Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Titel: Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
Vom Netzwerk:
zwischen Stehtischen, Plastiktischen und umgedrehten Ölfässern herum. Eine bunte Mischung aus Huren, Dealern, Zuhältern, Mördern, Schlägern und was weiß ich noch alles. Kurzum: Ich fühlte mich sauwohl.
    Wir hatten die Ehre, in das sogenannte Clubhaus zu kommen. Leute, das war einfach unglaublich. Drin war es total eng, die Gäste standen dicht aneinandergequetscht und bewegten sich zum Rhythmus der Musik. Ich wurde von unserem Präsidenten dem wahrscheinlichen Anführer des Clubs vorgestellt, per Handschlag begrüßt, und wir verstanden uns auf Anhieb. An längere Gespräche war nicht zu denken, denn bei dem Stimmengewirr und der irrsinnig lauten Musik verstand man kein Wort. Wir versuchten es aber trotzdem. Ich quatschte also gerade mit dem Chef des anderen Clubs, als mir der brasilianische Charter-Präsident sagte, wir sollten uns alle draußen treffen – und zwar unauffällig. Mein ständiger Schatten und Beschützer namens Milo und ich gingen langsam und locker nach draußen, wo die meisten von uns schon lässig herumhingen. Milo brachte mich zum äußersten Rand unserer Gruppe und stellte sich dann schräg vor mich wie ein Schutzschild, und raunte mir zu: »Uli, pass auf, gleich geht hier was ab. Halt dich möglichst raus.« Ich nickte, was er aber natürlich nicht sehen konnte.
    Ein paar Minuten später kam es zu einer wüsten Schlägerei zwischen zwei Jungs von uns und einigen anderen, und die umstehenden Leute fingen an, sich einzumischen und zu brüllen. Ich behielt unsere Jungs im Getümmel genau im Auge. Kurze Zeit später fielen die ersten Schüsse, und die meisten Leute rannten auseinander – nur weg vom Geschehen. Eine Truppe von etwa 30 Jungs, der Großteil war vielleicht zwischen 16 und 26 Jahre alt, blieb übrig – alle bis an die Zähne bewaffnet mit Kanonen, Macheten, dicken Ketten und Eisenstangen. Ihre Gegner: etwa ein Dutzend von uns, die wild um sich schossen und schlugen. Das Ganze spielte sich auf einer Fläche ab, die vielleicht so groß war wie ein Tennisplatz.
    Schon nach den ersten Schüssen hatte ich meinen Revolver in der Hand, als plötzlich, keine acht Meter von mir entfernt, ein Typ mit einer ziemlich kleinen Kanone, die nicht größer als meine Hand war, auf mich oder zumindest in meine Richtung zielte und abdrückte. Milo ging unmittelbar danach zu Boden. Erneut zielte der Typ auf mich und schoss. Innerhalb von Sekundenbruchteilen musste ich mich entscheiden: er oder ich – und schoss ein paarmal in seine Richtung. Kurz danach kippte der Idiot um. Ich kann recht gut schießen, war ja auch mehrere Jahre im Schützenverein, aber bei der wilden Ballerei um mich herum kann ich nicht sagen, ob ich ihn getroffen habe oder ein anderer. Ist mir aber auch völlig egal, Hauptsache, er konnte nicht mehr auf mich schießen.
    Milo lag neben mir auf der Erde mit einem ziemlich großen Blutfleck an der Seite seines T-Shirts, das ich ihm ein paar Stunden zuvor geschenkt hatte. Ich schnappte mir seinen Arm und zog ihn in Richtung unserer Autos in Deckung. Das Spektakel ging minutenlang weiter: Überall zwischen Tischen, Stühlen und Bänken rannten Leute herum, schlugen sich und ballerten wild. Irgendwann zerrte mich jemand zu unseren Pick-ups, und wir rückten ab. Drei unserer Jungs mussten wir zu den Autos tragen. Von Polizei oder Krankenwagen war weit und breit nichts zu sehen oder hören. Wir fuhren jedenfalls mit Höchstgeschwindigkeit weg vom Ort des Geschehens. Als die Autos dann nach und nach im Clubhaus eintrudelten, die zwei Moppeds waren schon da, ging das Chaos erst richtig los. Die Verletzten wurden ins Clubhaus verfrachtet, ein Member wurde wieder zurück in einen Pick-up geschleppt, auf dessen Ladefläche schon zwei Brüder lagen, und der Pick-up verließ sofort wieder das Clubgelände. Alle waren ziemlich aufgeregt, laberten und fragten wild durcheinander. Erst Stunden später beruhigten wir uns etwas, und man konnte wieder halbwegs miteinander reden.
    Erst jetzt erfuhr ich, dass mein Aufpasser Milo nicht überlebt hatte. Er war an seinen schweren inneren Verletzungen infolge zweier Schusswunden gestorben. Das ging mir sehr nahe, obwohl wir uns nur wenige Stunden gekannt hatten. Ich erkundigte mich natürlich, worum es bei der ganzen Sache eigentlich gegangen war. Ich erfuhr, dass die anderen Koksschulden bei meinen Brüdern hatten und nicht zahlen wollten oder konnten.
    Am nächsten Tag hätte ich eigentlich schlauerweise das Land verlassen sollen, aber ich blieb noch

Weitere Kostenlose Bücher