dazu geeignet, sich gegenseitig zuzutrinken.
    Stenengs Hand zitterte, als er eingoß, so daß ich mein Taschentuch hervorholen und die Tropfen von der polierten Tischplatte wegtupfen mußte. „Verzeihung. Ich bin ein Tolpatsch.“ Ich blickte auf sein Gesicht. Es war blaß und zerfurcht. „Ich glaube eher, nicht ich, sondern Sie haben sich überanstrengt, Herr Doktor!“
    „Das habe ich vielleicht, ja. Diese Masernepidemie hat mir einen Haufen Arbeit gebracht. Außerdem vertrete ich jetzt noch einen Kollegen. Und mitten in diesem Wust von Arbeit bekam ich noch Besuch yon einem Freund und seiner Frau, mit denen habe ich jetzt ein paar Abende hintereinander gebummelt. Nun ja, prosit, Wibke!“
    „Prosit, Herr Doktor!“
    Er sah mich schräg von der Seite an. „Ich heiße übrigens Ivar“, sagte er, bevor er das Glas an den Mund setzte.
    Sollte das heißen, daß wir Brüderschaft trinken wollten? Ich öffnete den Mund, um es vorzuschlagen, ließ es dann aber bleiben. Ich hatte etwas entdeckt.
    Das Bild vom Nachttisch. Die wunderhübsche Frau war ins Wohnzimmer umgezogen. Sie stand auf dem Kaminsims neben ein paar anderen Fotos.
    Dann konnte ich ja das Bild anschauen und es erwähnen. „Was haben Sie da für ein wunderhübsches Foto!“ sagte ich und nickte zum Kamin hinüber.
    Er wußte sofort, welches ich meinte.
    „Ja, es ist schön, nicht wahr?“ Er stand auf, holte das Bild und reichte es mir.
    Jetzt sah ich, daß etwas darauf geschrieben stand: „Für Ivar Steneng von einer, die an ihn glaubt.“
    Ich habe sicher ein fragendes Gesicht gemacht. Er setzte sich auf die Armlehne meines Sessels, reichte mir mein Glas und ergriff sein eigenes.
    „So, Wibke, jetzt trinken wir Brüderschaft. Ich finde, es ist an der Zeit. Und dann werde ich dir die Geschichte von Synnöve erzählen. Obwohl… ich kann sie nicht erzählen, ohne nicht auf meine eigene Unzulänglichkeit einzugehen.“
    Er senkte den Kopf, zupfte etwas vom Fuß des Glases weg, lächelte versonnen und begann zu erzählen, leise und ohne zu stocken: „Die da“, er nickte dem Bild zu, „die war eine Kommilitonin von mir. Sie fiel mir schon am Tag der Immatrikulation auf, ganz einfach, weil sie so blendend aussah.
    Später, im Seziersaal, hatte ich meinen Platz neben ihr. Hier machte ich die bitterste Entdeckung meines Lebens. Ich konnte kein Blut sehen! Kannst du dir denken, daß ein Baum von einem Kerl, wie ich, umkippte, während ein zartes kleines Mädchen keck und kühn bis zuletzt stehen blieb? Ich habe mich so geschämt, daß… na ja.
    Das schlimmste aber war, es geschah immer wieder. Die Jungens fingen schon an, mich aufzuziehen, aber im großen und ganzen waren sie gar nicht mal so schlimm. Und ich ließ nicht locker, denn nun hatte ich mich einmal entschlossen, Arzt zu werden, und wenn ich durch das ganze erste Semester hindurch ohnmächtig werden sollte.
    Da geschah es eines Tages, daß mir wieder so komisch wurde. Und wenn du gesehen hättest, was da auf dem Seziertisch vor uns lag und den Odeur gerochen hättest… na ja, also, ich fühlte plötzlich Synnöves Hand auf meinem Arm: ,Mir wird so übel, Steneng’, flüsterte sie. ,Würden Sie mich rausbringen?’
    Aber gewiß… ich legte den Arm um Synnöve… ja, Synnöve war also der Name des Mädchens, weißt du… und führte sie hinaus und gab ihr Wasser, und dann schien sie sich zu erholen. Ich trottete wieder zu dem Grauen des Seziertisches hinein… und wurde nicht ohnmächtig! Du kannst glauben, da war ich aber froh! In dem Augenblick, als an mich Anforderungen gestellt wurden, konnte ich meine eigene Schwäche vergessen.“
    Ich konnte es mir nicht verkneifen, dazwischenzuwerfen: „Darum hat Synnöve natürlich so getan, als würde ihr schlecht!“
    „Aha, du hast es

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