Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
Vom Netzwerk:
daran vorbeifuhr. Und wir würden uns nur ein paar Querstraßen weit entfernen, so dass ich es für sicher genug hielt, zu Fuß zu gehen. Ich versicherte mich, dass Meredith ihre Schutzmaske fest aufhatte, und wir marschierten los.
    »Wo sind die anderen denn alle?«, erkundigte sie sich nach einer Weile. Die Straßen waren so leer, dass unsere Schritte fast schon hallten.
    »Sie verlassen ihre Häuser nicht mehr«, erklärte ich ihr. »Wie wir das auch die meiste Zeit machen. Sie wollen alle in Sicherheit bleiben, sich von jedem fernhalten, der vielleicht krank sein könnte.«
    Als wir um die Ecke auf die Main Street bogen, wurde sie plötzlich ganz munter. »Guck mal«, sagte sie. »Wir sind gar nicht die Einzigen hier.«
    Vor dem Supermarkt parkte ein Lieferwagen, und neben dem offen stehenden Laderaum lungerten ein paar Typen herum. Die Ladentür wurde von einem Stein aufgehalten.
    Ein kurzer Anflug von Aufregung durchfuhr mich bei dem Gedanken, dass die Fähre zurückgekehrt sein könnte. Vielleicht hatte sie noch mehr Lebensmittel und Medikamente und die Teile, die wir zum Reparieren der Telefonleitungen brauchten, gebracht und wir hatten einfach nichts davon mitbekommen. Aber noch im selben Augenblick verflüchtigte sich das Gefühl wieder. Das ergab keinen Sinn. Warum sollte die Regierung plötzlich wieder von Hubschraubern auf Boote wechseln; und wenn, wieso sollten dann ein paar Typen im Teenageralter, die noch nicht einmal Schutzmasken trugen, das Essen verteilen? Ich blieb stehen und nahm Meredith rasch bei der Hand.
    In dem Moment kamen noch ein paar weitere Kerle und ein Mädchen aus dem Laden. Sie trugen Kartons mit Lebensmitteln, und das Mädchen schleppte einen großen Pack Wasserflaschen. Als sie um den Lieferwagen herumliefen, um ihre Ausbeute hineinzuschieben, bemerkte ich, dass sie mir alle bekannt vorkamen. Einer von ihnen – da war ich mir ganz sicher – war Quentin.
    Ich nahm die anderen näher in Augenschein. Gav war nicht dabei, aber ich erkannte die Jungs aus seiner Clique. Er und seine Freunde hielten es also für angebracht, das restliche Essen, das es auf der Insel noch gab, für sich selbst zu bunkern? Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Erst regte er sich über die Regierung auf, weil sie uns angeblich nicht genug hilft, und dann machte er eine Kehrtwende, um im nächsten Augenblick noch etwas viel Egoistischeres zu tun.
    »Was machen die da?«, flüsterte Meredith.
    »Sie holen sich nur etwas zu essen«, antwortete ich und begann sie fortzuziehen. »Ich glaube nicht, dass sie uns was abgeben wollen. Lass uns lieber nach Hause gehen. Wir haben ja noch ein bisschen Eis.«
    Ihre Finger umklammerten meine Hand. »Sie stehlen!«, rief sie.
    Da drehte Quentin sich zu uns um. Ich erstarrte und hoffte, er würde uns unter der Markise von Keiths Fischgeschäft nicht sehen, solange wir uns nicht bewegten. Es schien zu funktionieren. Er schlenderte ein kleines Stück auf uns zu, sah aber nicht uns an, sondern nur die Ladenfronten. Vor Maritim Elektronik blieb er stehen und schlug sich locker mit einem Brett, das er in der Hand hielt, gegen das Bein.
    »Hey, Vince!«, rief er. »Eigentlich gibt’s doch keinen Grund, warum wir nicht auch ein bisschen Spaß haben sollten, oder? Wir könnten die besten Soundsysteme auf der ganzen Insel kriegen!«
    Der Typ mit dem Namen Vince schien skeptisch. »Ich weiß nicht«, antwortete er und setzte sich wieder in Richtung Supermarkt in Bewegung. »Gav hat nur was von Essen abgreifen gesagt. Daran halte ich mich.«
    »Weichei!«, rief Quentin ihm nach. Dann hob er das Brett hoch und knallte es mit voller Wucht in das Schaufenster.
    In Toronto wäre jetzt gar nichts passiert. Das Glas wäre superverstärkt oder mit Gittern versehen gewesen. Aber du kennst ja die Läden hier bei uns: Die meisten Häuser sind schon gebaut worden, bevor unsere Großeltern auf die Welt kamen, und haben immer noch dieselben Scheiben. Hier laufen die Leute eben einfach nicht durch die Gegend und brechen irgendwo ein. Wenigstens bis jetzt.
    Das Schaufenster zersprang in tausend Stücke. Meredith und ich zuckten zusammen. Zum Glück war Quentin so sehr damit beschäftigt, die Ware zu begaffen, dass er uns nicht mal bemerkt hätte, wenn wir vor ihm Stepptanz gemacht hätten. Ich wartete darauf, dass er hineinging, damit wir weglaufen konnten, da riss Meredith sich los und marschierte auf ihn zu.
    »Das darfst du nicht!«, rief sie und klang dabei viel zu wütend für eine

Weitere Kostenlose Bücher