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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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ist das Einzige, was auf jeden Fall hundertprozentig richtig war, so viel steht fest.

3. Oktober
    Die Regierung hat tatsächlich einen anderen Weg gefunden, uns mit Vorräten zu versorgen. Gestern Abend ist ein Militärhubschrauber eingeflogen und hat Pakete abgeworfen. Bei einer Versorgung durch die Luft gibt es natürlich niemanden, der das Essen zu den Leuten nach Hause bringt. Ein paar Freiwillige haben es ins Rathaus geschafft und Plakate aufgehängt, auf denen die Leute aufgefordert werden, dorthin zu kommen, falls sie etwas brauchen.
    Und eins der Pakete ist beim Aufprall geplatzt, so dass nun ein Teil der Medikamente, die sie geschickt haben, unbrauchbar ist.
    Dad wirkt erschöpft. Selbst wenn er zu Hause ist, verschwindet er die meiste Zeit im Arbeitszimmer, um dort weiterzuarbeiten.
    Ich habe weder ihm noch Mom etwas davon erzählt, aber wenn ich hier mit Schreiben fertig bin, werde ich zurück zu Onkel Emmetts Haus fahren und alles, was noch an Nahrungsmitteln im Kühlschrank und in den Schränken ist, mitnehmen. Wir sollten das, was der Hubschrauber mitgebracht hat, denjenigen überlassen, die wirklich darauf angewiesen sind.
    Ich habe Dad allerdings nach den Leuten in den unförmigen Anzügen gefragt, die wir vor zwei Tagen auf der Landzunge gesehen hatten. Als ich sie ihm beschrieb, nickte er.
    »Die Weltgesundheitsorganisation wollte sicher Proben von den Wildtieren auf der Insel nehmen«, sagte er. »Die meisten Viren haben ein Reservoir im lokalen Tierbestand – in irgendeiner Art, in der sie leben, ohne tödlich zu sein. Wenn wir dieses Reservoir ausfindig machen, können wir das Virus leichter isolieren und auf diese Weise ein Mittel finden, um es auszumerzen.«
    »Proben von allen Tierarten?«, fragte ich. Wenn man die Insekten und Fische mitzählt, muss es Tausende von Arten geben, die irgendwie zur Insel gehören.
    »Nach diesem speziellen auf Menschen übertragbaren Virus müssen wir vermutlich bei einem Säugetier suchen«, antwortete er. »Oder bei einem Vogel – wie man schon bei den Vogelgrippeviren gesehen hat.«
    Ein Vogel. Mir fiel die tote Möwe wieder ein, auf die Mackenzie beinahe getreten wäre, als wir am Ende der Sommerferien zusammen am Strand waren. Unglaublich, dass das erst vier Wochen her ist.
    »Klingt eher unwahrscheinlich«, sagte Dad, als ich es erwähnte. »Normalerweise bringt das Virus seinen Wirt nicht um; sie leben eher in einer Symbiose. Aber ich werde denen von der WHO sagen, sie sollen ein paar Mantelmöwen einfangen, um sie zu testen.«
    Dann kam mir ein Gedanke, und ich fragte: »Was machen sie denn mit ihnen? Mit all den Tieren, die sie einfangen? Eine Blutprobe nehmen?«
    Dads Gesichtsausdruck wurde ernst. »Sie müssen sie schon töten, Kae«, erwiderte er. »Ein Bluttest allein reicht nicht aus.«
    Mir wurde ganz schlecht. Wahrscheinlich hatte ich gerade mehrere Mantelmöwen zum Tode verurteilt. Als gäbe es nicht schon genug Sterben um uns herum.
    Richtig oder falsch? Ich wünschte, diese Frage wäre einfacher zu beantworten.

4. Oktober
    Wenigstens sind ein paar dieser Tiere nicht umsonst gestorben. Dad hat heute Nachmittag angerufen und gesagt, die Leute von der WHO hätten das Virus isoliert, und das heißt, sie können jetzt anfangen, an einem Impfstoff zu arbeiten. Als Mom uns davon erzählte, haben wir alle gejubelt.
    Die schlechte Nachricht ist, dass die Quarantäne anscheinend nicht ganz erfolgreich war. Ich habe, wahrscheinlich mehr, als es gut für mich ist, die Fernsehnachrichten laufen lassen, um die Luftaufnahmen von der Insel zu betrachten. Da berichteten einige Sender von einem »hochansteckenden Grippevirus«, der sich auf dem Festland ausbreite. Vielleicht handelt es sich gar nicht um dieselbe Krankheit. Soweit ich weiß, ist bis jetzt noch niemand daran gestorben. Doch wenn nur ein einziger der Inselbewohner, die vor der Quarantäne fortgegangen sind, das Virus bereits in sich trug, dann sind die Leute auf dem Festland nicht sicherer als wir.
    »Wenn Sie merken, dass eine Erkältung im Anflug ist, zögern Sie nicht, sich krank zu melden«, mahnten die Reporter. Als würde es noch irgendwas bringen, nicht zur Arbeit zu gehen, wenn man erst einmal in dem hyperfreundlichen Stadium war. Unser Virus ist nämlich viel gerissener als die in den Zombie-Filmen. Es lässt seine Opfer nicht geifernd und stöhnend durch die Gegend stolpern, so dass jeder halbwegs vernünftige Mensch schnell das Weite sucht. Es macht die Leute anhänglich, so

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