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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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dass sie es einem direkt ins Gesicht husten und niesen können.
    Wir brauchen einfach diesen Impfstoff. Dann werden wir es schaffen.
    Ich wollte Mackenzie mailen, um zu hören, was in L.A. so los ist. Doch als ich versuchte, ins Netz zu gehen, zeigte mir der Browser ständig eine Fehlermeldung an. Kein einziger Computer im Haus funktionierte.
    Als ich es zum Schluss noch mit Drews Gerät versuchen wollte, saß er schon selbst davor und starrte den Bildschirm an.
    »Ich komme nicht ins Internet«, sagte ich. »Funktioniert es bei dir?«
    »Wir haben seit heute Morgen keinen Zugang mehr«, antwortete er. »Das Problem liegt aber nicht auf unserer Seite. Ich arbeite schon dran.«
    Es ist mir schleierhaft, was er da tun kann, wenn das Problem nicht bei uns liegt, aber wer weiß, mit seinem Händchen für Computer?
    Ich dachte, ich rufe stattdessen Mackenzie an. Schließlich hatte sie mir ja die Nummer ihrer Eigentumswohnung in L.A. gegeben, bevor sie im Sommer abgefahren war. Aber auch damit hatte ich kein Glück. Ich versuchte es zweimal hintereinander, dann probierte ich es bei Oma und Opa in Ottawa, immer nur die Ansage »Der Teilnehmer ist derzeit nicht erreichbar.«
    Die örtlichen Anschlüsse funktionieren noch. Ich habe auf Onkel Emmetts Apparat angerufen und so lange klingeln lassen, bis der Anrufbeantworter dranging.
    Es ist schon früher einmal vorgekommen, dass die Telefon- und Internetverbindungen unterbrochen waren, allerdings nur, wenn ein Sturm die Leitungen beschädigt hatte. In den letzten Tagen hatten wir jedoch schönes Wetter, und mir fällt auch sonst nichts ein, was für das Problem verantwortlich sein könnte.
    Warum mussten sie gerade jetzt ihren Geist aufgeben? Solange wir nicht wieder Fernverbindung oder Internet haben, gibt es keine Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, wie es Mackenzie oder Oma und Opa oder sonst jemandem außerhalb der Insel ergeht.
    Und für sie gibt es keine Möglichkeit festzustellen, was mit uns ist.
    Vielleicht weiß Dad ja, was los ist, wenn er nach Hause kommt. Möglicherweise bringen die Techniker die Sache ja auch in diesem Moment schon wieder in Ordnung.
    Gott, ich hoffe es.

6. Oktober
    Internet und Fernverbindungen funktionieren immer noch nicht. Es hat sich rausgestellt, dass es einen »Zwischenfall« im Fernmeldeamt gab. Einer der Arbeiter dort ist krank geworden, hat angefangen wegen seiner Wahnvorstellungen durchzudrehen. Und am Ende hat er die Leitungen beschädigt, die durch die Meerenge kommen. Dad sagt, dass die Techniker – zumindest diejenigen, die noch gesund sind – versuchen, sie wieder zu reparieren, aber sie wissen nicht, ob sie es ohne Ersatzteile vom Festland hinkriegen. Die wir natürlich jetzt nicht so schnell bekommen.
    Drew hat mir sein Handy geborgt, nachdem er mich gewarnt hatte, dass der Empfang hier auf der Insel echt mies ist. Ich bin zu Oma und Opa durchgekommen, doch es hat dermaßen in der Leitung gerauscht, dass ich nicht erkennen konnte, ob ich mit einer Person oder mit einem Anrufbeantworter spreche.
    Wenigstens haben sie im Krankenhaus und im Rathaus Satellitenempfang, so dass wir nicht komplett von der Welt abgeschnitten sind. Dad meldet sich, sooft er kann, bei den Großeltern.
    Heute Morgen hat Drew sich wieder davongeschlichen, während Mom noch unter der Dusche war. Es war das erste Mal seit Onkel Emmetts Tod, und diesmal blieb er fast den ganzen Tag lang fort. Nach ein paar Stunden fing ich an, aus jedem Fenster zu schauen, an dem ich vorbeikam, in der Hoffnung, ihn nach Hause kommen zu sehen. Wir sind inzwischen dermaßen isoliert, selbst von den Nachbarn, dass man das Gefühl hat, er könnte irgendwo auf der Insel verschwinden – ins Meer stürzen, erschossen werden –, ohne dass wir jemals erfahren, was ihm zugestoßen ist.
    Kurz vor dem Abendessen schließlich, als ich von dem Buch aufblickte, mit dem ich versuchte, mich abzulenken, sah ich ihn hinterm Haus über den Gartenzaun klettern. Ich fing ihn ab, als er gerade durch den Flur hereinkam.
    »Wo warst du?«, fragte ich.
    »Bloß ein bisschen frische Luft schnappen«, antwortete er, als hätte er nur kurz eine Runde im Garten gedreht. Offensichtlich war das seine offizielle Version.
    »Nein«, erwiderte ich. »Wohin gehst du? Du verschwindest dauernd. Lüg mich nicht an, Drew. Ich hab dich gesehen.«
    »Ist nicht so wichtig«, sagte er und sah weg. »Ich muss bloß ab und zu mal hier rauskommen, und ich will sehen, was in der Stadt so los ist. Ich bin auch

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