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Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Titel: Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
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vier weitere Tage zur Verstärkung meiner Brüder im Charter, wo sämtliche Member und Prospects in Alarmbereitschaft waren. Der Präsident von Rio de Janeiro drängte mich zwar ständig abzureisen, aber es war und ist nicht meine Art, abzuhauen und die anderen im Stich zu lassen, egal wie brenzlig die Situation auch sein mag. Es passierte aber nichts weiter.
    Am Tag meiner Abreise brachte mich der Charter-Präsident persönlich mit sechs weiteren Membern zum Flughafen. Sein Angebot, meinen Rückflug zu bezahlen, schlug ich aus. Wäre ja noch schöner, meinte ich, ob er mich beleidigen wolle. Kurz vor dem Check-in nahm der Präsident mich zur Seite und gab mir seine Geheimnummer. Er versicherte mir: Wenn ich jemals irgendein Problem hätte – egal was –, sollte ich ihn auf jeden Fall anrufen, und alle Leute aus Rio würden mir helfen. Ich hoffe, dass er Höllenritt irgendwann einmal in die Hände bekommt – oder vielleicht hat er es ja sogar schon gelesen. Dann wird ihm bestimmt klar, welch linke Vögel die deutschen Hells Angels sind.
    In Deutschland wissen nur zwei Ex-Member, mit denen ich noch in Kontakt stehe, über die Vorkommnisse meines Rio-Aufenthalts Bescheid. Einige Member aus Rio habe ich später ab und zu getroffen, leider aber nie »El Presidente«. Übrigens berichtete nur eine kleine Provinzzeitung über die Geschehnisse dieses Tages: insgesamt drei Tote und mehrere Schwerverletzte, für Brasilien nichts Besonderes. So etwas ist in Rio wohl an der Tagesordnung. Das glaube ich gern, denn während meines gesamten Aufenthalts im Hells-Angels-Charter Rio de Janeiro waren nach Einbruch der Dämmerung ständig irgendwo rund um das Clubhaus Schüsse zu hören. Wie gesagt: ein außergewöhnliches Charter in einer außergewöhnlichen Umgebung.

DIE EWIGEN RIVALEN
    Die Vormachtstellung der Hells Angels ist allgegenwärtig: Sie sind Marktführer im Prostitutionsgewerbe, kassieren die meisten Huren ab, dominieren den Drogenmarkt, sind die besseren Waffendealer und beackern fast alle Felder der Kriminalität wie Zwangsprostitution, Erpressung, Raub, Mord und Totschlag – und zwar in allen Ländern, in denen sie vertreten sind, gerade auch hier in Deutschland.
    Die Bandidos wollen mit allen Mitteln etwas vom Kuchen abhaben, und unter Zuhilfenahme extremer Gewalt gewinnen sie nach und nach mehr Raum. Klar, dass das die Hells Angels nicht gerne sehen: Sie wollen ihre Vormachtstellung behalten und weiter ausbauen. Sie sind also keineswegs gewillt, auch nur einen Krümel von ihrem fetten Kuchen an die Bandidos abzugeben. Wäre ja noch schöner … Daher wird jeder Versuch der Rivalen, ein Stück Macht an sich zu reißen, brutal unterbunden. Solche Maßnahmen können die Bandidos wiederum keineswegs auf sich sitzen lassen und antworten ebenso gewaltbereit. Am liebsten würden die beiden Clubs wohl den Erzfeind auslöschen, dann wäre die Welt wieder in Ordnung.
    Friede, Freude, Eierkuchen
    Rückblick. Es ist der 26. Mai 2010, Pfingstmontag. In einer Anwaltskanzlei in Hannover treffen sich Frank Hanebuth aus Hannover, Präsident der dortigen Hells Angels, und Peter Maczollek, Vize-Präsident der Bandidos Deutschland – und jeweils zwei weitere Member. Auch dabei: Rechtsanwalt Götz von Fromberg. Man hat natürlich die Presse eingeladen, schließlich hat man etwas total Wichtiges zu verkünden: Zwischen den beiden Rockerclubs soll es ab sofort Frieden geben. Ach ja!
    Jetzt gibt es erst einmal eine Lesestunde: Abwechselnd tragen die Rocker die einzelnen Punkte ihres Friedensvertrags vor, danach setzt jeder seinen Friedrich Wilhelm darunter, fertig. Anschließend gibt es noch ein bisschen medienwirksames Posing der auserkorenen Verhandlungsführer Hanebuth und Maczollek – per Handschlag besiegeln die beiden den Pakt und sehen dabei nicht besonders glücklich aus. Auf den Fotos wirken die beiden ein bisschen angewidert, als ob sie Angst hätten, sich beim gemeinsamen Handschlag irgendetwas Ansteckendes einzufangen. Die Medienmeute schießt fleißig Fotos, und spätestens am nächsten Tag sind die Zeitungen voll von Berichten über den Friedensschluss der beiden Rockerbanden. So schafft man es auf die Titelseiten. Doch Schlagzeilen wie »Friedensschluss der Kuschelrocker« ( Spiegel ),«Lass uns Freunde sein« ( Süddeutsche Zeitung ), »Rockerbanden inszenieren Friedensspektakel« ( Welt ) zeigen schon, dass auch die Presse dem ganzen Wirbel nicht so wirklich traut.

    Der Friedensschluss
    Mal ehrlich: Der

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