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Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Titel: Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
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und unterhielten uns über alles Mögliche. Es wurde gequalmt, Dosen und Flaschen leerten sich, und irgendwann meinte der Präsident des Charters: »Uli, komm mal mit, ich will dir was zeigen«, und wir gingen in den Member-Raum. Dort stand ein riesiger Tresor, etwa zwei Meter hoch, einen Meter zwanzig breit und einen Meter tief, mit zwei Schlüssellöchern und einem Hebel mit dickem Knauf am Ende – insgesamt ein imposantes Teil, aber sicher steinalt. Der Präsident ging mit mir jedoch zu einem Stahlschrank und sagte: »Uli, das wird dir jetzt garantiert gefallen!«, öffnete die Flügeltüren und trat beiseite. Was ich dann sah, löste bei mir Schnappatmung, ein dickes Grinsen und höchste Freude aus. Der ganze Schrank war voll mit Kanonen jeder Art: Pistolen, Revolver, Pumpguns, Schrotflinten, sowohl zwei- als auch einläufig, Handgranaten, Schalldämpfer, Macheten, jede Menge Munition, Sturmmasken, kugelsichere Westen, einige ziemlich große Messer und Maschinenpistolen – einfach der helle Wahnsinn. Das waren zwar alles ältere Modelle, aber für einen kleinen Krieg mehr als ausreichend. Der Präsident freute sich über mein Gesicht und sagte, dass ich mir eine Kanone aussuchen sollte, denn Bewaffnung wäre Pflicht und unbedingt nötig, sobald wir das Clubgelände verlassen. Ich entschied mich für einen 38er-Revolver, der erschien mir am praktischsten: keine Sicherung, kein Durchladen nötig und sofort einsatzbereit. Das Einzige, was mich daran störte, war der relativ lange Lauf von sechs Zoll, denn dadurch war die Kanone etwas unbequem im Hosenbund.
    Ich hatte wohl einen leicht fragenden Gesichtsausdruck, denn der Präsident erklärte mir weiter, dass im ganzen Stadtteil eigentlich täglich irgendwelche Schießereien an der Tagesordnung wären und es unzählige Straßengangs gäbe, die bei kleinsten Auseinandersetzungen sofort losballern würden. Viele Schüsse gingen dabei zwar daneben, aber gelegentlich träfen sie auch, wenn auch wahrscheinlich eher aus purem Zufall. Ich sollte also unbedingt auf die Anweisungen der Member und sogar auf die der Prospects hören. Er drückte mir dann noch eine Handvoll Patronen in die Hand und instruierte mich, bei Problemen einfach loszuballern, was das Zeug hielt. Und wenn die Munition alle wäre, sollte ich einfach »no mun« brüllen, dann würde ich eine andere Kanone bekommen – falls möglich. Aber eigentlich sei es eher unwahrscheinlich, dass wir in eine Schießerei geraten würden, meinte er noch. Das sollte sich allerdings nicht einmal 24 Stunden später als Trugschluss erweisen. Ich sollte jedenfalls auf gar keinen Fall, unter gar keinen Umständen alleine das Clubgelände verlassen. Das ginge aus Sicherheitsgründen nur mit Begleitung, und selbst das sollte ich möglichst vermeiden.
    Nach dieser Sicherheitseinweisung und nachdem ich mir die Kanone in meine Hose gewürgt hatte, schloss er den Schrank, und wir zwei unterhielten uns noch über eine Stunde, bis wir uns wieder zu den anderen gesellten. Mittlerweile waren auch noch einige leckere Chicas im Clubhaus angekommen, und mit lauter Musik, viel Alkohol und anderem Zeug ging eine wüste Party ab. Viele normale brave Bürger würden es als Sodom und Gomorrha beschreiben, ich würde eher sagen: einfach großartig.
    Am nächsten Nachmittag erzählten mir die Jungs, dass wir abends zu einem anderen Club fahren würden, wo eine große Party steigen sollte. Gegen zehn Uhr abends setzten wir uns in Bewegung. Zwei alte Harleys, eine Panhead und eine Shovelhead plus ein Autokonvoi fuhren vom Clubhaus zu der Party – und ich war mittendrin. Tatsächlich sah ich während meines Aufenthalts bei den Brüdern in Rio nur diese beiden Harleys. Als ich nachfragte, sagte man mir, die restlichen Bikes stünden in einer besonders gesicherten Garage. Im Grunde war es mir auch ziemlich egal, hier liefen die Uhren sowieso anders als bei uns.
    Die Fahrt ging wieder kreuz und quer, bergauf und bergab, bis wir an einem Platz ankamen, der wie ein uralter Bolzplatz aussah, mit einer Hütte am Rand, die mit bunten Lichtern geschmückt war. Rundherum waren uralte Autos, Pick-ups und Moppeds geparkt, und es tummelten sich bestimmt schon hundert Leute vor dem »Clubhaus« – von welchem Club auch immer. Ich bin nicht einmal sicher, ob das überhaupt ein Motorradclub war. Auf Plastikstühlen, Holzbänken, Bierfässern, Klappstühlen, Bierbänken und allem Möglichen, was man als Sitzgelegenheit nutzen konnte, saßen Leute oder standen

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