Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
in naher Zukunft mit meinen Informanten treffen, um Genaueres zu erfahren.
Alles, was bisher geschah – Mord und Totschlag, Handgranatenangriffe, Sprengstoffanschläge, Überläufer und Weiteres –, ist meiner Ansicht nach der Anfang eines großen Rockerkriegs mitten in Deutschland. Es wird noch viele Tote auf beiden Seiten geben, und nichts und niemand kann das momentan verhindern. Auch in den USA und Kanada verliefen die schweren Auseinandersetzungen zwischen den beiden Erzfeinden ähnlich. Das Ergebnis waren mehrere 100 Tote auf beiden Seiten. Dabei kamen auch zahlreiche Polizisten, Staatsanwälte und Normalbürger ums Leben, sogar der Tod eines Kindes wurde gnadenlos in Kauf genommen, durch eine ferngezündete Autobombe. Jüngst wurden auch drei Bandidos aus Skandinavien mit rund einem Kilo Sprengstoff und einer Sprengkapsel festgenommen. Was die damit wohl vorhatten? Und den skandinavischen Rockerkrieg habe ich euch ja ausführlich geschildert.
Es wird bald der Punkt kommen, an dem den Jungs auch in Deutschland alle Konsequenzen ihres Handelns scheißegal sein werden. Denn beide Clubs stehen mit dem Rücken zur Wand, und keiner wird auch nur ein Jota nachgeben oder sich kampflos zurückziehen. Das kann nur blutig enden.
DER STAAT SCHAUT ZU
Im Jahr 2010 gab es über 600 Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität (OK). Laut Bundeskriminalamt entstand in diesem Jahr ein Gesamtschaden von 1,65 Milliarden Euro. Die Bedrohung durch organisierte Kriminalität in Deutschland sei weiterhin hoch, erklärte der Präsident des Bundeskriminalamts Jörg Ziercke. Und immerhin wird in »fast jedem zehnten OK-Verfahren gegen Rockergruppierungen direkt oder gegen OK-Gruppierungen mit Verbindungen zu Rockern ermittelt«. Ziercke warnte auch vor ihrer hohen Gewaltbereitschaft vor allem Rivalen gegenüber und ging für die Zukunft von »brutalen gewalttätigen Konflikten« aus.
Doch beim Kampf gegen die Rockerkriminalität, gegen das organisierte Verbrechen, haben Polizei und Justiz so ihre Schwierigkeiten. Da ist zum einen die Tatsache, dass Hells Angels, die einer Tat beschuldigt werden, gegenüber der Bullerei niemals das Maul aufmachen. Ist klar: Wer ist schon so blöd und belastet sich selbst? Aber auch andere werden nicht verpfiffen: keine Hintermänner, keine Member rivalisierender Clubs – nichts und niemand. Die Jungs halten dicht, so verlangt es der Ehrenkodex. Streitereien mit verfeindeten Motorradclubs regelt man ohnehin anders – nämlich selbst. Dafür braucht man die Jungs in Grün nicht.
Was tut man also in Deutschland, dem Land der Dichter und Denker? Man überlegt, man prüft, man beobachtet, man schreibt ellenlange Berichte – aber den Arsch kriegt noch kaum einer hoch. Leider.
Hannoveraner Strippenzieher?
Wie schon in Höllenritt geschrieben, steht meine Meinung zu den deutschen Chartern fest: Der Großteil der Member der Hells Angels Germany gehört für mich nicht einmal im Ansatz zum Club. Sie haben nur ihre eigennützigen Interessen im Kopf, sie halten sich nicht an die Regeln und treten die Ideale des Clubs mit Füßen, die für die anderen Charter weltweit zum Großteil noch gelten.
Damit will ich nicht sagen, dass die anderen alle Unschuldslämmer und ganz brave, rechtschaffene Biker sind. Im Gegenteil: Überall auf der Welt sind sie in illegale Machenschaften verstrickt, das weiß jeder, der aufmerksam Zeitung liest oder eine Internetsuchmaschine fehlerfrei bedienen kann. Natürlich gibt es einige wenige unter den Bikern, die versuchen, sich nicht an illegalen Geschäften zu beteiligen. Aber – und jetzt borge ich mir mal das PR-Vokabular der Hells Angels – das sind Einzelfälle. Und die suchen sich sicher bald einen harmlosen Motorradclub, bei dem es wirklich nur ums Motorradfahren geht, und erfreuen sich dort an ihrem Hobby.
Die deutschen Hells Angels sind gierig und nur auf ihren Vorteil bedacht. Während in anderen Ländern, beispielsweise Dänemark, alle Chartereinnahmen in eine gemeinsame Kasse fließen und aus dem Topf gerecht – brüderlich – unter Membern und Prospects aufgeteilt werden, wirtschaften deutsche Hells Angels überwiegend lieber in die jeweils eigene Tasche. Bringt doch auch viel mehr – für den Einzelnen zumindest. Jeder ist sich eben selbst der Nächste, da ist man dann auch nicht immer ganz ehrlich zu den Brüdern. Na ja, in jeder Familie gibt es doch Geheimnisse, oder?
Was an der deutschen Hells-Angels-Szene auffällt, ist die
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