Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
Vom Netzwerk:
fünf Autos«, erklärte er. »Ich hab die Listen entsprechend aufgeteilt. Für jede Gruppe müssten es acht Stopps sein, bis auf die Gruppe für die Außenbezirke, die müssen immer nur ein Haus übernehmen. Patrick und Terry haben die Wagen schon beladen, wie du sie gebeten hattest. Also kann es losgehen.«
    Er übergab Gav die Papiere, der sie studierte und anschließend zu der wartenden Menschengruppe hinübersah.
    »Du weißt, dass ich dich eines Tages dazu bringe, selbst mit ihnen zu reden«, sagte Gav.
    »Und du weißt, dass sie auf dich mehr hören, als sie es auf mich jemals tun würden«, erwiderte Warren. »Also mach schon, sprich mit ihnen – sie können es alle kaum erwarten, endlich loszulegen.«
    Gav sah ihn noch einmal scherzhaft böse an und trabte dann zur Eingangstreppe des Krankenhauses hinüber. Er zögerte einen Moment, dann bat er alle um Aufmerksamkeit. Warren wandte sich mir mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen zu.
    »Als wir den Job noch alleine gemacht haben, hat es ihm besser gefallen«, erklärte er mir. »Aber er kriegt es trotzdem immer irgendwie hin, dass alle prima zusammenarbeiten. Und nicht etwa, weil er die Lorbeeren für etwas kassieren will, das nicht auf seinem Mist gewachsen ist. Das war alles seine Idee. Ich helfe nur dabei, dass es gut läuft, weil er mich darum gebeten hat.«
    »Hältst du das Ganze denn nicht für eine wichtige Sache?«, fragte ich ihn.
    »Natürlich ist es wichtig«, erwiderte er. »Aber stell mich mal da vorne hin – ich verwandle mich auf der Stelle in einen wortlosen Klotz. Er dagegen hat die richtige Ausstrahlung. Das spornt die Leute an.«
    Wir sahen beide hinüber zu Gav, der lebhaft gestikulierte, während er erklärte, warum es so wichtig war, dass auch alle von der Verunreinigung des Wassers erfuhren. Wie nervös er vorher auch gewesen sein mochte, jetzt stand er da, felsenfest und wild entschlossen, mit leuchtenden Augen, als ginge es um Leben und Tod. Und darum geht es schließlich auch.
    »Ihr zwei seid sicher schon lange befreundet«, sagte ich zu Warren.
    »Stimmt«, antwortete er. »Seit der zweiten Klasse. Damals machte sich die Lehrerin über ihn lustig, weil er noch nicht schwimmen konnte. Er wollte es ihr heimzahlen, und ich hatte die perfekte Idee für einen Streich. Und seitdem stecken wir immer unter einer Decke.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Was habt ihr denn mit ihr gemacht?«
    Sein Lächeln bekam einen leicht spitzbübischen Ausdruck. »Ich glaube nicht, dass es ihm gefallen würde, wenn ich dir das erzähle«, antwortete er und nickte mit dem Kopf in Richtung Gav, der gerade auf uns zukam. Die anderen verschwanden jeweils zu zweit mit ihren Stadtplänen und Listen in den Autos. Seine eigenen Wagenschlüssel hatte Gav offensichtlich an den Pfleger weitergegeben.
    Also stiegen wir drei nacheinander in Warrens Auto, die beiden Jungs vorne und ich mit einer Ladung Lebensmitteltüten auf den Rücksitz.
    Teilweise war es gar nicht so schlimm wie erwartet. Während wir so fuhren und uns unterhielten, hätte man fast meinen können, wir wären ein paar Freunde auf Ausflugstour. Und die meisten der Leute, an deren Tür ich klopfte, sahen gesund aus und waren erleichtert, mich zu sehen, sogar als ich ihnen von dem Problem mit dem Wasser berichtete.
    Aber dann war da auch noch diese Frau, die mir einfach nur das Essen aus der Hand riss und die Tür vor mir zuknallte, bevor ich überhaupt ein Wort sagen konnte. Dahinter hörte ich die Stimme eines kleinen Jungen, der vor sich hin plapperte und zwischendurch ab und zu nieste. Und der Mann, der nicht aufhören konnte zu husten und ins Krankenhaus gebracht werden musste.
    »Ich fahre ihn«, bot ich an, während Gav mich entsetzt anblickte.
    »Nein, ich übernehme die Kranken«, sagte er. »Ich hab gesagt, dass wir sie einliefern sollen, also bin ich auch derjenige, der sich darum kümmert.«
    »Ja«, erwiderte ich. »Aber ich hab die Krankheit schon hinter mir, und du kannst dich immer noch anstecken. Da ergibt es doch andersherum viel mehr Sinn.«
    Diese Tatsachen konnte er natürlich nicht ernsthaft leugnen, so dass ich mich schließlich durchsetzen konnte. Er bestand allerdings darauf, dem Mann noch in den Wagen zu helfen. Als ich hinüber zum Fahrersitz kam, legte er mir die Hand auf den Arm.
    »Sei vorsichtig«, warnte er mich. »Wenn du irgendjemanden durch die Gegend fahren siehst, der nicht zu uns gehört …«
    »Ich weiß«, beruhigte ich ihn »Ich pass schon auf.

Weitere Kostenlose Bücher