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Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Titel: Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
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vermutete, Diktiergeräte. Von ihren Funkgeräten machten sie regen Gebrauch.
    Da wir nicht die einzigen Hells Angels vor Ort waren, wollten wir von den Bikes absteigen, denn uns war klar, die Veranstaltung hier würde mal wieder etwas länger dauern. Das verbot man uns aber strikt – und diese alberne Ansage lieferte meiner Lust zu stören jede Menge Futter. Ich stieg also trotzdem ab und meinte nur: »Ihr könnt mich jetzt ruhig erschießen, aber ich muss dringend mal pinkeln.« Da waren die Schmiermichel wohl erst einmal baff, es passierte natürlich nichts. Ich konnte also unbehelligt losmarschieren, stieg direkt neben einer Polizistin über die Leitplanke und pinkelte in die Pampa. Sie brummelte so etwas wie: »So eine Sauerei!«, und ich brummelte daraufhin in ihre Richtung zurück: »Von mir aus kannst du dir ja in die Hose machen, bist das bestimmt gewöhnt, ich mach das jedenfalls nicht.« Sprachlos stand sie nun da und überlegte wohl, was sie tun sollte. Meine Aktion bekamen natürlich alle anderen mit, und einige stiegen daraufhin ebenfalls vom Bike und erleichterten sich. Das giftete die Bullerei natürlich schwer, aber was sollten sie denn groß machen? Uns wegen Wildpinkeln abknallen? Einige hätten das sicher gerne gemacht.
    Irgendwann war ich beim Filzen an der Reihe. Nachdem ich dem Beamten meinen Ausweis und meine Fahrzeugpapiere übergeben hatte, verschwand er – zu meinem Leidwesen wie immer sehr lange. Als er wiederkam, fand – auch diesen Teil hatte ich fast erwartet – eine ausgiebige Befragung und körperliche Durchsuchung statt. Das Ganze dauerte etwa eineinhalb Stunden. Vor uns waren Hells Angels aus München an der Reihe gewesen. Später erfuhren wir, dass die Berliner Hells Angels schon in Berlin getrennt und in kleinen Gruppen bis nach Prag eskortiert worden waren. Solch eine Eskorte könnt ihr euch in etwa so vorstellen: Vor dem Biker-Pulk fuhren zwei Polizeiautos, dann die Hells Angels und hinter ihnen dann wieder zwei Polizeiautos, zusätzlich wurden sie noch per Hubschrauber begleitet. Und da war dann nicht an der Grenze Schluss, nein, dieser Konvoi fuhr weiter bis nach Prag. Was solche Aktionen den Steuerzahler wohl kosten? Ich weiß es nicht.
    Zurück zu unserer Grenz-Odyssee: Zehn Kilometer hinter der tschechischen Grenze war wieder ein Polizeiposten aufgebaut, diesmal von der tschechischen Polizei, mit irgendwelchen Uralt-Autos, und wir wurden natürlich wieder angehalten. Wir wurden aufgefordert, die Papiere vorzuzeigen. Ein paar der Jungs mussten wohl dazugelernt haben, wie sie sich ihren schmalen Sold aufstocken können. Sie suchten nach irgendwelchem Zeug und hielten uns einfach nur auf. Irgendwann kam mir die Idee, einfach mal 20 Euro rüberzuschieben, und siehe da: Die ganze Aktion war sofort beendet, und wir durften weiterfahren. Nach den nächsten zehn oder fünfzehn Kilometern war wieder ein Polizeiposten aufgebaut mit Beamten, und das Ganze ging von vorne los. Also wieder 20 Euro raus, die Jungs waren zufrieden, und wir konnten weiter. Dieses Spielchen haben wir bis nach Prag noch mehrere Male gespielt. Die tschechischen Bullen waren zwar auch bewaffnet, aber mit was für Kanonen! Die sollte man im Fall des Falles besser als Wurfwaffe oder Knüppelersatz benutzen, denn beim Schießen wären die Dinger wohl explodiert oder Ähnliches.
    Die Straßenverhältnisse in Tschechien waren, ich will mal sagen, äußerst schlecht. Die Schlaglöcher waren so groß, dass man darin durchaus einen Schäferhund hätte verstecken können: tief, groß und gefährlich – nicht nur für Zweiradfahrer. Wenn Autos da durchfahren, bleibt die Achse gleich hängen. Aber es half nichts, wir wollten zum World-Run nach Prag. Was dort so alles abgegangen ist, habe ich euch ja schon erzählt.
    Goodbye, Helsinki!
    Eine andere Episode mit den Schmiermicheln erlebte ich auf der Fahrt zum World-Run in Finnland 2001. Ich kann es nicht oft genug sagen: Für mich war die Teilnahme an den World-Runs immer eine große Freude und keine lästige Pflicht wie für viele andere Member, allen voran die deutschen Hells Angels. Doch dieses Mal kam ich gar nicht erst bis zum World-Run.
    Aber ich beginne am besten am Anfang. Eine Woche vor dem World-Run in Finnland liefen unsere Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Wir gönnten uns dieses Mal den Luxus, einen Begleitwagen mitzunehmen, den ein Prospect fuhr. In dem Bus verstauten wir Schlafsäcke, Gepäck, Zelte, Werkzeug, was zu futtern und Getränke – und

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