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Wir sehn uns wieder in der Ewigkeit

Wir sehn uns wieder in der Ewigkeit

Titel: Wir sehn uns wieder in der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Langer
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all diese Tode wieder. Im Augenblick des größten Glücks denke ich an mein Unglück. Ich komme nicht dagegen an. Ich habe alles erlebt. Ich brauche keine Schonung vor mir selbst. Ich weiß, wer du bist und wer ich bin. Die Ewigkeit ist ein besserer Wohnort, wir sind dort auf immer zusammen. Auch die, die mir lieb sind, mein Vater, meine Freunde, ich werde dort alle wiedersehen. Und Pauline hüte ich von dort oben. Sie ist stark, sie wird bestehen. Nun ist alles gesagt und gedacht. Es ist alles vergangen.
     
    Du kamst, du bist da,
    und ich, ich bin: Henriette.

11
    (Heinrich und Henriette, zwischen sechs und sieben Uhr)
    Ich glaube, Henriette schläft.
    Sie ist in ihr Zimmer gegangen, das Dienstmädchen wird bald kommen, es ist besser so, wir wollen kein Gerede.
     
    Sie hat vor ihrem Spiegel gesessen, sie hat ihre Gedanken gedacht, und sie hat sich schließlich hingelegt, auf ihr Bett, um sich ein wenig auszuruhen. Sie hat an die Decke gesehen und zum Fenster hinaus, bald kommt der Tag, bald wird die Sonne aufgehen über dem See, und sie hat gedacht, dass sie am Ende sagen will: wir haben geliebt, so gut wir konnten. Ich liebe dich, um den Preis deiner Gedanken.
    Sie versucht, die Augen zu schließen, und vermag es nicht. Sie hat sich im Bett wieder aufgesetzt. Eifersucht kommt in ihr auf. Ihr Herz rast. Sie lauscht nach nebenan.
     
    Nein, Henriette schläft nicht.
     
    Henriette sitzt plötzlich hinter der Tür und fühlt, dass Heinrich nicht an sie denkt. Vorhin, in diesem winzigen Augenblick der Selbstvergessenheit, vorhin, hörte sie ihn diesen Namen flüstern. Du darfst mich alle Namen nennen, flüstere sie mir ins Ohr, hatte sie gesagt, er konnte nicht sehen, dass Tränen über ihr Gesicht liefen dabei, und Heinrich, hingegeben an ihr Vertrauen, flüsterte Namen, viele Worte sagte er, doch dazwischen immer wieder diesen einen, den Namen dessen, den er nie vergaß, vollkommenes Entzücken, vollkommenes Glück,
in deinen Händen
, bis er ihre Augen küsste, bis er ganz bei ihr war, sie ansah, jetzt habe ich alle hinter mir gelassen, Henriette, jetzt gibt es nur noch dich und mich.
    Und nun saß sie hinter der Tür, hockte am Boden, lehnte am Holz und spürte, dass er noch immer nicht mit diesem einen fertig war. Dass er überhaupt nicht fertig war. Immerzu lief er hin und her, auf Strümpfen, doch unüberhörbar, und Henriette hörte ihn durch das Holz hindurch murmeln, stöhnen, rufen, flüstern, bis sie plötzlich merkte, dass sie gar nichts mehr hörte. Sie schrak hoch. Sie war hellwach. Heinrich, wollte sie sagen, was ist mit dir? Sie hielt inne. Sie hatte, ihr Kleid um sich herum auf dem Boden aufgebauscht, an die Tür angelehnt gesessen. Langsam, ganz langsam, um kein noch so kleines Geräusch zu machen, verlagerte sie ihr Gewicht. Ihr linker Fuß war eingeschlafen, sie verzog das Gesicht. Sie stützte sich auf ihre Hände und schob sich hoch, sodass sie kniete. Sie lauschte. Nichts. War er aus dem Zimmer gegangen? War er am Ende doch eingenickt? Das konnte nicht sein. War sie selbst eingenickt, dass sie den Augenblick nicht bemerkte, in dem er aufgehört hatte, zu sprechen,zu stöhnen, hin und her zu gehen? Sie wusste es nicht. Ganz langsam schob sie ihren Oberkörper hoch und näherte ihren Kopf dem Schlüsselloch. Sie hielt fast ihren Atem an. Sie hatte das Gefühl, ihr Herzklopfen erfüllte die Stille, die Nacht, die Welt. Sie verlor das Gleichgewicht, fing sich und sah durch das Schlüsselloch. Entsetzt wich sie zurück! Ein Auge! Ein Auge sah sie an. Eine Täuschung! Die Übermüdung, die Aufregung – sie näherte sich wieder, sie strengte sich an, genau zu sehen.
    Da war es. Heinrichs großes blaues Auge. Die Farbe sah sie nicht, es war zu dunkel, doch das Augenweiß leuchtete deutlich. Heinrich!, entfuhr es ihr. Sie schlug die Hand vor den Mund. Glück schoss ihr in den ganzen Körper, heißes, wildes, unbändiges Glück. Hastig sprang sie hoch, stolperte fast über ihren Rock, riss ungeduldig am Türdrücker, an dem er auf der anderen Seite genauso ungeduldig zerrte.
    Sie fielen sich in die Arme. Sie pressten sich ganz fest aneinander. Verzeih mir, flüsterte Heinrich und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, bitte, liebe Jette, liebstes Wesen auf der ganzen Welt, verzeih mir ein allerletztes Mal. Henriette, außer sich, schüttelte den Kopf, schüttelte sich, nein, nein, es gibt nichts zu verzeihen, alles ist gut, mein Liebster, du bist bei mir, ich –
    Er verschloss ihr den Mund mit der Hand

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