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Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Titel: Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
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breit, Arme breit und stillstehen. Wir wurden sehr gründlich abgetastet, die Bikes wurden untersucht und fotografiert, Rahmennummern und Motornummern über Funk abgefragt und der Bus genau durchsucht. Zu unserem Glück hatten die dänischen Bullen bei der Durchsuchung keinen Drogenhund dabei. Trotzdem kostete uns die Aktion etwa eine Stunde.
    Nachdem wir wieder eine Weile unterwegs waren, wir fuhren schon durch Schweden, fing es an zu regnen. Das Nieseln wurde immer heftiger, bis es am Ende wie aus Eimern schüttete. Jetzt hätten wir unsere Regenklamotten gut gebrauchen können. Aber dank unserer besonders schlauen Idee, sie im Bus zu verstauen, konnten wir einen Klamottenwechsel erst einmal bis zum nächsten Tankstopp abhaken, denn der Bus mit den fertigen Brüdern hing mächtig hinterher.
    Beim nächsten Tankstopp beschlossen wir, so bald wie möglich ein Hotel anzusteuern, aber erst einmal rein in die Regenklamotten und weiter. Bei jedem Hotel an der Strecke hielten wir an, und ich fragte nach freien Zimmern, aber überall wurde ich abgewiesen. Kein Wunder. Wer hat schon mitten in der Saison acht bis zehn unbelegte Zimmer, vor allem wenn ein übellauniger Hells Angel sacknass an der Rezeption steht. Wir hätten zur Not auch in einem Ziegenstall übernachtet, Hauptsache trocken. Am Ende fanden wir doch noch eine Bleibe für die Nacht.
    Mit meinen Zimmergenossen für die Nacht, einem holländischen Prospect und meinem Kasseler Bruder Perücke, genehmigte ich mir ein paar Dosen Bier, und wir rauchten ein paar Tüten. Als die beiden ein anderes Zimmer besuchten, relaxte ich auf meinem Bett. Plötzlich hörte ich ein Geräusch am Fenster. Ihr werdet nicht glauben, was mich da durchs Fenster anglotzte: ein Elch! Da ich so ein Tier noch nie in natura gesehen hatte, war ich ziemlich überrascht und neugierig. Ich nahm an, dass es eine Elchkuh war, denn das Tier hatte kein Geweih. Regungslos, sprachlos und verwundert sahen wir uns einige Minuten an – na ja, sprachlos war nur ich –, und dann war der Spuk vorbei. Das Tier war weg. Ich stand auf, sah aus dem Fenster, beugte mich richtig raus, aber weit und breit war kein Elch in Sicht.
    Als ich den anderen davon erzählte, glaubte mir natürlich keine Sau. Alle amüsierten sich prächtig auf meine Kosten, und einige dachten, ich hätte wohl etwas Schlechtes geraucht. Ich war der Meinung, wenn es wirklich daran gelegen haben sollte, hätte ich wohl eher etwas sehr Gutes geraucht! Ich habe das später noch einmal getestet, und ich kann euch versichern: Am Rauchen lag es nicht. Die Geschichte von meinem Elch machte natürlich später die Runde, sogar bis ins Ausland, und wurde zu einem Running-Gag. Immer wieder musste ich mir Sprüche anhören wie: »Na, Uli, heute schon ’nen Elch gesehen?« oder »Wie geht’s denn deinem Freund, dem Elch?«. Aber ich bin hundertprozentig überzeugt, dass das wirklich passiert ist. Der Rest der Nacht verlief übrigens ohne weitere Vorkommnisse oder Elch-Besuche.
    Meine drei Koks-Spezis waren am nächsten Tag immer noch nicht in der Lage, selbst zu fahren, also ging es in der alten Formation weiter. Bis zur Abfahrt der Fähre hatten wir noch reichlich Zeit, deshalb machten wir einen Zwischenstopp im Clubhaus von Göteborg. Das war ein großer Fehler, denn dort ging eine ähnliche Party ab wie in Kopenhagen. Als ich irgendwann auf die Uhr sah, bekam ich fast einen Herzinfarkt! Bis zur Fähre blieben nur noch zwei Stunden – und keiner war mehr fahrtüchtig. Nach einer kurzen Lagebesprechung entschieden wir uns: Scheiß drauf. Augen zu und durch und vor allem Vollgas waren das Motto der Stunde; wenigstens regnete es nicht mehr. Wir fuhren wie die Irren. Jeder von uns hätte für seine Verkehrsverstöße bei dieser Fahrt wohl lebenslang seinen Führerschein verloren, aber zum Glück passierte nichts, und wir erreichten die Fähre noch rechtzeitig.
    Als wir nach der Überfahrt mit den Bikes die Laderampe der Fähre herunterrollten, staunte ich nicht schlecht: überall Polizei, ein richtiges Großaufgebot von dänischen, schwedischen und finnischen Bullen. Dazu kam noch eine große Gatteranlage mit mehreren Fahrspuren, ähnlich wie beim Sortieren von Vieh. Außerdem noch Zelte und jede Menge Knastbusse. Ich wurde von den anderen getrennt und sollte in eine Gatterspur fahren, den Rest meiner Jungs verlor ich dabei aus den Augen. Als ich anhielt, stellten sich sofort sechs oder sieben Polizisten auf, mit Maschinenpistolen und Pumpguns

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