Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
jedes Jahr unzählige nichtöffentliche Veranstaltungen kommen, bei denen noch größere Polizeikräfte gebunden werden. Nicht zu vergessen die unzähligen Clubhaus-Stürmungen, Razzien, Hausdurchsuchungen et cetera – die es ja in letzter Zeit häufiger gab –, zu denen Sondereinheiten in großer Stückzahl hinzugezogen werden, und die verdeckten Ermittlungen, bei denen Abertausende Arbeitsstunden zusammenkommen. Immer wieder gibt es Schwerverletzte und Todesfälle, sowohl in der Bevölkerung als auch bei der Polizei. Ich finde, hier ist die gesamte Gesellschaft gefordert, etwas zu unternehmen. Solange nicht genug Stimmen aus der Bevölkerung laut werden, die eine Beendigung dieses Treibens fordern, werden die Polizisten gegen Windmühlen kämpfen.
Vor allem solange einige von den sogenannten Freunden und Helfern bis in hohe Reihen bestochen sind und im Sinne der Hells Angels agieren. Sie verraten Interna, warnen die Hells Angels vor Maßnahmen gegen sie und so weiter. Nur so können sie der Polizei und Justiz oft einen Schritt voraus sein. Dazu kommen noch sehr fragwürdige Entscheidungen einzelner Würdenträger aus Politik, Justiz und Genehmigungsbehörden. Sind die alle dumm? Ich glaube nicht – aber woran liegt es sonst? Ich weiß es nicht, aber solange alle nur wegschauen, wird die Gesamtsituation sicher nicht besser.
Unter diesen und anderen Aspekten sollten sich die Verantwortlichen und auch die Bürger fragen, wie glaubwürdig und ernsthaft die großen Ankündigungen der Politiker sind. Ich für mich kann nur eins feststellen: Euer Gelaber über Sicherheit, politischen Willen, Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit gehört in die Tonne getreten. Das ist nur heiße Luft, mehr nicht. Obendrein schlagen sich die Verbrecher, die ihr verfolgen wollt, vor Lachen über eure albernen und unsinnigen Aktionen auf die Schenkel und werden in ihrer Vorgehensweise bestärkt. Eigentlich müsstet ihr bei denen Ehrenmitglied werden.
Ich selbst habe, wie ihr in Höllenritt gelesen habt, mit einigen der übelsten Bullen zu tun gehabt und habe es heute noch, sogar mit unfähigen und betrügerischen Vertretern der Justiz, denen – da bin ich mir sicher – irgendwann das Handwerk gelegt wird. Aber das steht auf einem anderen Blatt Papier. Klar, auch zu meiner Zeit wurden wir von der Bullerei bei vielen unserer Trips aufgehalten und gefilzt bis zum Erbrechen. In manche Länder durften wir nicht einreisen, in anderen Ländern gab es dafür sogar eine eigene Polizeieskorte für die Hells Angels. Na, wenn das mal kein sensationeller Auftritt ist. So etwas macht doch Eindruck. Aber welchen Eindruck machen die Polizeiaktionen auf die Hells Angels? Na, was glaubt ihr? Dazu kann ich euch ein paar Geschichten erzählen.
Begegnung der grünen Art
Dass wir auf unseren Fahrten zu World-Runs, Euro-Runs oder anderen Veranstaltungen regelmäßig von den Bullen aufgehalten wurden, habe ich euch bereits erzählt. Auch auf der Fahrt zum World-Run in Tschechien hatten wir diverse Begegnungen der grünen Art.
Gegen Mittag machte sich unser Pulk auf den Weg nach Prag. Die Fahrt ging bis zur tschechischen Grenze unproblematisch über die Bühne, wenn man mal von 35 Pinkelpausen und den Puderaktionen für Spitzkis und Joes Nasen absieht. Etwa 500 Meter vor der Grenze erwarteten uns schon massenhaft deutsche Bullen. Schnell war klar: Sie waren wegen uns da – und das Theater begann: Wir wurden auf eine separate Spur geleitet, wo sich sämtliche Hells Angels mit Moppeds, Autos und unser Lkw-Transporter filzen lassen durften. Neben den Zöllnern und deutschen Polizisten war sogar das FBI vor Ort. Auch die Holländer, Engländer, Spanier und Italiener hatten ihre Spezialtrupps geschickt. Es wurden also keine Kosten und Mühen gescheut.
Jeder von uns wurde angehalten und musste seinen Ausweis und die Fahrzeugpapiere vorzeigen, die Bikes wurden fotografiert. Alle Beamten im Grenzbereich, ich schätze es waren etwa 300 deutsche Einsatzbeamte, standen da mit Sturmmasken, Schienbein- und Knieschützern, kompletter Oberkörperpanzerung mit Helm und Visier und waren bis an die Zähne bewaffnet. Irgendwie sahen sie aus wie schwarz bemalte Schildkröten. Dazu standen noch etliche Panzerspähwagen herum. Was glaubten die denn, was an der Grenze passieren würde? Zu den deutschen Bullen kamen noch etliche in Zivil gekleidete Typen, die Spanisch, Englisch, Russisch, Schwedisch und Deutsch sprachen. Sie hatten Kameras und Fotoapparate und, wie ich
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