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Wir sind bedient

Titel: Wir sind bedient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alena Schroeder
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Wohnungen vor dem Fernseher sitzen, das geht mir immer sehr an die Nieren. Neulich habe ich einen Mann besucht, der im Rollstuhl sitzt. Der musste aus seiner Erdgeschosswohnung ausziehen, weil er an einem Sauerstoffgerät hing und die Wohnung noch Kohleheizung hatte. Und das hat mich wahnsinnig traurig gemacht, diesen einsamen Mann, allein mit seinem gurgelnden Sauerstoffgerät da in dieser verlebten Wohnung sitzen zu sehen. Da macht man sich schon Gedanken: Wie wird es mir mal gehen? Werden meine Kinder mich noch besuchen, wenn ich alt bin?
    In den Vierteln, in denen viele Ausländer wohnen, beobachte ich das nicht, diese Vereinsamung. Da gibt es schon noch einen besonderen Familienzusammenhalt, und das finde ich schön. Dort habe ich beruflich gesehen andere Probleme, die eher damit zusammenhängen, dass die deutsche Rechtsprechung nicht von jedem Kulturkreis wirklich ernst genommen wird. Da muss ich manchmal den Mietern schon erklären, dass man seine Wohnung
nicht einfach so einem Cousin weitervermieten kann ohne Vertrag. Die sagen natürlich: »Wieso denn nicht, die Miete kam doch pünktlich, wozu ein Vertrag?« Aber so sind eben die Vorschriften.
    Es gibt auch Wohnungen, die wird man schwer los. Eine hatte ich mal zwei Jahre lang unvermietet. Verstanden habe ich es nicht, die Nachbarwohnungen, die genauso geschnitten waren, habe ich problemlos vermieten können. Ich bin natürlich auch darin geschult, »Verkaufsgespräche« zu führen, also den Leuten gut zuzureden. Ich selber bekomme zwar keine Provision, aber es ist ja nicht im Interesse der Firma, wenn Wohnungen lange leer stehen. Aber ich muss sagen, dass ich Leute ungern bequatsche, mich nervt das ja selber schon, wenn ich was einkaufe und ständig noch etwas extra angedreht bekomme. Es ist schon wichtig, dass Wohnung und Bewohner wirklich zueinanderpassen, sonst habe ich hinterher einen unglücklichen Mieter, der mir noch viel mehr Arbeit macht.
    Manchmal träume ich mich selber in eine Wohnung, die mir gut gefällt. Dann stelle ich mir vor, wie ich die Zimmer einteilen und wie ich alles einrichten würde. Ich schaue mir auch bei anderen Leuten etwas ab, wenn mir eine Einrichtungsidee gut gefällt. Manchmal werde ich von Mietern auch um Rat gefragt. Da muss ich innerlich schmunzeln, wenn Leute ihren Schrank quer ins Zimmer stellen und dann total glücklich sind, wenn man ihnen vorschlägt: »Stellen Sie den Schrank doch einfach hier an die Wand.«
    Was mich gruselt, sind Nachlasswohnungen. Wenn ein Mieter verstorben ist, keine weiteren Angehörigen hat,
und man muss dann in die Wohnung und alles räumen lassen. So etwas mache ich nie allein, weil es mir so unangenehm ist. So intim. Ich wurschtel da in der Unordnung einer fremden Person rum, die ja auch nicht wollte, dass man ihre Wohnung in diesem Zustand sieht. Mir jedenfalls wäre die Vorstellung unangenehm.
    Meine Mutter war Krankenschwester und hatte viel mit Unfällen zu tun. Und sie hat mir immer eingeschärft: Nie die Wohnung unordentlich zurücklassen, wenn man aus dem Haus geht. Wer weiß, ob man wiederkommt. Das beherzige ich bis heute.
    Â 
    In Deutschlands Städten werden vor allem zentrumsnahe Wohnungen knapp, die Menschen zieht es vom Speckgürtel an der Peripherie zurück in die Stadtkerne. Wirtschaftsmetropolen wie Stuttgart, München, Frankfurt oder Hamburg sowie Universitätsstädte wie Mainz, Würzburg oder Münster müssen mit besonders vielen Zuzüglern fertig werden. +++ Gleichzeitig stehen in Ostdeutschland Tausende Quadratmeter Wohnfläche leer und werden mit staatlichen Fördermitteln abgerissen oder saniert. +++ Seit 1995 verringerte sich die Zahl der jährlich neu errichteten Wohnungen in Deutschland um zwei Drittel. Die Bundesrepublik rangiert damit im europäischen Vergleich bereits an der letzten Stelle. +++ Da immer mehr Menschen allein leben, wächst die Zahl der Haushalte rasant. Bis 2025, so die Prognose des Statistischen Bundesamtes, soll sie von derzeit 39,5 Millionen um eine Million weiter zunehmen - trotz sinkender Bevölkerungszahl.

»Für mich ist das wie Brötchen verkaufen.«
    Ingrid, 54 Jahre, Bankangestellte, hantiert gern mit Geld und würde dem Kerl, der sie überfallen hat, noch heute gern eine scheuern.
    F ür meine Kunden bin ich die Bank. Ich leite eine kleine Sparkassenfiliale in einem kleinen Ort, in dem ich mit einem Drittel der Bewohner per

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